Der Pass – 3. Staffel (2023, Creator: Cyrill Boss / Philipp Stennert)
Bereits zur ersten Staffel habe ich eine kleine Hymne auf die Sky-Serie verfasst, die zweite Staffel war sogar noch besser (und mit „Dark“ sicherlich das beste, was deutsches Fernsehen in den letzten Jahrzehnten auf den Schirm gebracht hat) und auch die dritte Staffel bleibt auf hohem Niveau.
Auch in dieser letzten Season ist „Der Pass“ ein Thrillerdrama, wie es im deutsch-österreichischen Fernsehen selten eines gegeben hat. Auf der einen Seite ist es natürlich mehr als schade, sich von Ofczarek und Jentsch als gegensätzlichem – und letztlich doch sehr ähnlichem – Ermittlerpaar verabschieden zu müssen, andererseits hat die Serie aber nun eine Schwere und Charakter-Dichte erreicht, die zu einem Ende geführt werden musste, sollte die Geschichte nicht zu einer Selbstparodie werden.
Die dritte Auflage mag vielleicht nicht ganz so phänomenal stark wie die zweite Staffel sein, ist aber immer noch bestes Fernsehen, das in Look, Performances und auch in der atmosphärischen Dichte seiner Erzählung begeistert.
Was grundsätzlich an „Der Pass“ über die drei Staffeln hinweg – neben dem Offensichtlichen: Ofczarek! – hervorzuheben ist: wie sehr diese Krimiserie darauf verzichtet, seine Spannung aus dem Whodunnit selbst zu ziehen, sondern mal um mal frühzeitig den eigentlichen Täter enttarnt und dennoch eine enorme Suspense allein durch die schauspielerischen Leistungen und die atmosphärisch so ergreifende Art der Erzählung erschafft.
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Das Review zu Staffel 1 von 2019
Auf einem Grenzstein in den Alpen wird eine Leiche gefunden, die je hälftig in Deutschland und Österreich liegt. Die deutsche Ermittlerin (Julia Jentsch) ist höflich, professionell, zielstrebig – der österreichische Kommissar (Nicholas Ofczarek) ein abgeranzter Grummler, der am liebsten mit dem ganzen Fall nichts zu tun haben möchte. Bald geschehen weitere Mordfälle und die Ermittler werden immer tiefer in den Fall gezogen…
Was zunächst wie die xte Neuauflage der skandinavischen Thrillerserie „Die Brücke“ klingt – und das ist eigentlich kein gutes Zeichen, waren doch die britische („The Tunnel“) und die amerikanische („The Bridge America“) Version jeweils Rohrkrepierer – entwickelt sich schnell zu einem eigenständigen Krimiformat und ist stattdessen ein Riff auf die gleiche Ausgangssituation, das die Geschichte und die Charaktere in völlig neue Richtungen entwickelt. Selbst einige gewagte Story-Entscheidungen, wie die frühzeitige Demaskierung des Killers, mindern nicht die Spannung, sondern überführen „Der Pass“ von einem schnöden whodunnit-Krimi zu einem fesselnden, schachspielartigen Polizeiermittlungsfilm.
Die Sky-Produktion „Der Pass“ ist auf einem bemerkenswerten Niveau: die Bilder der ständig schneebedeckten Alpen haben Kinoformat, die Düsternis ist allgegenwärtig und die Schauspielleistungen sind durch die Bank beeindruckend. Was der aus den Schalko-Produktionen „Altes Geld“ und „Braunschlag“ bekannte Nicholas Ofczarek spielt, sucht seinesgleichen im deutschen Fernsehen. Ofczarek ist das wild pochende Herz von „Der Pass“, eine getriebene Seele, die Trauer und Frust in Alkohol und Wolfgang Ambros ertränkt.