vonChristian Ihle 23.02.2025

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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The Thing with Feathers (2025, Regie: Dylan Southern)



Der plötzliche und unerwartete Tod seiner Frau zieht einem jungen Vater zweier Söhne den Boden unter den Füßen weg. Er verliert zusehends den Bezug zur Realität, als eine scheinbar bösartige Präsenz beginnt, ihn aus den dunklen Winkeln der Wohnung heraus zu bedrängen.

Dylan Southern, der bisher mit Musikdokumetationen über Blur (“No Distance Left To Run”), LCD Soundsystem (“Shut up & play the hits”) und die Strokes (“Meet Me In The Bathroom”) beschäftigt war, erzählt in seinem ersten Spielfilm eine Geschichte über nicht enden wollende Trauer.

Benedict Cumberbatch in der Hauptrolle spielt einen Witwer und Vater zweier Söhne. Überfordert, verzweifelt.
In der Imagination einer Krähe, eben das Ding mit den Federn aus dem Titel, manifestiert sich diese Trauer, setzt aber den Film auch zwischen die Stühle Verarbeitungsdrama und Horror. So recht wollen die Jump Scares und Kämpfe mit der bedächtig raunenden, übermenschengroßen Krähe zum traurigen Blick auf ein Leben in Verzweiflung jedoch nicht passen.

Mother’s Baby (2025, Regie: Johanna Moder)

Die 40-jährige Julia und ihr Partner Georg wünschen sich ein Kind. Dr. Vilfort, Fruchtbarkeitsspezialist und Träger einer privaten Kinderwunschklinik, macht ihnen Hoffnung und empfiehlt eine experimentelle Methode. Als sie endlich wieder mit dem Kind vereint ist, verspürt Julia eine seltsame Distanz. Die Anwesenheit des Babys wird zu einer Belastung für die Ehe.

Was wie ein Drama über postnatale Depression startet, entwickelt sich überraschenderweise von Minute zu Minute mehr in einen astreinen Paranoia-Film.

Beide Perspektiven des Films wirken auf ihre Weise: die Destruktion einer gelungenen Beziehung durch die Geburt und ihre Folgen sind nachfühlbar, die immer stärker werdende Unruhe von Marie Leuenberger überzeugt in ihrer Ambiguität. Es ist die alte „Rosemary’s Baby“ -Frage: ist es in ihrem Kopf oder passiert es wirklich?

„COMA“, aber mit Axolotls.

Wie man normal ist und die Merkwürdigkeiten der anderen Welt / How to Be Normal and the Oddness of the Other World (2025, Regie: Florian Pochlatko)

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Sind‘s wir nicht alle verrückt, jeder auf die seine Weise? „How To Be Normal…“ beginnt mit der frisch aus der Psychiatrie entlassenen Pia (eine sich sehr enthusiastisch ins Spiel werfende Luisa-Celine Gaffron), die auch fix noch mit ihren Psychosen struggelt. Im Laufe der Spielzeit wird aber klar, dass auch Mutter wie Vater ihr je eigenes Psycho-Säcklein zu tragen haben.

Schöne visuelle Fight-Club-Anspielungen, toller Soundtrack (EFEU!), sympathisches Spiel – aber auch etwas arg viele Exkurse. Insbesondere die Action-Flashs, bei der sich Pia in einem „Matrix“/“Men In Black“-Filmszenario wähnt, sind mehr nervige Abzweigungen von der intensiveren Betrachtung der Frage: wie findet man sich in der Welt zurecht? wie wird man normal? und was ist das überhaupt?

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