Auf der einen Seite kann ich jetzt nicht sagen, dass „Good Mothers“ mitreissend genug gewesen wäre, um den Gewinn des Berlinale Series Awards zu rechtfertigen, aber dank eines tatsächlichen neuen Blickwinkels auf die Mafia ist „Good Mothers“ sicher sehenswert, denn diesem nun wirklich in allen erdenklichen Spielarten durchexerzierten Genre noch eine neue Perspektive abzugewinnen, ist erstaunlich.
„Good Mothers“ ist, wie der Titel andeutet, eine Art feministische Mafia-Serie. Streng aus der Sicht einer handvoll Frauen erzählt, wird deutlich, wie einschnürend das Mafia-Geflecht gerade für junge Frauen ist. Flirten oder Fremdgehen ist im katholisch geprägten Süditalien sowieso schon eine Schande, wenn aber deine Familie das gleichzeitig auch noch als Zeichen der Illoyalität interpretiert und damit Rückschlüsse auf mögliche Freigiebigkeit an Informationen zieht, werden solche Aktionen schnell lebensgefährlich.
Was „Good Mothers“ neben einer zu selten wirklich angezogenen Spannungsschraube aber zu Großartigkeit fehlt, ist die platte Zeichnung der männlichen Charaktere, die – beispielsweise ohne jede Empathie selbst der eigenen Tochter gegenüber – wie Bösewichter aus einem Comic in dieser sonst so naturalistischen Serie wie Fremdkörper wirken.