vonChristian Ihle 27.08.2023

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Die Tote von Beverly Hills (1964, Regie: Michael Pfleghar)
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Was für ein durchgeknallter Film!

1964 dreht der spätere Erfinder von „Klimbim“, Michael Pfleghar, diese Krimi-/Showbiz-/Freie-Liebe-Satire mit Professor Schwarzwaldklinik Klaus-Jürgen Wussow als Leichenfinder, Hauptverdächtiger und Hobbydetektiv, der dank eines übriggebliebenen Tagebuchs der ermordeten jungen Dame deren Leben nachfühlt. Das ist teilweise so absurd wie in einem Robbet-Grillet-Film (ohne dessen politischen Ambitionen) und fast experimentell gefilmt: mal schwarz-weiß, dann wieder in den knallbuntesten Farben.

Heidelinde Weis als Mädchen in der Titelrolle ist so bezaubernd schräg, dass es jammerschade ist, dass sie mit „Die Tote von Beverly Hills“ keine Weltkarriere gestartet hat.

Endgültig mein Herz hat der verrückte Schluss erobert, in dem die Kessler-Zwillinge auf einer Straßenkreuzung in Las Vegas eine Performance für die Ewigkeit hinlegen.

Wer hätte gedacht, dass der deutsche Film diesseits von May Spils & Klaus Lemke so freidrehend sein konnte! (7/10)

Dead for a Dollar (2022, Regie: Walter Hill)
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In Sepiatöne getauchter Old School Western mit Christoph Waltz und Willem Dafoe von Walter Hill, dessen „Last Man Standing“, einen Western von 1996 mit Bruce Willis, ich sehr schätze.

„Dead For A Dollar“ ist nicht ganz bei „Last Man Standing“, aber gerade in seiner unaufgeregten Geradlinigkeit ein gelungener Film, der sich nicht in Meta-Kommentaren verliert, sondern schlicht vier Parteien mit unterschiedlichen Aktien in einem verschlafenen Dorf zusammenführt und nach langem Gärungsprozess dort den großen Fight auslöst. (6/10)

OSS 117: From Africa with Love (2021, Regie: Nicolas Bedos)
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Obwohl ich großer Freund der ersten beiden „OSS 117“ – Komödien mit Jean Dujardin als französischem Macho-Bond bin, hat die späte, dritte Folge doch viel von deren Charme verloren. Liegt es an den Zeitläuften, dass der herrlich unkorrekte Humor von „OSS 117“ nun 12 Jahre nach Teil 2 nicht mehr wirkt, weil er ideologisch vereinnahmt wurde? Fehlt dem neuen Regisseur Nicolas Bedos einfach das komödiantische Timing von Michel Hazanavicius, der neben Oscar-Gewinner „The Artist“ eben auch die ersten „OSS 117“-Filme gedreht hatte? Oder ist es doch einfach das Drehbuch, das sich nicht so recht entscheiden mag, welche Geschichte es denn erzählen will?

Wahrscheinlich eine Mischung aus allen drei Faktoren, doch das Drehbuch ist sicher das größte Problem. Die eigentliche Magie der ersten beiden Filme lag darin, gerade durch die Überspitzung des Sexismus, des Konservativismus und auch der Nazikeule parodistisch die in den Bond-Filmen bereits deutlich angelegten Probleme herauszukehren und sie ihrer Lächerlichkeit preiszugeben. Diese Überspitzung gelingt in „Liebesgrüße aus Afrika“ nur selten und wenn am ehesten eben wieder in der Zuschaustellung des Sexistischen Witzes, der Kommunistenangst und in Spurenelementen des Naziklischees, doch hauptsächlich weicht OSS nun auf Rassismus und Homophobie auf, funktioniert dadurch aber weniger als stark als Parodie auf die Agentenfilme der 60er.

„Liebesgrüße aus Afrika“ ist damit der ernsthafteste Spionagefilm der OSS-Reihe und an die Stelle von Schenkelklopfern tritt ein müdes Augenzwinkern. (4/10)

Days of the Bagnold Summer / Mein etwas anderer Florida Sommer (2019, Regie: Simon Bird)
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Ein schöner Belle & Sebastian – Soundtrack reicht leider nicht aus, um die nichtvorhandene Geschichte um einen depressiven Nichts-Tu-Teenager und seine auf eine späte Liebe hoffende Mutter mit genügend Drive zu versehen.

Das ist alles nett, aber ohne wirklichen Witz oder größere emotionale Einblicke. Sicher gut gespielt und in der den Briten eigenen Art mit einem Gefühl für die vom Leben Abgehängten, aber leider auch nicht mehr. (5/10)

Die vierte Macht (2012, Regie: Dennis Gansel)
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Der 2012 von Dennis Gansel für den internationalen Markt auf englisch gedrehte Politthriller „Die vierte Macht“ erzählt von Journalismus und Oppression in Russland. Gut ein Jahrzehnt später gewinnt Gansels Film durch die realen Ereignisse mehr Prägnanz als er zum Zeitpunkt seiner Veröffentlicht vielleicht hatte.

„Die vierte Macht“ thematisiert und kritisiert Russlands militärische Eingriffe in Tschetschenien, die Zerstörung von Wahrheit, den Druck auf die „freie Presse“ und warnt vor einem Staatsapparat, dem jedes Mittel recht ist, um seine politischen Ziele zu erreichen.

