Der Festival-Ticker zum Synästhesie 2023:
– Tentative: die vielleicht größte Überraschung. Viel Nebel, wenig Kleidung, Darkwave-Beats, 80ies-Gitarre, eine Burlesque-Tänzerin und ein Sellerie Guy, der an das anwesende Publikum während des Konzerts Selleriestangen zum Umherwedeln verteilt hat. Bin beeindruckt.
– Deki Alem: schwedischer Rap mit Punk Attitude und 2-Step-Beats. Besser als Dr. Albarn. Starke Party. Hit: „Shadowman“.
– Iceage: spielen ihren countryfizierten Punk’n’roll mit der gebotenen Wildheit, doch der Sound ist mir – wie zuweilen auch auf Platte – zu matschig. Im Gegensatz zu einem offensichtlichen Vorbild wie Gun Club verliert Iceage so manchmal die Schneidigkeit ihrer Songs.
– The Warlocks: die kalifornische Psych-Rock-Band hat etwas Zeit benötigt, um aufzutauen. Frontmann Bobby Hecksher ist nicht unbedingt ein Entertainer vor dem Herrn mit seinem Schwof-Tanzschritt in Zeitlupe, da sind verwandte Acts wie die Dandy Warhols oder Brian Jonestown Massacre schon mit mehr Präsenz gesegnet. The Warlocks wirken dann auch mehr über ihre Songs, neben dem immer noch sehr guten „Shake Your Dope Out“ hat auch die neue Single „Lonesome Bulldog“ gut gefallen.
– Tränen: Neo-NDW, wie ihn Mia. vor einigen Jahren noch geliefert haben. Bereits im letzten Jahr ist Tränen-Sängerin Gwen mit ihrem vorherigen Solo-Projekt Gwen Dolyn auf dem Synästhesie aufgetreten und im direkten Vergleich überzeugen die gemeinsam mit dem Kraftklub-Gitarristen geschriebenen Lieder für die Tränen deutlich mehr. Dazu noch zwei gelungene Cover: „Denkmal“ von Wir sind Helden und „Duell der Letzten“ von Chaos Z.
Nur ist es nicht förderlich, sich ständig über die Resonanz des Publikums zu beklagen.
– Lucy Kruger: die in Berlin ansässige, aber in Südafrika geborene Lucy Kruger spielte ein intensives Set, das immer wieder einen gelungenen Seitschritt in Richtung Noise-Avantgarde vollzog. Die PJ Harvey der 90er ist womöglich ein guter Referenzpunkt.
– Holy Wave: die texanische Band spielt treibenden Psychrock, der an Moon Duo erinnerte. Hervorragender Abschluss ihres Sets mit dem sehr starken Banger „I’m not living in the past“