Des Teufels Bad (Regie: Veronika Franz & Severin Fiala)
Anja Plaschg (Soap&Skin) spielt Agnes, eine junge Frau, die im Österreich des 18. Jahrhunderts in ein anderes Dorf wegverheiratet wird. Nach einer schönen Hochzeitsfeier beginnen die Sorgen: der auf den ersten Blick gutmütige Ehemann will den Beischlaf nicht vollziehen, die Schwiegermutter schwiegermuttert, das Tagwerk ist unerbitterlich hart, die Einsamkeit groß, das Heim dunkel.
Agnes bemüht sich, verzweifelt aber mehr und mehr. Ein steter Abstieg in den Wahn beginnt, verursacht von der Härte der Umgebung.
„Des Teufels Bad“ reiht sich in die schmale Riege des neuen Folk-Horror („The VVitch“, „Hagazussa“) ein, der die „alte Zeit“ nicht als pittoresken Backdrop zu einer Hexengeschichte verwenden will, sondern tief eintaucht in die Härten des damaligen Lebens. Die Unbarmherzigkeit und Qual der Zeit wird so eindrucksvoll herausgearbeitet, dass es eben nicht wundert, dass die Charaktere an ein Daneben/Dahinter/Danach glauben – einfach weil das Leben im Jetzt so unerträglich ist, dass nur das Andere noch eine Hoffnung verspricht.
„Des Teufels Bad“ denkt diesen Ansatz radikal zu Ende und ist in der Darstellung des täglichen Lebens naturalistisch, aber auch nichts für Zartbesaitete: in den ersten 10 Minuten wird ein Baby einen Wasserfall hinab geworfen, ein Huhn mit einem Dreschflegel erschlagen und eine Frau geköpft. Dennoch ist „Des Teufels Bad“ kein Folk Horror im klassischen Sinn, denn Veronika Franz & Severin Fiala bleiben ganz im Hier und Jetzt (bzw. im Dort & Damals), erklären strikt aus den Umständen und sind damit auch konsequenter als Eggers „The VVitch“.
Ohne eine wirklich phänomenale Anja Plaschg im Zentrum würde diese Erzählung kaum wirken, sie erst macht sowohl die Härte des Daseins als auch den Wahn als Lösung nachvollziehbar.
Verbrannte Erde (Regie: Thomas Arslan)
Thomas Arslan präsentiert eine unerwartetete Fortsetzung zu seinem toll kühlen Krimi „Im Schatten“ von 2010.
Erneut spielt Misel Maticevic Trojan, ein professioneller Kleinkrimineller. Als er mit einem neuen Team einen Bruch in einem Berliner Museum machen soll, um ein Caspar David Friedrich – Gemälde zu stehlen, läuft dank seiner Genauigkeit und Vorsicht zunächst alles rund. Doch nach der Euphorie der Arbeit steht die Brutalität des Marktes und nun muss Trojan noch das Beste aus der Situation retten – und sei es nur sein Leben.
Aslan ist eine wunderbare Heirat aus Berliner Schule – Minimalismus und Genrefilm gelungen. „Verbrannte Erde“ verliert kein Wort zu viel, lebt in erster Linie von Blicken und Nicht-Gesprächen, zeigt Berlin nur in seien unfreundlichsten, anonymsten Nicht-Orten und liefert doch gleichzeitig Spannung, Emotion und eine Analyse des Kampfes Working Class gegen Turbokapitalismus mit.
Wer je einen deutschen „Drive“ gesucht hat: bitteschön, „Verbrannte Erde“!
Alle die Du bist (Regie: Michael Fetter Nathansky)
Eine Working-Class-Beziehung unter dem Druck der Umstände, durchaus Ken Loach im Ruhrgebiet.
„Alle die du bist“ gelingt sowohl die glückliche Phase des Verliebens einzufangen wie auch schmerzhaft gut das Entlieben durch die pure Überforderung zu zeigen.
Gerade in diesen Momenten ist „Alle die du bist“ dank einer tollen Performance von Aenne Schwarz stark, hat aber im zweiten Akt auch seine Längen.
Schönes Ende mit Chuckamucks Version von „Die Erde wird der schönste Platz im All“.