vonChristian Ihle 13.06.2024

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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„1993“, Regie Baran bo Odar.

Szenerie: Unten am Hafen.
Die heimischen Reedereien Buback und LADO kämpfen mit auswärtigen Großkapitalisten um die Vorherrschaft.

Bernd ist das dienstälteste Besatzungsmitglied der MS Hamburg, einem schlingernden Schiff auf dem Weg nach Kamerun.

„The Bride“ (*“Kill Bill“-Theme*), eine der wenigen Frauen in der Crew, kennt den Kapitän noch aus Jugendtagen, eine gemeinsame Vergangenheit wird angedeutet. Sie hat mit anderen Mitreisenden in Bad Salzuflen eingecheckt und hinterlässt überall Origamis in Hengst-Form, deren Bedeutung in dieser ersten Staffel noch rätselhaft bleibt.

Der junge Matrose Gaier wiegelt die bisher wohlgesonnene Besatzung mit seinen dogmatischen Ansichten auf, eine Meuterei droht. Erste Handgreiflichkeiten, jemand haut dem anderen ins Auge.

Eine erst in Berlin zugestiegene Passagierin versucht mit Sätzen wie „Liebe wird oft überbewertet“ der Szenerie die Schärfe zu nehmen und den Beteiligten ihre Pärchenlüge auszureden, doch fühlt sie sich von der süßen Schiffsbesatzung zwar unterstützt, aber nicht ernst genommen.

Alle warten auf das ausbleibende Machtwort des weisen alten Mannes Jochen, der sich schweigend in den Ich-Maschinenraum eingeschlossen hat.

Ein sehr großer Mann mit Zahnlücke steht mit von der Seeluft zerzausten Haaren an der Reeling und murmelt im Zwiegespräch mit sich selbst die interessantesten Gedanken: „Wenn uns der Wind die Köpfe wegblies, war die Geschwindigkeit O.K. fand ich. Du sagtest schneller, schneller, schneller. Ich sagte: nee.“

Beim Kapitänsdiner trägt ein schickgekleideter Mann mit Pudel ironisch den Schlager „Mendocino“ vor, beobachtet das Geschehen und schreibt sich später schelmische Gedanken in sein Notizbuch.

Drei Kinder in Trainingsjacken tollen unbeschwert wie junge Hunde durch die Szenerie.

Abspann, es spielt eine deutsche Hymne (ohne Refrain).

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