WM in DillingenDillingen (dpa) - Stille im Freibad des saarländischen Dillingen. Plötzlich ein riesiger Knall: Christian "Elvis" Guth platziert seine Arschbombe. Auf dem Weg vom Zehn-Meter-Brett ins gekräuselte Wasser schafft der ehemalige Weltmeister fünf Schrauben. Rund 100 Zuschauer am Beckenrand klatschen und suchen sich zugleich ein trockenes Plätzchen. Bei dieser Weltmeisterschaft geht es um die spektakulärsten Sprünge vom Zehn-Meter-Brett. Landung ist - wie der Name sagt - zumeist auf dem Hinterteil. Möglichst laut muss es beim Aufprall auf die Wasseroberfläche klatschen. Zuvor müssen die anderthalb Sekunden nach dem Absprung möglichst originell gefüllt werden. Zwölf offizielle Figuren wurden bislang entwickelt: vom "canonball", einem gehockten Sprung, bis zur "potato", einem Sprung kopfüber ins Wasser. Die Jury gibt Christian Guth Noten zwischen 4,5 bis 9,5 - die Skala reicht bis 10. Anzeichen von Schmerz sind im Gesicht des Springers kaum zu sehen - auch das wird gewürdigt. "Es gibt eine gewisse Schmerzphase, aber die geht schnell vorbei", sagt der 21- jährige Guth nach dem Sprung. Der Erfinder des Wettbewerbs, Oliver Schill, hat sich zum Ziel gesetzt, dass der feuchte Spaß ernst genommen wird. "Wir gründen hier eine neue Sportart", sagt der ehemalige Turmspringer. Deshalb wurde die Arschbomben-WM in diesem Jahr auch unbenannt in "Splashdiving Worldchampionship" (engl. splash = Spritzer, diving = Kunstspringen). Vor allem internationaler soll der Sport werden. "Wie wollen sie jemandem in Nigeria das Wort "Arschbombe" erklären", fragt der 37- jährige Schill. Bei der WM in Dillingen mit ihren rund 75 Teilnehmern sind zwar nur Deutschland, Österreich und die Schweiz vertreten. Für das kommende Jahr hätten aber schon Australien und Kanada Interesse bekundet. Wahrscheinlich werde die WM dann auch außerhalb Deutschland ausgetragen. Springer Guth, der auch Nationaltrainer ist, steht nach seinem Sprung zitternd am Beckenrand. Über die blonden Haare hat er ein großes schwarz-rot-goldenes Badetuch geworfen. Heute pendelt er zwischen seinem Job als Trainer und als Teilnehmer hin und her. "Im Mittelpunkt steht die technische Finesse", sagt er. Besonders wichtig sei die Eintauchphase. "Die Körperspannung ist das A und O." Wenn der Athlet die nicht aufgebaut hat, tut es richtig weh. Das spüren vor allem die ungeübten Teilnehmer - das wollen die Zuschauer aber natürlich auch sehen. Für die, die besonders clever sein wollen und denken, den Allerwertesten polstern zu können, steht in den Regeln: Die Athleten dürfen mit maximal zwei Badehosen springen. Von Dörthe Hein, dpa (Internet: www.splashdiving.com)
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