Sasquatch Sunset (Regie: Nathan Zellner, David Zellner)
Wer wollte nicht schon immer mal 89 Minuten lang in das Leben der amerikanischen Yeti-Variante Bigfoot aka Sasquatch eintauchen?
Nathan & David Zellner ermöglichen diese Quatschidee nun in einem Quasi-Stummfilm (oder besser: Grunzfilm ohne menschlichen Dialog) mit Jesse Eisenberg & Riley Keough hinter dicken Masken.
“Sasquatch Sunrise” hat sich für mich zunächst wie ein überlanger Kurzfilm angefühlt, gewinnt aber erstaunlicherweise mit laufender Spielzeit an emotionaler Bindung zu seinen Protagonisten. Der Humorfaktor ist allerdings eher auf der Ausscheidungsebene, sicherlich mit seinem Höhepunkt, wenn Eisenberg & Co wortwörtlich auf die Modernität scheissen, als sie zum ersten Mal eine durch den Wald führende, geteerte Straße entdecken.
P.S.: Toller Needle-Drop von Erasures “Love To Hate You”.
Matt and Mara (Regie: Kazik Radwanski)
Wenn auch nicht ganz Mumblecore – dazu ist “Matt & Mara” zu gut gefilmt und zu klar gesprochen – dann doch mumblecore adjacent: eine kleine Geschichte über ein Wiedertreffen von Exfreunden, smarte Dialoge über Beziehungen, den Zustand der Welt, Kunst und Intellekt inklusive.
Sowohl Deragh Campbell (Mara, spröde und schnell unsicher) als auch Matt Johnson (Matt, dauerquatschend und ein Socializer) spielen diese beiden Charaktere so wunderbar echt und doch leicht überhöht, dass ich ihnen einfach ewig zuhören könnte, auch wenn eigentlich nicht viel passiert. Das ist auch “Matt & Mara”s einziges Problem: im Gegensatz zu Kazik Radwanskis ebenfalls mit Campbell & Johnson besetzten Vorgängerfilm “Anne At 13.000 Feet” fehlt “Matt & Mara” die dort noch vorhandene tiefere Ebene oder wenigstens irgendeine Art der Zuspitzung, so dass trotz eines Kusses und eines Todes am Ende diese Geschichte zweier smarter, auf jeweils ihre eigene Art verlorener Charaktere nur auströpfelt.
Treasure (Regie: Julia von Heinz)
Durchaus gewagt ist Julia von Heinz’ Ansatz in “Treasure”:
kann man einen oft frotzeligen Vater-Tochter-Film drehen, der als Ziel einen Ausflug nach Auschwitz hat, das der Vater als einziger aus seiner Familie überlebt hat?
Zu meiner eigenen Überraschung gelingt von Heinz dieser Spagat erstaunlich gut. Während die von Lena Dunham dargestellte Tochter diesen Trip nach Polen mit größter Genauigkeit durchgeplant hat, ist ihr von Stepehn Fry lebendig-relaxed gespielter, jovialer Vater ein Pragmatiker vor dem Herrn, der gern mal Fünfe gerade sein lässt.
So entwickelt sich “Treasure” zunächst zu einem Roadmovie mit gegensätzlichen Charakteren, doch nach und nach lässt von Heinz einfließen, wie der Lebensmut von Frys Survivor geprägt ist von einem Trotz den Erfahrungen seiner Kindheit gegenüber, von Vetreibung, KZs und Verlust – und wie sehr sein erwachsenes Ich all diese schreckllichen Erlebnisse unter einer laissez-faire-Maske verbirgt.
“Treasure” ist zugleich spielerisch leicht wie schwer emotional.