Say Nothing
Eine starke Serie mit großen Scope. „Say Nothing“ will nichts weniger als die „Troubles“ erzählen, also den berüchtigten irisch-englischen Bürgerkrieg mitten in Europa, der bis in die 90er hinein tobte. Fokus de ersten Hälfte der Serie sind die frühen 70er, als die Gewalt eskaliert, die IRA Belfast mit Autobomben überzieht, die unionstreuen militanten Protestanten auf gleiche Weise reagieren und die britische Armee und Polizei als Besatzungsmacht (aus irischer Sicht) wenig Geheimnis daraus macht, auf welcher Seite sie steht. Stark gespielt von Lola Petticrew als erster weiblicher IRA-Kämpferin und Josh Finan in der Rolle des historisch verbürgten Gerry Adams, der am Ende jede Folge mit einem Abbinder bedacht wird, dass Adams immer bestritten hat, Teil der IRA gewesen zu sein.
Verschränkt wird diese historische Perspektive mit einer gegenwärtlichen, die die Aufarbeitung der Troubles mittels eines Oral Hisory Projects zeigt und so die Gelegenheit bietet, die gereckte Revolutionsfaust der eigenen Jugend mit der Weisheit und Reue des Alters zu betrachten.
Wenig überraschend, dass die wilde erste Hälfte mitreissender ist, aber durch diesen Kniff gelingt „Say Nothing“ bei einem so delikaten Thema eine erstaunlich ausgewogene Betrachung, die die alte Bipolarität zwischen „Terror“ und „Freiheitskampf“ mit „sowohl als auch“ beantwortet.
Rabbit Hole
Schöne Mischung aus „Mr Robot“, „Utopia“ und „24“ – ein Fest für den vernünftigen Verschwörungstheoretiker in uns!
Die ersten beiden Folgen holpern noch etwas, weil die Tonalität nicht so recht passen will: einerseits wird von der großen Weltverschwörung geraunt und Menschen springen von Hochhäusern, andererseits fozzeln sich die Hauptfiguren um Kiefer Sutherland – in seiner jackbauerigsten Rolle der letzten Jahre! – augenzwinkernd an. Doch mit weiterem Fortschritt tritt dieser unernste Ton mehr in den Hintergrund und das große Rätsel nach vorne.
Richtig gute Unterhaltung, schade dass Paramount nach der ersten Staffel den Stecker gezogen hat.