Ich finde es schon erstaunlich, dass Dry Cleaning mit ihrem extrem trockenen Post-Punk so populär geworden sind und beispielsweise in Berlin problemlos das SO36 ausverkaufen. Live ist die Performance von Sängerin Florence Shaw ziemlich exakt so wie man nach Hören der Platte erwarten würde: weird, a propos of nothing, Anti-Entertainment. Eine 100%-Bestätigung der Kritik aus dem New Yorker:
„the default setting is exaggerated Britishness, her every detached utterance performed with an eye roll — she’s the rare post-punk performer whom even the Queen might admire. A vocalist who rarely deigns to sing but, rather, presents her lyrics as if engaged in an apathetic phone conversation.”
Kurios aber, dass neben unserer Post-Punk-Poetin eine Band steht, die einen ganz anderen Film fährt: stilistisch scheint der Gitarrist aus einer Nu-Metal-Band zu sein, der Bassist True Metal. Beide sehr begeisterungsfähig.
Sound war kristallklar und druckvoll – und im Gegensatz zur Platte dominiert live nicht etwa der Bass, der in den Aufnahmen so sehr diese Songs treibt, sondern das Gitarrenspiel von Tom Dowse, das eine wirklich interessante Mischung aus minimalistisch (eigentlich ja wenige Töne) mit Lust an experimentellen Ausflügen ist. Entgegen des Guitarrero-Aussehens also im Zweifel mehr Sonic Youth als Limp Bizkit.
Vorband war Maria Sommerville, die sich so in Nebel gehüllt hat, dass ich tatsächlich nichts erkennen konnte. Aus der Nico-Schule, allerdings ohne deren verstörenden Ansatz.
Der Fluch der späten Geburt.