vonChristian Ihle 23.02.2024

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Spaceman (2024, Regie: Johan Renck)

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Dank Netflix-Geld erhält nun also auch Adam Sandler seinen Beitrag zum „Einsamer Mann im Weltraum“-Genre (siehe auch: Brad Pitt in „Ad Astra“, Matthew McConnaughey in „Interstellar“, Sam Rockwell“ in „Moon“ etc pp). Auch hier sind die unendlichen Weiten des Weltalls nur der Backdrop zu einer Sinnsuche in der männlichen Seele.

Ich sag’s mal so: für Erkenntnisse zur Work-Life-Balance und „man merkt erst, was man hatte, wenn man es verliert“ bis hinter den Jupiter zu fliegen ist ein bisschen rich.

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An Sandler liegt das gar nicht mal, er spielt hier seinen Depri-Kosmonauten durchaus überzeugend (deshalb auch leider kein Platz auf dem Soundtrack für „Der lustige Astronaut“ von Die Ärzte 🙁 ), allerdings grenzt es schon an strafbar, wie sehr Carey Mulligan in ihrer Rolle auf der Erde verschenkt wird. Der Schluss verliert sich dann in einer lila Kitsch-Wolke im All und hat nicht mal die Eier, ein richtiges Ende zu finden.

Klingt jetzt vielleicht zu negativ, denn der Style des Films ist erfeulich ranzig (man merkt, dass Regisseur Johan Renck hier seine bei „Chernobyl“ erlernten Fertigkeiten hinsichtich Ostblock-Verfall gewinnbringend einsetzen konnte), Paul Dano spielt eine freundliche Alien-Spinne und „Spaceman“ ist durchaus angenehm wegzuschauen. Nur eben weit von seinen eigenen Ansprüchen entfernt.

Between The Temples (Regie: Nathan Silver)

Seit dem Tod seiner Frau ist der jüdische Kantor Ben Gottlieb (Jason Schwartzman, wohlgenährt) wieder zuhause eingezogen und depressiv. Die Muttern-Lösung: den Guten endlich mit einer neuen Frau verkuppeln.

Während ihm so die Tochter des Rabbis für Dates zugeführt wird, trifft er beim Frustdrinken seine ehemalige Musiklehrerin wieder. Aus dieser Konstellation zwischen zwei Frauen entwickelt Nathan Silver einiges an Situationskomik, allerdings blieben mir beide Beziehungen ein Rätsel: weder ist zwischen Ben und seiner älteren Dame das Funken zu spüren, noch ist mir klar, warum die wilde Tochter des Rabbi ausgerechnet auf diesen Trauerkloß stehen soll, der sie darüber hinaus auch noch seltsam behandelt.

Die Stärken von „Between The Temples“ liegt also mehr im Dialogwitz als an seiner Grundkonstruktion.

Who Do I Belong To (Regie: Meryam Joobeur)

Zunächst eine interessante Perspektive: was macht es mit einer Familie, wenn der als ISIS-Terrorist ausgezogene Sohn doch wieder zurückkehrt? Aufnehmen, vergeben, verzeihen? Verstoßen?

Nachdem sich Meryam Joobeur in der ersten Hälfte ihres Wettbewerbsbeitrags bei der Berlinale auf die innerfamiliären Dynamiken konzentriert, führt sie im zweiten Teil ein Mystery-Element ein, bei dem nie so recht klar wird, für was es nun stehen soll – insbesondere wenn sich der Blick weitet und nicht nur den Ex-Terroristen-Sohn umfasst, sondern auch andere Bewohner der Gemeinde.

 

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