Das Licht (D, Tom Tykwer)
Für seinen ersten Spielfilm seit 10 Jahren, seit dem enttäuschenden “Hologramm für einen König” (abgesehen von der Tom Hanks als Talking Heads -Sänger – Szene natürlich), hat sich der babylonberlinbeschäftigte Tom Tykwer eine Geschichte über Kommunikationsbreakdown, Liebesbreakdown, Familienbreakdown, westlicher Welt Zusammenbruch ausgedacht.
“Das Licht” ist zu lang, zu eso, zu wohlmeinend, zu cringe, zu ‘magical arab’, aber entgegen der vielen Verrisse hatte ich gut zwei Stunden lang (hah!) doch großes Vergnügen mit dieser Parade an quasilebensunfähigen, wohlsituierten, politisch sich auf der richtigen Seite wähnenden Charakteren, die eine dysfunktionale Familie in Berlin bilden. Gegen Ende entgleist Tykwer seine Geschichte dann völlig und wird zugleich in seiner Aussage gänzlich banal – Interessier dich für den Anderen, dann wird alles gut! – dass all die fancy Kamerafahrten und Videoclipsequenzen, die 1998 irre edgy gewirkt hätten, wie ein riesiges Spotlight auf ein grosses Nichts wirken.
Bis dahin aber eigentlich ganz ok für einen Berlinale-Eröffnungsfilm.
Kein Tier. So Wild (D, Regie: Burhan Qurbani)
Zuletzt unterzog Burhan Qurbani schon Döblins Jahrhundertroman „Berlin Alexanderplatz“ einer Radikalkur und warum damit aufhören? Diesmal wird gleich der ewige Großmeister Shakespeare platt gemacht und neu aufgeblasen, indem Qurbani dessen Metzelorgie „Richard III“ in das moderne Berlin verlegt und als Macht-Charade zwischen zwei Gangs aufbereitet, wobei Richard hier zu Rashida wird, die gerissener und gnadenloser als jeder Mann die nächste Stufe zur Herrschaft erklimmt. Anfangs ist das in seiner Über-Theatralik auch irre beeindruckend, aber fast zweieinhalb Stunden Spielzeit werden trotz all der guten Bilder von Blut und Wahn arg anstrengend in ihrer exaltierten Gestelztheit.
Erneut filmt Qurbani also ein faszinierendes Experiment, das diesmal allerdings weniger gelungen seine verschiedenen Gegensätze – Moderne und Historie, Pop und Politik, Theatralik und Freshness – verheiratet als noch „Berlin Alexanderplatz“.
warum denken „kritiker“ so verdammt oft, dass es reicht um einen film zu besprechen, einfach assoziativ begriffe aneinander zu reihen; bisschen englisch dazu und voila: eine rezension! so wirst du keine ehrliche einordnung in zeit, gesellschaftlichen kontext oder gar cineastische ideenwelt hinbekommen. zuviel schlechte energie mit der latte geschlürft, vermute ich…