vonChristian Ihle 06.11.2022

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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The Sparks Brothers (Regie: Edgar Wright)

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Zwischen verfilmtem Wikipedia-Eintrag und Fan-Hudelei findet sich Edgar Wrights großangelegte Sparks-Biographie wieder, ist aber dank der Exzentrik seiner beiden Protagonisten dennoch unterhaltsam genug, um auch seine überlange Spielzeit von 141 (!) Minuten halbwegs zu rechtfertigen.

Am interessantesten wird „Sparks Brothers“, wenn der durch Punk begründete Umbruch in der Musikszene thematisiert wird, und die Mael-Brüder mit ihrem operettenhaften Prog-Pop auf einmal nicht mehr die originellen Weirdos und Ikonoklasten sind, sondern yesterdays news. Hier den Weg zu Giorgio Moroder und in aggressive Synth-Keyboards zu finden, war ein Geniestreich, der auf die von Punk gestellten Fragen mit einer überraschenden, aber konequenten Antwort reagierte.

Annette (Regie: Leos Carax)

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Keine Kunstform nervt mich mehr als Musicals, also sollte auch Leos Carax‘ „Annette“ bei mir auf taube Ohren und geschlossene Augen stoßen, selbst wenn die Sparks für Drehbuch und Musik sich verantwortlich zeichneten.

Aber von der – wirklich bemerkenswerten – ersten Szene an ist Carax‘ Weirdo-Musical eine mitreissende und im Grunde völlig deprimierende Fahrt durch ein egomanes Leben, ein Rausch des Narzismuss, eine Hymne der Selbstzerstörung. „Annette“ ist fürchterlich lang (139 Minuten), oft unerträglich nervig und auch musikalisch trotz Sparks’schen Kompositionen kein Pop-Feuerwerk. Aber „Annette“ ist auch berührend und hinterfragend, beschwingt und wild – und vor allem in seiner Konsequenz des Niedergangs beeindruckend.

„Annette“ ist zudem die Adam-Driver-Show. Marion Cotillard darf/kann nicht mehr als das das schöne Beiwerk sein, das Drivers Rolle die Fallhöhe gibt, weil sein Charakter dadurch wirklich etwas zu verlieren hat und so nicht *nur* aus Zynismus besteht.

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https://blogs.taz.de/popblog/2022/11/06/diese-sparks-brueder-eine-doku-ein-musical/

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kommentare

  • The Sparks sind schon phänomenal mit ihrer Fähigkeit, über fünfzig Jahre hinweg immer wieder irgendwie aufzutauchen und relevante bis brillante Musik zu präsentieren, von der „THIS TOWN AIN’T BIG ENOUGH“ -Phase über Moroder, über WHOMP THAT SUCKER, dessen „I MARRIED A MARTIAN“ damals von Diedrich Diederichsen irgendwo als Song des Jahres gefeiert wurde, über „WHEN DO I GET TO SING MY WAY“ und so weiter bis jetzt.

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