vonChristian Ihle 26.05.2023

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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You see, he feels like Ivan
Born under the Brixton sun
His game is called survivin’
At the end of ‘The Harder They Come’

…singen The Clash in ihrem unzerstörbaren “Guns Of Brixton” (diese Basslinie!) und zeigen in dieser Stelle schön den Einfluss auf, den “The Harder They Come”, der erste (!) jamaikanische Spielfilm überhaupt, bis in die europäische Szene hinein hatte.

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Perry Henzell besetzt den Reggae-Sänger Jimmy Cliff in der Hauptrolle und taucht tief in ein Kingston voller Armut, Arbeitslosigkeit, Musikfanatismus und Gewalt ein.
Cliffs Ivan sagt sich “acht Stunden sind kein Tag” und will nicht buckeln für The Man, sondern singen, tanzen, leben. Zunächst strebt er eine Karriere als Musiker an, wird natürlich vom Produzenten über den Tisch gezogen, und sieht sich frustriert in die Ecke getrieben. Selbst als er sich als Kleindealer verdingt, hinterfragt er – ganz der Marxist! – die Produktionsbedingungen, das Kapital und die Ausbeutung. Als er schlussendlich mit einer Waffe für gerechte Verteilung (für sich) versorgt, wird er von halb Jamaica gejagt und von der anderen Hälfte als Folk Hero geliebt. In einer schönen Volte schlägt sich der fette Produzentenarsch letztlich auf seine Seite, denn Platten von kriminellen Folk Heros verkaufen sich nun mal so gut, dass selbst die Polizei mit ihren Spitzelhonoraren nicht mithalten kann.

When they kick at your front door
How you gonna come?
With your hands on your head
Or on the trigger of your gun?

“The Harder The Come” ist randvoll mit wilden Charakteren, fantastischer Musik (neben Jimmy Cliffs Songs vor allem das von mir heißgeliebte “Johnny Too Bad” der Slickers), absolut unglaublichen Kopfbedeckungen und Attitude, dass der Film dir fast auf den Schoß springt vor Direktheit.

Wirklich bemerkenswert ist neben all dem kapitalismuskritischen Subtext, der hier deutlicher als in anderen Räuberpistolen herausgearbeitet wird, ohne aber Godard’sche Verkopftheit auch nur zu streifen, die Positionierung von Ivan selbst. Ivan wird zwar ohne Frage zum Folk Hero, aber dieser jamaikanische Robin Hood bleibt trotzdem immer ein egozentrisches Arschloch, das in den persönlichen Beziehungen (vor allem zu Frauen) keineswegs die gleiche Verteilung durchsetzt, die er im äußeren Leben so dringlich einfordert, sondern immer erst einmal das Gute Leben für sich sucht.

Ein mitreissender Film von erstaunlicher Ambiguität.

(legal & for free auf PLEX)

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