vonChristian Ihle 15.09.2025

Monarchie & Alltag

Neue Bands und wichtige Filme: „As long as the music’s loud enough, we won’t hear the world falling apart“.

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„Und dann sitzen wir in der Dämmerung und hören ‚Please Don’t Break My Big Gay Heart'“, sang Tilman Rossmy damals in „Ulrike, eine Lektion mehr in Liebe“. Da war Evan Dando schon aus der Welt gefallen, war einmal Posterboy und zurück. Er hielt sich irgendwo fest, schrammelte mal hier und mal da, wurde zum Typen aus van Zandts „Waiting Around To Die“ und er überlebte da draußen auf der Straße am Ende der Welt.

Gestern krabbelte er mal wieder vom Weltenrand zurück, um mit den Trümmern der Lemonheads dieses Lied und den Rest von C’mon Feel in Berlin zu spielen. Versprach natürlich bereits im Vorfeld ein gigantisches Debakel. Kam anders. Von irgendwo her fiel Dando auf die Bühne und stürzte sich direkt in die ersten Zeilen von Hospital. Johlen und Jauchzen auch bei „Drug Buddy, „Bit Part“, „Rudderless“ und „The Great Big No“. Ohne große Worte.

Dando schrie seine Parolen für die 90er ins Publikum, das schon vor 30 Jahren nicht mehr 20 war. Die komplette Abwesenheit der Jugend machte den Zerfall erträglicher, die Band trug Dando, der bei Style einmal an den Bass wechselte und dem niemand sein „don’t wanna get stoned“ abnahm. Später stand er allein im Publikum, das für ihn Frank Mills sang. Er zerstörte es. Auf der Bühne grollte er das Ende ins Mikrofon und war dabei ganz bei sich. Noch ein Hardin-Cover, das zerbrach, einmal noch Fleetwood Mac und Richard und Linda Thompson über das Verschwinden aller Träume. Zuerst aber verschwand nur Dando.

Und als alle in die Nacht verschwanden und waren sie froh, dass Dando und seine Parolen aus den 90ern noch da waren. Dando hing da längst wieder irgendwo da draußen am Rand. Bis er wieder einmal auf die Bühne fällt. (Stephan Uersfeld)

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