vonLeisz Shernhart 22.09.2023

Poetik des Postfaktischen

Zu viel Form für zu wenig Inhalt: Zur Rolle des Kulturschaffenden in der postfaktischen Gesellschaft. Betrachtungen ohne abschließende Bewertung.

Mehr über diesen Blog

Du kämpfst bis ans Letzte bis ans Ende deiner Kräfte

für die Hoffnung, dass es eines Tages besser wird für dich und deine Kinder.

Aber letztlich bleibst du nur ein Spielball fremder Mächte,

ein Bauer auf dem Schachbrett nationaler Interessen.

Zwei Sekunden News-Ticker Berichte in den Medien,

Hunger, Elend, Kriegsgebiete, Kampf ums Überleben.

Keine Perspektive Flüchtlingsboot nach Lampedusa:

Keine Liebe, Stiefel ins Gesicht am anderen Ufer.

 

Halb verdurstet, endlich frei, große Erwartungen;

Flüchtlingslager, Status staatenloser Desperado.

Und dein Hab und Gut passt in einen Plastiksack.

Du musst das Land jetzt verlassen sonst droht dir Abschiebehaft.

In deiner Heimat früher einmal bist du Arzt gewesen,

heute darfst du wie ein Köter auf der Straße leben.

Du bist für sie nur gut genug um ihre Bars zu fegen

und das Koks zu verkaufen das sie auf Parties nehmen.

 

Krieg und Frieden                     schöne heile Welt

schwarz und weiß                      Festung Europa

gut und böse                                 Lampedusa

arm und reich                              Refugees welcome

 

Es gibt keine Hoffnung, für dich kein Haus mit Garten.

Glück ist eine geschlossene Gesellschaft, du musst draußen warten.

Du darfst einkaufen gehen du darfst den Tisch decken,

du darfst kochen und servieren aber nicht mitessen.

Und wenn die Herren tafeln, darfst du den Kellner machen,

nach dem Festmahl darfst du fegen und die Teller waschen.

Wenn sie was übrig lassen, darfst du dir auch ein Stück nehmen,

wenn sie gut drauf sind, ein paar Reste für zu Hause mitnehmen.

Du hast früh gelernt hier, dich hinten anzustellen,

die Fresse halten und den Damen in den Mantel helfen.

Ihr sät den Wind, der wie ein Sturmtief Richtung Westen fegt

und den Krieg von den Hütten in die Paläste trägt.

Egal wie freundlich du lächelst, sie haben Angst vor dir,

sie haben Angst, dass du dich wehrst und sie den Kampf verlieren,

sie haben Angst, dass andere aufstehen und deinem Beispiel folgen:

Millionen Menschen an den Grenzen, die das Gleiche wollen.

 

Folgt Leisz Shernhart auf Facebook und Instagram!

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/postfaktisch/lampedusa/

aktuell auf taz.de

kommentare