Clerks III (2022, Regie: Kevin Smith)
auf Netflix
„That’s how we did it in the ’90s, son!“ sagt Jay zu einem Weed-kaufenden Kunden. Und das ist auch, was sich Kevin Smith (schon wieder) gedacht hat. Noch einmal Eintauchen in das ‚View Askewniverse‚, noch einmal Rumhängen mit Randal und Dante, noch einmal dem Jay & Silent Bob Doubleact beim 90s-Skit-Machen zuschauen.
Aber während ich „Clerks 2“ (2006) sogar richtig gut in Erinnerung habe & kaum schlechter finde als Smith‘ Karrierengründer „Clerks“ (1994), ja sogar dem „Jay & Silent Bob Reboot“ (2019) nach einer quälenden ersten Stunde noch etwas abgewinnen konnte, ist „Clerks 3“ wirklich einfach schlecht gespielt, langweilig erzählt und nur mit Müh und Not dank einer Meta-Meta-Handlung auf clever getrimmt.
Snoochie Boochies, nicht mit mir. (3/10)
Manila in the Claws of Light (1975, Regie: Lino Brocka)
auf mubi
Heftiger soziorealistischer Abstiegsfilm, der die Verlockungen der Großstadt knallhart mit ihrer Härte kontrastiert.
Zu einem Gutteil spielt „Manila in the Claws of Light“ in seiner ersten Hälfte wie ein Quasi-Ken-Loach-Film auf den Philippinen. Die unerträglichen Arbeitsbedingungen, die Frechheiten bei der Lohnauszahlung. Die Käuflichkeit von allem und jedem, der kein Kapital besitzt.
Mit weiterer Spieldauer gewinnt „Manila in the Claws of Light“ eine Krimiebene hinzu, sucht unser Protagonist doch nach seiner Jugendliebe, die aller Wahrscheinlichkeit nach aus dem ländlichen Dorf in die städtische Prostitution verkauft wurde. Lino Brocka überrascht mit für die Zeit heftigen Themen wie Gay-Sex und offener Thematisierung von Käuflichkeit, filmt Manila mit dokumentarischem Blick auf Baustellen und Flohmärkten, Suppenküchen und Müllplätzen.
„Manila in the Claws of Light“ ist eine einzige, lange Abwärtsspirale.
Kein angenehmer Film, aber ein erstaunlicher. (7/10)
I Came By (2022, Regie: Babak Anvari)
auf Netflix
Angesicht dessen, dass Babak Anvari noch fünf Jahre zuvor den sehr guten, gleichzeitig realistischen wie poetischen iranischen Horrorfilm „Under The Shadow“ gedreht hat, ist Stangenware wie „I Came By“ natürlich eine Enttäuschung.
Gemessen am üblichen Netflix-Backcatalog allerdings weiß „I Came By“ durchaus zu überzeugen, da dieses Riff auf „Don’t Breathe“ erfreulich ruchlos ist und mich doch mehrfach auf dem falschen Fuß erwischt hat. Die Besetzung ist mit George MacKay, Kelly Macdonald und Hugh Bonneville zudem überdurchschnittlich gut. (6/10)
Werckmeister Harmonies (2000, Regie: Béla Tarr)
auf mubi
Was für Tableaus, welch eindringlicher Score, wie gut die Kamera!
Inhaltlich scheint mir „Werckmeister Harmonies“ entweder sehr rätselhaft und mythisch zu sein – oder eine recht klare Allegorie auf den Faschismus. Insbesondere die nie im Bild befindliche Figur des „Herzogs“ mit seinem Talent zum Menschenmassenmanipulieren über die Kraft der Rhetorik und der Aufstachelung gegen das „Andere“ spielt wie eine poetische Skizze nach Hitler-Vorbild.
Doch „Werckmeister Harmonies“ wirkt sicher nicht über die Akkorde, die der Plot spielt, sondern über die begleitenden Töne, die zwischen diesen Story-Elementen zu hören sind. Bela Tarrs vielgelobtes Großwerk ist dabei im Übrigen gar nicht so sehr „Kunst“ und Abstraktion, wie ich immer vermutet hatte, sondern eine Abfolge von für sich genommen zugänglichen, wenn auch nicht immer ganz verständlichen Einzelszenen, die jeweils mit einem einzigen Kameraschwenk gefilmt wurden.
Ein beeindruckender Film, den ich gerne im Kino gesehen hätte, um ihn in seiner ganzen Wucht von Bild, Ton und Langsamkeit auf mich wirken zu lassen. (7/10)
Procession (2021, Regie: Robert Greene)
auf Netflix
Durchaus interessantes Konzept: eine Gruppe „Survivor“ von kirchlichem Kindesmissbrauch arbeiten zur Traumabewältigung in einer Therapiegruppe Filmszenen aus, in denen sie selbst mitspielen.
Es werden viele unterschiedlichen Arten, mit einer solchen Verletzung umzugehen, aufgefächert. Leider hat mich „Procession“ bei aller guten Intention aber nie gegriffen und weit weniger Eindruck hinterlassen als beispielsweise der verwandt konstruierte „Casting JonBenet“ (auch Netflix). (5/10)
Das schönste Paar (2018, Regie: Sven Taddicken)
auf Amazon Prime
Nachdem Liv im Urlaub vergewaltigt wurde, entdeckt sie den jungen Täter ein Jahr später im Alltag wieder. Wie Liv und ihr Freund Malte damit umgehen, ist der Kern von „Das schönste Paar“ (seltsamer Titel, irreführendes Plakat).
Das hat einige sehr starke Szenen, auch weil Täter Sascha wirklich äußerst unangenehm auftritt, ist aber nicht immer glaubhaft hergeleitet und endet irgendwie unbefriedigend angesichts der vorher angeschnittenen Themen. Aber dennoch ordentlicher Film. (6/10)
Die Mächte des Wahnsinns (1994, Regie: John Carpenter)
auf Amazon Prime
Warum ich den Film vor gut 30 Jahren so gehasst habe (ursprünglich eine meiner wenigen 1/10-Bewertungen) kann ich gar nicht mehr sagen und auch nicht ganz nachvollziehen. Gerade das erste Drittel ist durchaus gelungen und baut schön eine rätselhafte Atmosphäre auf. Allerdings verliert mich der Quatsch dann doch ziemlich ab Eintritt in „Hobbs End“.
Rückblickend schon der Beginn von Carpenters Niedergang.
Adjustierung meiner Bewertung von 1/10 auf ein ablehnendes 4/10-Schulterzucken. (4/10)