“Barbie” ist ein unterhaltsamer und vor allem stilistisch sehr starker Film. Greta Gerwigs Vision des Barbielands spielt wie eine Hyperpop-Version eines Wes Anderson – Films, so pastellfarben leuchtend und akkurat platziert ist hier jedes Ausstattungselement.
Zu Beginn überzeugt “Barbie” auch in seiner Geschichte mit dem Einfall, einer Barbie existentialistische Gedanken aus dem Nichts zuzuführen, was das komplette Barbieland-Konstrukt im Folgenden ins Wanken bringt. Es ist eben nicht mehr immer aufs Neue “jeder Tag der beste Tag”, wenn Du als Barbie über deinen möglichen Tod und den Sinn deiner Existenz nachzudenken beginnst! Hätte “Barbie” sich diese eine Idee genommen und damit in ihrem Überstyle auf neongrellen Rollerskates bis zum Ende durchgerauscht, wäre Gerwig ein fantastischer POP-Blockbuster gelungen.
Ab dem zweiten Akt beginnt “Barbie” aber sich in nie enden wollenden Präventivargument-Kreislauf-Diskussionen zu verfangen, in der jeder mögliche Vorwurf an Barbie / Mattel / “Barbie” bereits vorab gleich im Film diskutiert oder mit Augenzwinkern zugegeben wird. Dass Gerwig hier ihrem Publikum nicht zutraut, selbst eine Position zum Gesehenen zu beziehen, ist schade, weil sie ja sonst keine Scheu besitzt, “Barbie” als offen feministischen Film zu platzieren und so deutlich gegen das Patriarchat zu wettern, wie ich das noch in keinem Blockbuster jemals gesehen habe. Die Angst, irgendjemandem in der (nichtkonservativen) Twitter-Bubble auf den Fuß zu treten, ist in jeder Sekunde spürbar – denn auch viel Augenzwinkern erweckt den Eindruck großer Nervosität.
Was bleibt also? Einerseits ein bemerkenswert eigenständiger Entwurf eines unmöglichen Konzepts, einige wunderbare Sequenzen, überraschend wenig Witz an sich und der kuriose Punkt für einen feministischen Film, dass die beiden männlichen Figuren – Ryan Gosling als “Ken” und Michael Cera als “Alan” (“All of Ken’s clothes fit him!”) – den bleibenden Eindruck hinterlassen, während die Barbies austauschbar wirken und selbst Margot Robbies “stereotypical Barbie” im Zentrum ab dem zweiten Akt wenig dankbaren Inhalt zum Spielen erhält.