vonChristian Ihle 17.06.2024

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Als in den 90ern die zweite Punk-Welle durch die Welt fegte, waren Bands wie Green Day oder Offspring Stammgäste auf MTV & Co. Doch neben Bad Religion, den damals schon alten Herren, war NoFX das eigentliche Herz der Szene. Die kalifornische Skate-Punk-Band um ihren Bassisten Fat Mike war zu dem Zeitpunkt auch schon seit zehn Jahren aktiv und fand in der ersten Hälfte der 90er endgültig ihren Sound, der auch exemplarisch für ein ganzes Sub-Genre stehen sollte. Auf Turbolader durchgeknallte Punksongs mit amüsanten Texten, die ein erstaunliches Händchen für Melodien (flüstert es leise: POP!) offenbarten. Also im Grunde eine Kombination, für die auch die Ramones 20 Jahre zuvor standen.

Nach 16 regulären Studioalben und 40 Jahren Bandgeschichte motten Fat Mike & Co nun ihre Punk-Rock-Institution ein und luden dafür in eine praktisch ausverkaufte Zitadelle zum Double Date: an zwei Tagen in Folge bespielten die Kalifornier mit Weggefährten den Platz in Spandau, laut Bühnenansage von Fat Mike das größte Konzert auf ihrer europäischen “40 Years, 40 Cities, 40 Songs/Day” Tour.

Als Support hatten NoFX mit den Descendents und Pennywise zwei große Namen der Punk-Historie im Gepäck. Die einen Vorfahren des schnellgespielten Turbo-Melodie-Punks, die anderen Weggefährten aus den 90ern. “Of all the bands in the world, Pennywise are our brothers. And of all the bands in the world, Descendents are our fathers.”, so Fat Mike. Pennywise’ “Bro Hymn (Tribute)”-Song hat auch in den 30 Jahren seit seiner Veröffentlichung nichts von seiner Kraft verloren und bleibt ein so wunderbar wilder, wehmütiger Nachruf auf verstorbene Freunde wie Jim Carrolls “People Who Died”. Dass dieser Punk-Tränen-Brecher heutzutage als Tor-Jubel-Song des VfB Stuttgart verwendet wird, verwundert mich deshalb inhaltlich mit jedem Treffer aufs Neue, aber gut, man kann ja auch nur auf das “oooh oooh” hören…

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NoFX selbst hielten sich an ihre Ansage, 40 Lieder am Abend zu spielen – “We have to play 40 Songs tonight, so we are gonna play 10 songs in the next 7 minutes. Thanks.” – und waren quer durch ihre eigene Bandgeschichte unterwegs mit (leider nur leichtem) Fokus auf ihr bestes Album “Punk in Drublic” von 1994, das immer noch der unumstrittene Meilenstein des kalifornischen Punkrock der 90er ist. “Don’t Call Me White” (umgeändert in “Don’t Call Me Shite” – check your privileges!), “Leave It Alone”, “Lori Meyers” und vor allem “Linoleum” erlebten eine ihre letzten Aufführungen. Man wird diese pure Energie in Songform vermissen.

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Das Bewundernswerte an NoFX im Gegensatz zu vielen ihrer Weggefährten: es macht im Grunde keinen Unterschied, ob man die Band 1994 oder 2024 sieht. Sie sind immer noch die gleichen Punkrock-Clowns mit Attitude und dem Willen, einfach ihren Weg zu gehen: “Possessions never meant anything to me”, wie es in der ersten Zeile von “Linoleum” heißt. Punk on!

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