vonSigrid Deitelhoff 14.08.2006

Prinzenbad-Blog

Freibad-Wetter, gefühlte Wassertemperatur, Gespräche und Gedanken unter der Dusche – der Blog über Deutschlands berühmteste Badeanstalt.

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WM in Dillingen  
Dillingen (dpa) - Stille im Freibad des saarländischen Dillingen.
Plötzlich ein riesiger Knall: Christian "Elvis" Guth platziert seine
Arschbombe. Auf dem Weg vom Zehn-Meter-Brett ins gekräuselte Wasser
schafft der ehemalige Weltmeister fünf Schrauben. Rund 100 Zuschauer
am Beckenrand klatschen und suchen sich zugleich ein trockenes
Plätzchen. Bei dieser Weltmeisterschaft geht es um die
spektakulärsten Sprünge vom Zehn-Meter-Brett. Landung ist - wie der
Name sagt - zumeist auf dem Hinterteil.

Möglichst laut muss es beim Aufprall auf die Wasseroberfläche
klatschen. Zuvor müssen die anderthalb Sekunden nach dem Absprung
möglichst originell gefüllt werden. Zwölf offizielle Figuren wurden
bislang entwickelt: vom "canonball", einem gehockten Sprung, bis zur
"potato", einem Sprung kopfüber ins Wasser.

Die Jury gibt Christian Guth Noten zwischen 4,5 bis 9,5 - die
Skala reicht bis 10. Anzeichen von Schmerz sind im Gesicht des
Springers kaum zu sehen - auch das wird gewürdigt. "Es gibt eine
gewisse Schmerzphase, aber die geht schnell vorbei", sagt der 21-
jährige Guth nach dem Sprung.

Der Erfinder des Wettbewerbs, Oliver Schill, hat sich zum Ziel
gesetzt, dass der feuchte Spaß ernst genommen wird. "Wir gründen hier
eine neue Sportart", sagt der ehemalige Turmspringer. Deshalb wurde
die Arschbomben-WM in diesem Jahr auch unbenannt in "Splashdiving
Worldchampionship" (engl. splash = Spritzer, diving = Kunstspringen).

Vor allem internationaler soll der Sport werden. "Wie wollen sie
jemandem in Nigeria das Wort "Arschbombe" erklären", fragt der 37-
jährige Schill. Bei der WM in Dillingen mit ihren rund 75 Teilnehmern
sind zwar nur Deutschland, Österreich und die Schweiz vertreten. Für
das kommende Jahr hätten aber schon Australien und Kanada Interesse
bekundet. Wahrscheinlich werde die WM dann auch außerhalb Deutschland
ausgetragen.

Springer Guth, der auch Nationaltrainer ist, steht nach seinem
Sprung zitternd am Beckenrand. Über die blonden Haare hat er ein
großes schwarz-rot-goldenes Badetuch geworfen. Heute pendelt er
zwischen seinem Job als Trainer und als Teilnehmer hin und her. "Im
Mittelpunkt steht die technische Finesse", sagt er. Besonders wichtig
sei die Eintauchphase. "Die Körperspannung ist das A und O."

Wenn der Athlet die nicht aufgebaut hat, tut es richtig weh. Das
spüren vor allem die ungeübten Teilnehmer - das wollen die Zuschauer
aber natürlich auch sehen. Für die, die besonders clever sein wollen
und denken, den Allerwertesten polstern zu können, steht in den
Regeln: Die Athleten dürfen mit maximal zwei Badehosen springen.
Von Dörthe Hein, dpa
(Internet: www.splashdiving.com)

 
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