Essayistische Dokumentation über die frische Musikszene in Wien.
Regisseur Philipp Jedicke besucht sechs Wiener Künstler – die türkischstämmige Hiphopperin EsRap, den Beisl-Troubadour Nino aus Wien, Radikalperformerin Lydia Haider, Falco-via-Elvis-Satiriker Gutlauniger, die nichtbinäre Schlagzeug- und Rap-Person Kerosin95 sowie Voodoo Jürgens, den Chartstürmer von unten – und versucht über Interviews und gestellte Szenen die Essenz ihrer Artist-Personas einzufangen und darüber ein Bild des lebendigen, wilden, grindigen Wiens zu zeichnen.
Da ich mit einer Liebe zur österreichischen Hauptstadt und zur österreichischen Musik im speziellen vorbelastet bin, hatte ich großes Vergnügen mit „Vienna Calling“. Ob bewusst oder unbewusst verfällt Jedicke allerdings selbst dem Zauber des Untergrunds und versucht gar nicht, an dessen Oberfläche zu kratzen, sondern erfreut sich einfach am Setting und seiner idiosynkratischen Gesprächspartner, die oft mit feinem Witz die eingefangenen Momente kommentieren (hervorzuheben natürlich Nino Aus Wien, dem es auch am besten und undurchdringlichsten gelingt, eine Einheit aus Künstlerpersona und Authentizität zu finden).
Das ist insoweit sehr unterhaltsam, hat aber selbstredend wenig Tiefe und ist womöglich für Zuschauer von „außen“ auch zu wenig einordnend in einen größeren Kontext.
Als Dokumentation im klassischen Sinn ist „Vienna Calling“ dadurch weniger erfolgreich, als Snapshot und Wien-Werbung von unten aber ein Fest.
Und hey, jeder Film, der mit einer ausgelassen Party zu „Es geht immer ums Vollenden“ vom Nino beendet wird, hat einen Platz in meinem Herz.