vonChristian Ihle 04.02.2025

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Über seine fünf Folgen hinweg die wohl beste deutsche Serie über Fußball, eigentlich sogar Sport generell, an die ich mich erinnern kann. Wirklich phänomenal unterhaltsam – sowohl die Geschichte selbst als auch ihre smarte Aufbereitung durch die Bildundtonfabrik, die alte Produktionsfirma der Böhmermann-Shows.

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Erste Folge „Lothar vs Klinsi“ ist absolut sensationell. Selbst mit meinem guten Fußballwissen waren noch einige Enthüllungen dabei, die mir zumindest nicht mehr präsent waren, oder mich in der Dichte ihrer Abfolge doch vom Sofa geknockt haben.
Dass die ZDF-Doku sowohl Matthäus als auch Klinsmann als talking heads gewinnen konnten, um die damaligen Zustände zu kommentieren, ist schon ein Coup (ok, Matthäus vor die Kamera zerren war womöglich nicht die schwerste aller Aufgaben, aber dennoch!). Unverständlich, warum sich Netflix die Staffel nicht geschnappt und zur größten Sportserie der Welt gemacht hat. So gut, dass man sich ständig fragt, warum diese Geschichte vorher noch niemand so aufbereitet hat.

Zweite Folge „Rise & Fall of a Teenie Idol called Scholli“ ist beinah zwangsläufig nicht mehr ganz so spektakulär wie der total irre Auftakt, aber Mehmet Scholl bleibt einer der vernünftigsten Typen im ganzen Fußballbusiness und es ist eine Wohltat, ihn so abgehangen-reflektiert kommentieren zu sehen. Die Zwischenanimationen im Stil von Mid-90s-Computer-Games wenn mal die Bilder fehlen (Waldi entdeckt Scholli allein an der Theke oder später: Kneipenschlägerei), sind stilistisch auch eine tolle Idee. Einzig was mich stört, dass man sich manchmal nicht die Mühe gegeben hat, alle Bildrechte zu besorgen, wenn denn grundsätzlich welche vorhanden wären – kann ja nicht sein, dass laufenden Bilder zum UEFA-Cup-Sieg 1996 unbezahlbar gewesen wären?

Dritte Folge: Lothars „Mein Tagebuch“ (gleich online danach gesucht, aber nur noch für Preise 180€ aufwärts zu haben!) und die bis heute spürbare Verwunderung-Verärgerung seiner damaligen Teamkollegen ist natürlich wieder ein großer Spaß. Matthäus ganz eigene Mischung aus Arroganz und Naivität ist fast schon herzrührend. Bonus: selbst BILD-Hyänen wie Wolfgang „Blunzi“ Ruiner klingen irgendwie viel lustiger, wenn sie österreichischen Dialekt haben.

Vierte Folge: eine Meisterleistung! Trappatonis nun wirklich zeitgeistkulturell durchgelutschte Wutansprache noch einmal als Halbstünder aufzubereiten und nicht auf den schnellen Scherz zu gehen, sondern den Mann hinter dem „Struuunz“ zu zeigen! Eine tolle Homage an Trap, verbunden mit Einblicken in eine von mir – außerhalb Basler – nicht vermutete Party-Hard-Mentalität der damaligen Bayern-Mannschaft.
Basler halt bei all seinen Fehlern dennoch so ein character, dass er als Kopf-durch-die-Wand-Antiautoritärer den perfekten Anti-Hero gibt und man gar nicht genug von ihm bekommen kann.

Fünfte Folge: wäre nicht der Nachklapp der letzten 5 Minuten, dann würde diese wunderbare Serie sogar mit einem Happy-End schließen, aber leider musste natürlich noch Mailand 2001 angetackert werden, wo doch die letzten drei Minuten in Barcelona 1999 uns alle glücklich verabschiedet hätten.

Ansonsten aber erneut eine sehr starke Episode, hier mit erstem Einsatz von Effenberg (wobei sie rätselhafterweise sogar auf die legendäre „Denn ich bin einer, der lässt sich das nicht gefallen. Freunde der Sonne.“ Pressekonferenz verzichten!), dem aber Basler dann doch noch die Show stiehlt mit einem Hotelbareinsatz bis 5 Uhr morgens am Vorabend des Champions-League-Finals.

In der ZDF-Mediathek for free.

… und auf YouTube:

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