Zugegeben, etwas verzögert darauf gestoßen und somit einen kleinen Goetz-Skandal später, aber dennoch ja immer lesenswert, wenn sich die Alphatierchen der modernen deutschen Literatur Hass-Briefchen via ZEIT etc pp schicken:
„Ich habe Rainald immer gemocht und respektiert, auch noch, als wir beide nach Berlin umgezogen sind, wo ich ihn meistens nur noch von hinten auf seinem Fahrrad in Mitte sah. Ich mochte ihn, obwohl er viel zu empfindlich war, wie das bei aggressiven Groß-Egos wie ihm eben so ist. Es tat mir leid, dass er meine brutale Kritik an einem seiner knallroten Bücher persönlich nahm. Und ich fand es okay, dass er mich immer wieder in seinen Büchern und Artikeln wie ein betrunkener Seemann beschimpfte. Das ist Demokratie, dachte ich, das macht mir nichts. (…)
(…) ich wurde plötzlich sehr wütend auf meinen alten Freund und Feind Rainald. Warum?
Ganz einfach: er hatte fast genau ein Jahr nach dem viehischen Angriff der Russen in einem Essay dem sich sammelnden Westen tatsächlich Kriegsgeilheit vorgeworfen. Und vor ein paar Wochen, zum Drei-Jahres-Jubiläum von Putins stockendem Dschingis-Khan-Feldzug, schrieb der verträumte Rainald auf Instagram, beide Seiten verheimlichten in böser Absicht die Zahl ihrer Toten, damit keiner „faktenbasiert, anschaulich“ über den Krieg nachdenken könne. Und: „Fühle immer das Gute für die, die es geschafft haben raus aus der Welt, die es schon sind, tot. Die Melancholie, die tiefe Melancholie zu leben.“Pazifistischer, egoistischer, deutscher, todessehnsüchtiger, sinnloser geht es kaum, dachte ich wütend. Und plötzlich verstand ich, warum ich in Wahrheit schon immer von Rainalds diktatorischer, realitätsverneinender Romantikprosa, von seinen wolkigen Weltfluchtdialogen, von seinen wirren Rundum-Beleidigungen so abgestoßen war – und darum auch immer ein bisschen von ihm. Denn ein Schriftsteller, der nicht weiß, wie er seine Sätze und sein Material ordnen soll, weiß auch nicht, wie die Welt der Bösen und Guten funktioniert. Der spricht und schreibt die Sprache des braven Untertans. Der ist gar kein Schriftsteller.“
(Maxim Biller in der ZEIT über Rainald Goetz, 3.4.25)
Mehr über Rainald Goetz:
* Schmähkritik: Goetz über Proust
* Schmähkritik: Goetz über Kraftwerk-Konzert
* Schmähkritik: Goetz über Suhrkamp-Besitzer & Kulturstaatsminister Naumann
* Schmähkritik: Goetz über Botho Strauß
* Schmähkritik: Goetz über Nicolette Krebitz
* Schmähkritik: Willi Winkler über Rainald Goetz
* Words Of Wisdom: Moritz von Uslar über Rainald Goetz 1993
* Words Of Wisdom: Rainald Goetz über Wanda & Fehlfarben