Moritz Bleibtreu spielt einen naiven deutschen Gossip-Journalisten, der eine Moskauer Klatschzeitung auf Vordermann bringen soll, aber aus Gründen der Liebe einmal auch einen politischen Artikel platziert. Die Vergeltung folgt auf dem Fuß, als ihm ein Terroranschlag in die Schuhe geschoben wird und er in einem russischen Gefängnis landet.

Etwas unglaubwürdig ist in der Folge seine Wandlung zum Quasi-James-Bond, der im riesengroßen Moskau schnell die ihm unbekannten Verdächtigen findet und sogar Faustkämpfe mit Ex-KGB-Agenten gewinnt.

Aber im Großen und Ganzen ist „Die vierte Macht“ ein überzeugender Polit/Paranoia/Journalismus-Thriller, der offensichtlich internationale Ambitionen hatte (was allerdings leider dazu führt, dass die deutschen Schauspieler wie Bleibtreu, Ergec und Riemelt sich selbst nachsynchronisieren und irritierenderweise vor allem „die Russen“ unter den Deutschen auch noch mit gespieltem Akzent radebrechen als wären wir in einer Moskauer Variante des Kwik-E-Marktes der Simpsons). (6/10)

Breach / Anti-Life (2020, Regie: John Suits)
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Erstaunlich, dass „Breach“ (aka „Anti Life“) nach „Cosmic Sin“ der Bruce-Willis-Film mit der schlechtesten imdb-Bewertung ist, da habe ich schon einige schlechtere gesehen! (genau genommen: 14 schlechtere!)

Natürlich ist weder die Geschichte um ein Raumschiff, in das ein außerirdisches Virus eindringt, wissenschaftlich verlässlich aufbereitet noch originell. Andererseits ist „Breach“ aber handwerklich keine Katastrophe, Bruno mit erstaunlich viel Screentime und das Ende toll düster. Das Creature-Design ist schon wieder so over the top, dass es zwischen lustig und Hut ab! landet. (4/10)
Bruce-Willis-Film Nr. 90

Die Jägerin (2016, Regie: Frédéric Mermoud)

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Nachdem ihr junger Sohn überfahren wurde und die Polizei auf der Suche nach den fahrerflüchtigen Tätern zu keinem Ergebnis kommt, wird eine Mutter zur Hobbydetektivin und beginnt, die vermutete Täterfamilie zu unterwandern.

Nachdem das Krimidrama zu Beginn schön sparsam mit seinen Informationen umgeht und den Zuschauer die Geschichte erst einmal selbst zusammensetzen lässt, wird es in der Folge leider ziemlich überkonstruiert. Nicht nur, dass es nun wirklich kaum glaubwürdig ist, dass die Polizei hilflos vor den Hinweisen steht und Mama innerhalb weniger Tage bereits die Täter identifiziert, sondern auch die folgende Anfreundung mit der Ehefrau sowie das Flirten mit dem Ehemann wirkt doch arg nach Reißbrett-Drehbuch und Chabrol für Arme.

Dass am Ende auch noch ein Twist steht, der *ebenfalls* einiges an Plotkonstruktion erfordert, passt dann sozusagen zum Rest. Schade, nach starkem Beginn wäre hier ein besserer Film möglich gewesen. (5/10)

Phantasm II (1988, Regie: Don Coscarelli)
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Der erste Teil von „Phantasm“ ist ein Sonderling in der Horror-Welle der 70er/80er – ein richtiger Fantasyhorror, der aber im Echten fußt und aufgrund seiner Bizarrheit lange widerhallt.

Leider entscheidet sich Don Coscarelli, der „Phantasm“ als regelrechter Horror-Auteur mehr oder weniger eigenhändig gedreht hatte, in seinem neun Jahre später entstandenen Sequel dafür, zwar die Geschichte direkt weiterzuerzählen, aber „Phantasm II“ als Action-Horror anzulegen. So sind nun unsere Helden mit Flammenwerfern und vierläufigen Flinten auf der Jagd nach ihren Gegnern. Was bleibt ist die Weirdness der Geschichte: „großer Mann“ holt Tote aus Gräbern, verwandelt sie in hässliche Zwerge, um mit ihnen letztendlich seine eigene Welt / Dimension zu bevölkern (ich weiß doch auch nicht!).

Wie schon im Original-„Phantasm“ gelingt auch der Fortsetzung in diesem kurzen Einblick in die fremde Welt die faszinierendsten Bilder. Mir wäre lieber gewesen, Coscarelli wäre diesen Weg weitergegangen, statt sich in einem handgemachten Actionfeuerwerk in unserer Welt zu verlieren. (5/10)

Off Limits – Wir sind das Gesetz (2010, Regie: Nicolas Boukhrief)
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Französischer Actionthriller, der harmlos beginnt: als drei Polizisten wegen Ruhestörung gerufen werden, eskaliert die Situation und hinterlässt Tote. Von hier an eskaliert dann auch schnell „Off Limits“, als die überlebenden beiden Polizisten versuchen, ihre eigene Suspendierung zu verhindern und die Wahrheit über den Zwischenfall herauszubekommen. Ein erstaunlich hoher Leichenberg türmt sich auf und die Handlungen der Polizisten werden immer extremer (sind dabei aber ständig die Sympathieträger des Films).

Gut besetzt mit der immer sehenswerten (und sehr wandlungfähigen) Cécile De France sowie dem Benjamin von Stuckrad-Barre – Lookalike Fred Testot.
Kurzweilig und härter als französische Krimis der letzten Jahre. (6+/10)

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