vonChristian Ihle 14.04.2023

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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The Menu (2022, Regie: Mark Mylod)
auf Disney+

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“Midsommar” im “Triangle Of Sadness”. Etwas platte Gesellschaftskritik, die aber stylish präsentiert ist und in seiner ersten Hälfte dank einer geschickt erzeugten Ungewissheit überzeugt: wer sind eigentlich die Leute, die in diesem Luxus-Restaurant essen? Und warum verhalten sich alle Arbeiter, als würden sie einem Kult angehören?

Wenn Regisseur Mark Mylod dann allerdings den Schleier lüftet und seine Geschichte aufdeckt, schmeckt “The Menu” weniger gut als es beim Auftragen ausgesehen hatte. Das Ende ist dann zwar einerseits schön konsequent, allerdings auch etwas WTF-beliebig. Immerhin hatte Ralph Fiennes offensichtlich größten Spaß in seiner Rolle als megalomanischer Weltklassekoch.

Das schwarze Quadrat (2021, Regie: Peter Meister)
auf amazon prime

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Eine gelungene deutsche Kunstraub-Komödie!

“Das schwarze Quadrat” kreist um Malewitschs gleichnamiges, revolutionäres Gemälde der Modernen Kunst, das zwei Langfinger an sich genommen haben und nun ausgerechnet auf einem Kreuzfahrtschiff dem Auftraggeber – natürlich ein östlicher Oligarch – übergeben wollen. Nach mehreren kuriosen Verwicklungen (Verkehrsstau, Ticketraub, amouröse Ambitionen) sind am Ende ein David-Bowie- und Elvis-Presley-Imitator auf der Jagd nach drei schwarzen Quadraten, von denen zwei allerdings Fälschungen aus Not sind, die nach Urin riechen (fragt nicht).

Einige schöne Seitenhiebe aufs Kunstbanausentum (Security-Check-In mit dem “Schwarzen Qudrat”: “Hat meine fünfjährige Tochter gemalt und wollte ich unbedingt auf die Reise als Erinnerung mitnehmen” – Securityguard: “Meine ist vier, kann aber schon Bäume malen!”), eine gute Besetzung mit Sandra Hüller, Pheline Roggan und einem alles gebenden Bernhard Schütz sowie eine schön ins Chaos eskalierende Story machen “Das schwarze Qudrat” zu einer doch überraschend überdurchschnittlichen deutschen Genre-Komödie.

Tenebre (1982, Regie: Dario Argento)
auf Netflix

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Hat je ein Regisseur so sehr Klingen und das blitzende Metall von Messern fetischisiert? In “Tenebre” feiert Dario Argento in dieser Hinsicht seine Meisterschaft.

Wie oft in Argentos Filmen ist auch hier wieder die Kamera und Inszenierung besser als die eigentliche Krimigeschichte, die sich diesmal immerhin von Übersinnlichem fernhält und nur etwas verwirrend von mehreren Morden erzählt. Im Gedächtnis bleiben vor allem zwei Szenen: die irre Kamerafahrt am Haus des lesbischen Pärchens entlang und die Blutorgie am Ende, die Quentin Tarantino einmal als seine liebste On-Screen-Todesszene genannt hat (“paints the wall with blood”). “Tenebre” war nicht umsonst für Jahrzehnte in Deutschland “verboten” und ist nun doch etwas überraschend ungekürzt im Netflix-Katalog zu finden.

Wie Argentos andere Achtziger Jahre – Filme (“Opera”, “Phenomena”) überzeugend, ohne ganz die Klasse seiner Siebziger Jahre – Werke (“Profondo Rosso”, “Suspiria”, “The Bird with the Crystal Plumage”) zu erreichen.

Shocker (1989, Regie: Wes Craven)
auf Joyn, sowie zur Leihe bei Amazon

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Von den ersten Hair-Metal-Klängen an schreit “Shocker” seine End80er-Entstehungszeit heraus. Die Geschichte ist selbst für einen Horrorfilm aus den 80ern allerdings wirklich behämmert, das Acting hoffnungslos drüber und so habe ich es nur bis zur Hälfte ausgehalten.
Klar der schlechteste Wes Craven – Film, den ich bisher gesehen habe.

Una & Ray (2016, Regie: Benedict Andrews)
auf amazon prime

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Seltsamer Film, der seine Theaterstück-Wurzeln nie verneinen kann. Die Geschichte um sexuellen Missbrauch und die daraus entstehenden psychischen Langzeitschäden spielt seltsam verhalten und endet auf einem Nichts, das man im besten Fall als mehdeutig loben kann oder im schlimmsten als deplatzierte Verharmlosung schimpfen muss.

Mir fällt wirklich schwer, den Punkt des Films zu verstehen, und mich würde schon interessieren, ob das Theaterstück mehr Ziel hatte. Schade um die gute Besetzung mit Ben Mendelsohn, Riz Ahmed und Rooney Mara.

Edgar Wallace – Die toten Augen von London (1961, Regie: Alfred Vohrer)
zur Leihe bei AppleTV, YouTube, Amazon

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Alfred Vohrers Debüt in der Edgar-Wallace-Reihe – er sollte noch 13 (!) weitere Wallace-Krimis drehen – ist mit einem ewig nebligen London und einer Themse, in der ständig reiche Ausländer verschwinden, stimmungsvoll gefilmt.

Blacky Fuchsberger findet einen guten Mittelweg aus Charme und Spaß, Kinski rollt beeindruckend Augen, Eddie Arent klamaukt sich trocken durch die Szenerie. Lediglich die Krimigeschichte selbst ist von allzu großer Vorhersehbarkeit. Es telegraphiert eben schon ein wenig “Bösewicht”, wenn eine zentrale Figur als Zigarettenhalter einen Menschenschädel auf dem Tisch stehen hat. Just sayin.

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