vonChristian Ihle 19.02.2024

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Love Lies Bleeding (Regie: Rose Glass)

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Durch seine Verortung im White Trash und der Bodybuilder-Szene ruft “ Love Lies Bleeding” zunächst unweigerlich Assoziationen mit “Titane” hervor. Doch Rose Glass Nachfolgefilm zum ruhig-brennenden Horror von “Saint Maude” wird letztlich nicht so verstörend transgressiv wie Julia Ducournaus Cannes-Gewinner, auch wenn “Love Lies Bleeding” einiges in den Ring wirft: eine rauchendheisse lesbische Romanze, spritzendes Blut, zerplatzende Köpfe, Ed Harris’ absurde Frisur…

Eine wilde Freakshow als Modern Noir mit Kristen Stewart in ihrem Zentrum, eine junge Schwester zu Lynchs Pulp-Höhepunkt “Wild At Heart”.
Zudem hat das US-Magazin Screen mit diesem Punkt natürlich recht:

“A lesbian neo-noir drenched in brooding nightscapes, violent crime and more KStew cool than has ever been packaged in such a potent concentrate.
Is there anyone who doesn’t want to watch Kristen Stewart flicking back a greasy shag, driving an old pickup and chain-smoking in tank tops?“

In Liebe, Eure Hilde (Regie: Andreas Dresen)

„In Liebe, Eure Hilde“ erzählt die reale Widerstandsgeschichte der „Roten Kapelle“, einer prokommunistischen Gruppe in Berlin, die sich den Nazis widersetzt hatte.

Andreas Dresen beginnt mit dem Anfang von Ende: wir sehen Hilde (Liv Lisa Fries) im Garten ein Erdbeerchen essen, dann wird sie verhaftet. Von hier an erzählt Dresen in zwei Erzählsträngen mit unterschiedlichem Zeitstrahl. Während Verhaftung, Gefängnis & Verurteilung in die Tragik nach vorne marschiert, sehen wir rückwärts erzählt wie es dazu überhaupt gekommen ist. Wie Hilde & ihre Freunde Anti-Nazi-Spruchblätter produzieren, nach Moskau funken, Feindsender hören. Und: wie Hilde ihren Hans liebt, ihn kennenlernt und darüber in der Roten Kapelle landet.

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Leider setzt Dresen offensichtlich voraus, dass der Widerstand nicht erklärt werden muss, denn nie wird klar, warum die Gruppe sich zu ihrem konspirativem Kampf zusammengefunden hat oder gibt er den anderen Figuren außer Hilde eine Tiefe. Neben Liv Lisa Fries (wann wird sie eigentlich endlich ein Weltstar?) bleiben alle nur weiße Flächen. Das ist schade, denn im „klassischen“ Erzählstrang der Einkasernierung erreicht Dresen dank einer Konkretheit im kommenden Untergang am Ende doch eine so bedrückende Atmosphäre, dass rechts und links von mir im Kinosaal die Tränen flossen.

Vielleicht kein wirklich gelungener Film, aber einer, der am Ende so einen emotionalen Eindruck hinterlässt, dass er eben doch beeindruckt.

Arcadia (Regie: Yorgos Zois)

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Fast schon ein Musterbeispiel der um Lanthimos herum begründeten Greek New Wave: sehr abstrakt, sehr trocken, aber auch bei schwersten Themen nicht gänzlich humorbefreit. Für meinen Geschmack übertreibt es Yorgos Zois in „Arcadia“ mit der Abstraktion allerdings schon, die Szenen folgen ohne zunächst erkennbaren Sinn aufeinander und nur ganz schwer lässt sich ein Thema identifizieren, das allerdings – zugegeben – im Rückblick etliche Szenen wieder etwas mehr kontextualisiert.

„Arcadia“ fühlt sich wie ein Wachtraum im Limbo an, wie ein Schlafwandeln durch das Afterlife, wobei wir lange benötigen, um überhaupt zu wissen, wer denn nun hier tot und wer lebendig ist. Der Lanthimos-Hinweis von Beginn also eher als Anreiz für jene geeignet, die auch sein frühes Frühwerk genossen haben – „Arcadia“ ist mehr „Kinetta“ als „The Favourite“…

 

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