vonChristian Ihle 03.07.2023

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Spiral: From the Book of Saw (2021, Regie: Darren Lynn Bousman)
auf Amazon Prime

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Meine Fresse. Unterirdisch. Nicht nur öde und völlig überzogen in seiner Konstruktion inklusive albernster ‚Fallen‘, sondern auch handwerklich einfach schlecht. Dass Chris Rock hierfür keine Goldene Himbeere als schlechtester Schauspieler des Jahres bekommen hat, kann ich gar nicht begreifen (Fun Fact: „Schlechtester Schauspieler“ in jenem Jahr war laut den Razzies übrigens LeBron James für „Space Jam: Legacy“).

Erneut beweist Darren Lynn Bousman dass er ein grottiger Regisseur ist. Es vergehen keine fucking fünf Minuten in „Spiral“, ohne dass ein Flashback die Zusammenhänge des gerade Gesehenen für die allerdümmsten Zuschauer noch mal erklärt. Irre.

Diesen Mist dann noch in eine Art „Defund the Police“ Message zu kleiden, ist a) zynisch und b) am Ende nicht mal in sich schlüssig, weil was ist jetzt der Punkt?

„Spiral“ ist wirklich purer Horror.
Also in seiner Qualität. (2/10)

Edgar Wallace: Das indische Tuch (1963, Regie: Alfred Vohrer)
Zur Leihe bei Apple, Magenta, Amazon & Co

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Da hatte also „Glass Onions“ all seine Ideen her!

„Das indische Tuch“ ist der vielleicht beste Film aus der Edgar-Wallace-Reihe und dabei recht ungewöhnlich konstruiert, sind doch diesmal nicht die nebligen Gassen an der Londoner Themse der Schauplatz und kein Scotland Yard auf Mördersuche, sondern schlicht eine familiäre Mehr-Abend-Gesellschaft, die der Verkündigung des Testaments von Lord Lebanon harrt. Natürlich sind alle mindestens der Erbschleicherei verdächtig, einige Todesfälle unter potentiell Begünstigten später aber auch gleich unter Mordverdacht.

Die Goßfamilie ist mit herrlich skurrilen Charakteren besetzt, Kinski spielt mit sagenhafter Nervosität, Hans Clarin gibt das leicht irre Klaviergenie, Siegfried Schürenberg den onkeligen Abenteuermann. Toll! Lediglich das Ende ist zu huschig hingeworfen und hält nicht das Niveau der Charaden zuvor, aber dennoch: beste Unterhaltung! (7/10)

Lommbock (2017, Regie: Christian Zübert)
auf Netflix & Disney+

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Die Fortsetzung der – zumindest in meiner Erinnerung – sehr guten Kifferkomödie „Lammbock“ fährt den Hasch-Humor etwas zurück und bewegt sich mehr in Richtung Fäkal- & Sex-Scherze.

Einige gelungene Momente (das gecrashte Date, die Penisprothese inkl Katheder zur Drogentestumgehung) hat zwar auch „Lommbock“, aber so richtig passen die einzelnen Teile nicht zu einander und so wird Christian Züberts Nachfolgefilm mehr zur Sketchparade, der keine übergreifende Geschichte gelingt.

Der Charme des Originals ist größtenteils verflogen, aber immerhin besser als Schweiger & Co. (5/10)

She Said (2022, Regie: Maria Schrader)
zur Leihe bei Google

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Verstehe den „Thriller“-Ansatz bei „She Said“ nicht recht: die verzweifelte Suche nach Betroffenen, die sich trauen, gegen Harvey Weinstein auszusagen, ist a) natürlich eh zu bekannt und b) dann auch nie wirklich spannend genug, weil „She Said“ zuvor keine ausreichenden Grundlagen legt, warum die Opfer die Aussagen vermeiden möchten. Das wird zwar immer wieder kurz angesprochen, aber nicht in der notwendigen Direktheit vermittelt. So bleibt ein okayer Journalismus-Film, der auch nicht besser ist als „Spotlight“. (5/10)

The Frozen Ground (2013, Regie: Scott Walker)
auf Amazon Prime

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„The Frozen Ground“ basiert auf der Geschichte eines realen Serienkillers in Alaska, dessen Taten von bemerkenswerter Abscheulichkeit der Film ‚gut‘ einfängt.

Allerdings entscheidet sich Regisseur Scott Walker (leider, leider nicht der Scott Walker von „The Sun Ain’t Gonna Shine Anymore“ etc pp) nicht für einen Thriller-Ansatz, sondern ein Mittelding aus Täter-Psychogram und Police Procedural. Während letzteres, auch dank eines überraschend serlös spielenden Nicolas Cage als Cop, halbwegs funktioniert, bleibt Walkers Blick auf John Cusacks Serienmörder/Familienvater immer oberflächlich und erklärt nie auch nur ansatzweise, was in ihm vorgehen mag. Dass das Ende a propos of nothing geradezu dummdreist aufgelöst wird, ist zusätzlich ärgerlich. (5/10)

Tödlicher Hass aka Big Guns bzw. Tony Arzenta (1973, Regie: Duccio Tessari)
auf Netlix

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Es gibt wohl kaum ein Sub-Genre, das einen so düsteren, ernüchterten Blick auf die Realität hat, wie der italienische Eurocrime-Film der 70er. Nicht nur, dass die Polizei oft absent ist, staatliche Institutionen von ein paar Einzelkämpfern abgesehen korrupt sind, nein, selbst die Ganoven haben keine Ehre und morden zynisch nur dem eigenen Vorteil nach. Auch „Tödlicher Hass“ (aka „Tony Arzenta“ oder „Big Guns“) reiht sich hier ein.

Alain Delon spielt einen Auftragsmörder der Mafia, der ruhig und mit höchster Professionalität seiner Arbeit nachgeht – hier hallt natürlich ein Echo von Delons Rollen für Melville durch den Film („Le Samourai“, „Circle Rouge“).

Als sich Delon zur Ruhe setzen will, entscheiden die Mafia-Familien: Aussteigen ist nicht, die Fahrt geht weiter oder das Auto brennt. Als das Auto tatsächlich brennt, sitzt aber irrtümlicherweise nicht Delon hinter dem Steuer, sondern sein kleiner Sohn auf dem Sitz. Eine Racheorgie Delons folgt, während der nacheinander die Köpfe mehrerer Mafia-Familien abgeschlagen werden, bis sich alles doch noch zu einem gütlichen Ende mit dem vormals väterlichen Freund und Auftraggeber zu wenden scheint… aber wir sind im italienischen Euro-Crime-Film der 70er, also sind die letzten Sekunden dieses rohen Films seine härtesten. (7/10)

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