vonChristian Ihle 20.08.2025

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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Ich weiß nicht, ob ich jemals einen Spielfilm gesehen habe, der so vor Liebe zu seiner popkulturellen Referenz brennt! In „Spike Island“ sind die Stone Roses das Eine und das Alles, der Beginn und das Ende.

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Benannt ist „Spike Island“ nach dem berühmten Konzert der Roses, das für eine Indiepop-Band damals eine nicht gekannte Dimension erreichte, und – trotz danach beklagter Soundprobleme – auf der Insel einen Status hat, wie sonst wohl nur Oasis‘ späterer Knebworth-Gig.

Abgesehen von einer brennenenden Liebe zu den Stone Roses erzählt „Spike Island“ die klassische Geschichte über Teens auf der Suche nach Anerkennung – ob nun beim Mädel aus dem Ziegelbau nebenan oder von den Kumpels dank der hastig aufgenommenen Demotapes im Stone-Roses-Style (Ashs Tim Wheeler hat übrigens diese Original-Songs geschrieben).

Regisseur Mat Whitecross (später Regisseur der guten Oasis-Doku „Supersonic“) fängt das Milieu stark ein. Lost Boys aus einem Working Class – Viertel in zerrütteten Familienverhältnissen am Ende ihrer Schullaufbahn, für die die Stone Roses auch deshalb so eine Verheißung waren: nicht nur weil ihre Musik zum Soundtrack einer Generation wurde, sondern weil Ian, John, Mani & Reni eben genau aus diesen Verhältnissen stammen und eine Erzählung bieten, wie das Leben doch mehr als Prügel bereithalten kann.

Auch wenn die einzelnen Wendungen vorhersehbar sind, wird „Spike Island“ emotional genug, um mitzureissen. Wer bei der Einspielung von „I Am The Resurrection“ keine feuchten Augen bekommt, hat Musik nie geliebt, wie es Rudi Völler mal so schön formuliert hat. Vor allem weil Whitecross diesen Song nicht mit einer großen Bühnenperformance einfängt, sondern unsere Protagonisten diesen Moment als Ausgeschlossene erleben, außerhalb des eigentlichen Konzerts, hinter einem großen Zaun. Dann aber der Wind dreht, der Sound ins Gesicht weht, die Pyros gezündet, die Freundinnen geküsst, die Kumpels betanzt werden. Für einen Moment ist alles gut.

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