vonChristian Ihle 09.04.2024

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Meine letzte Live-Begegung mit Adam Green? 2010, als der Antifolk-Dada-Pop-Sänger den Headliner auf der Hauptbühne des Berlin Festivals im Flughafen Tempelhof geben durfte. Auch damals war Green schon die Überraschung ob seines immer noch großen Namens in hiesigen Breiten* anzumerken und als Dankeschön brachte er “Kevin Allein Zuhaus” Macauley Culkin als Gast mit. Beide entkleideten sich ihrer Hemdchen und präsentierten die Hühnerbrüste, während sie einem perplexen Publikum ein Cover des alten Scorpions-Gassenhauers “Wind Of Change” darboten. Als Schlußpunkt konnte nur noch ein Bad in der Menge folgen.

Noch mal fast 15 Jahre später kündigte Adam Green nun ein “Streichquartett-Konzert” an, das sich zu meiner eigenen Überraschung als wirklich schönes Erlebnis entpuppte. Denn im Gegensatz zu so stumpfen “schaut mich an, ich will respektiert werden!”-Projekten wie “Classic Rock Goes Symphonic Orchestra” verhält es sich bei Adam Green ja viel mehr so, dass er nun Songs performed wie sie auch auf Platte aufgenommen wurden, nämlich durchaus mit Streichern. Und “Moping In Style Tour – with strings” heißt eben nicht, dass die Lieder in Richung Klassik vergewaltigt werden, sondern natürlich mit regulärer Bandbesetzung, aber zusätzlichen Streichern gespielt werden.

Das Schöne an Adam Greens Deutschlandkonzerten ist immer noch, dass ihm ein leicht verwundertes Schmunzeln ob der Berliner Begeisterung anzusehen ist. Gegen Ende bricht sich diese dann auch wirklich Bahn: als letzte Zugabe des tendenziell eher kurzen Konzertes (knapp 70 Minuten) spielt Green seinen ewigen Vor-Durchbruch-Klassiker “Dance With Me” von der wunderbaren Lo-Fi-Platte “Garfield”, die noch stärker nach seiner damaligen Band Moldy Peaches klang als die späteren Solowerke. Und Songtitel – Tanz mit mir! – ist hier auch Publikumsbefehl: diese musikalische Einladung zur Stage Invasion nehmen viele der Zuschauer an und so wirkt das Ende des “Streichquartett-Konzertes” wie der Adam-Green-Zirkus im besten Sinn, mit dem Künstler im Zylinder als Dompteur der Massen.

* Zum ewigen Thema “Adam Green hierzulande ein Star, sonst unbekannt”… habe ich mal Spotify zu Rate gezogen & das ist schon erstaunlich:

Monatliche Hörer:
– Kimya Dawson: 301.000
– Adam Green: 101.000
– Moldy Peaches: 559.000

Meistgehörtes Lied:
– Kimya Dawson: 19,5 Mio (Tire Swing)
– Adam Green: 3,4 Mio (Emily)
– Moldy Peaches: 58,7 Mio (Anyone Else But You)

Die fünf Städte, in denen Adam Green am meisten gehört wird?
1. Berlin
2. Wien
3. Hamburg
4. Paris
5. München

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https://blogs.taz.de/popblog/2024/04/09/adam-green-moping-in-style-with-strings/

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kommentare

  • Adam Green begegnet mir zwar über die Jahre immer mal wieder in den Feuilletons, aber ich habe noch nie einen Ton von ihm bewusst gehört. Muss ich mal nachholen, danke für die Anregung.

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