vonChristian Ihle 05.02.2023

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Close (2022, Regie: Lukas Dhont)
im Kino

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„Close“ ist eindrucksvoll gefilmt und stark gespielt. Insbesondere zu Beginn ist auch die Geschichte ungewöhnlich, erzählt sie doch von einer tiefen, innigen Bindung zweier Jungs, ohne eine sexuelle Neigung zu thematisieren – gerade durch dieses Fehlen verdeutlich „Close“ erst recht, wie selten diese Darstellung einer tiefen Verbundenheit zwischen zwei Männern im Film überhaupt ist – oder womöglich in unserer Gesellschaft generell?

Durch eher unschuldige Nachfragen an der neuen Schule („seid ihr ein Paar?“) wird aber der erste Moment der Zwietracht, des von außen erzwungenen Abnabelungsprozesses gesät, woraufhin alles downhill geht. Lukas Dhont gelingt hier eine alternative Schöpfungsgeschichte im Jetzt zu erzählen und bindet den Moment der „Erkenntnis“ ohne große Dramatik in diesen Verlauf ein – das ist schon sehr stark inszeniert.

Die folgenden zwei Drittel des Films bewegen sich aber weg von dieser luftigen Ausgangssituation mit dunklen Untertönen in ein handfesteres Drama, das weiterhin stark inszeniert ist (der Moment der Verkündung des ‚zentralen Ereignisses‘!), aber nun doch deutlich konventionelleres Arthouse-Kino wird, das mich ganz offensichtlich weit weniger berührt hat als den Rest der Welt (Cannes, Letterboxd, imdb). (6/10)

Acht Berge (2022, Regie: Felix van Groeningen & Charlotte Vandermeersch)
Im Kino

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Bärtige Männer doing Bärtige Männer things:
Haus bauen, Gipfel besteigen, Väter hassen.

Auf mich wirken die beiden gegensätzlichen Freunde (der eine läuft immer weg, der andere kann nur verweilen), deren Geschichte „Acht Berge“ erzählt, allerdings gar nicht so unähnlich und deshalb funktioniert wahrscheinlich auch der Aufbau des Films bei mir nicht so ganz. Ich kann aber durchaus nachvollziehen, dass man bei Liebe zur alten Natur und jungen Naturburschen hier eine gewisse Erfüllung findet. Gibt wahrscheinlich (heimlichen) Outdoor Types mehr als mir, aber, ja, schöne Bilder von Schneebergen in überraschendem 4:3-Format. (5/10)

Die Verachtung (1963, Regie: Jean-Luc Godard)
zur Leihe bei Amazon, Magenta & Co

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Einerseits vielleicht Godards konventionellster Film, andererseits aber eben doch Godard durch und durch.

Diese Geschichte einer Beziehung in der Krise bzw. einer sich lange andeutender Trennung eines Paares ist zwar für Godards Verhältnisse klar strukturiert und mit verhältnismäßig wenigen Polit-Exkursen gepfeffert, aber manchmal doch emotional undurchdringbar.

Richtig zu sich kommt „Le Mepris“ in seiner letzten halben Stunde, wenn die Gesellschaft für einen Filmdreh auf Capri zieht und dort auf der Treppe der Villa Malaparte, dem nach „Marienbad“ wunderschönsten Setting der Filmgeschichte, Brigitte Bardot sonnenbadet. Nicht minder beeindruckend ist Fritz Lang als Regisseur in den Fängen Hollywoods, der die „Odyssee“ als Film-im-Film in besten, abstrakten Bildern inszeniert, woraufhin Jack Palance als US-Geldgeber Filmrollen vor Wut durch die Gegend schmeißt. (7/10)

Das indische Grabmal (1959, Regie: Fritz Lang)
zur Leihe bei Amazon, apple, YouTube & Co

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Etwas schwächer als sein erster Teil, der „Tiger von Eschnapur“, aber doch ordentliches Abenteuerkino der End50er – mit allen damit einhergehenden Caveats (Brownface, Exotismus, White Saviour Komplex etc pp).

Fritz Lang konnte aber auch zu diesem späten Zeitpunkt seiner Karriere handwerklich gut inszenieren und mindestens die Tanzszene von Debra Paget ist auch heute noch erstaunlich.

Wahrscheinlich hätte Lang sogar das Genre des Grauens, das Musical, mitreissend auf Film bannen können. (5/10)

Austenland (2013, Regie: Jerusha Hess)
auf Netflix

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Etwas unschlüssig in seiner Figurenzeichnung, die oft recht plotgetrieben wirkt (meint: Charakter macht etwas, das eigentlich nicht zu seiner bisherigen Zeichnung passt, aber Plot muss halt weitergehen).

Gelingt allerdings gegen Ende dann doch ein mild-überraschender Twist, der die arge Vorhersehbarkeit der Story erfolgreich torpediert. Keri Russell in der Hauptrolle zudem mit ausreichend sprödem Charme, um über die 90 Minuten zu tragen. (5/10)

Emmy The Great hat den Soundtrack zu „Austenland“ geschrieben und neben einem „Only You“-Cover sind durchaus einige Songs hörenswert:

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Caveman (2023, Regie: Laura Lackmann)

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Nach einer anfangs platten „Männer sind vom Mars, Frauen von der Venus“-Klischeekanonade subvertiert Regisseurin Laura Lackmann Schritt für Schritt das eigentlich erwartbare Schenkelklopfer-Ergebnis, das „Caveman“ in den Händen von Til Schweiger geworden wäre, bis fürs Feel-Good-Ende sogar die Wokebärchen und Mammutmaskottchen Ringelreihen tanzen dürfen.

Auch wenn etliche Gags platt ausfallen und vor allem die Figurenzeichnung nicht konsistent ist, sondern je nach Moment des Films sich die Männlein und Weiblein nach Klischee X oder dem Gegenentwurf Y zum Klischee verhalten müssen, ist „Caveman“ kurzweiliger und differenzierter als ich erwartet hätte.

Eine ordentliche deutsche Mainstream-Komödie, wer hätte es gedacht! (6/10)

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