vonSigrid Deitelhoff 24.04.2014

Prinzenbad-Blog

Freibad-Wetter, gefühlte Wassertemperatur, Gespräche und Gedanken unter der Dusche – der Blog über Deutschlands berühmteste Badeanstalt.

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Zum Auftakt der Freibad-Saison luden die Berliner Bäderbetriebe (BBB) zur alljährlichen Pressekonferenz ein. Diesmal wurden die Bilanzen, Sanierungskonzepte und die weiteren Zukunftsplanungen der BBB vor einer perfekten „Sommer-Sonne-blauer-Himmel“-Kulisse im Kombibad Gropiusstadt  vorgestellt. Das Kombibad, bestehend aus einem Hallenbad (was zur Zeit noch saniert wird) und einem Sommerbad, das voraussichtlich Anfang Juni seinen Betrieb aufnehmen wird, befindet sich in der Nähe der U-Bahnstation Lipschitzallee.

Obwohl ich schon seit über drei Jahrzehnen in Berlin lebe und dieses Schwimmbad auch nicht wirklich weit vom Kreuzberger Prinzenbad entfernt liegt, bin ich hier doch noch nie geschwommen. Die mit Edelstahl ausgekleideten Aussen-Becken des Sommerbades liegen vor einer Hochhaus-Kulisse, u.a. das IDEAL-Hochhaus, in dem Anfang eines jeden Jahres ein Treppen-Wettkampflauf stattfindet.

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Kombibad Gropiusstadt / Foto: ©Sigrid Deitelhoff

 

Der Blick von den Wasserbecken zu den Hochhäusern irritiert. Die Atmosphäre im Bad wirkt gleichermaßen futurisch wie freundlich. Praktisch sind die taktilen Leitstreifen für Sehbehinderte und der bequemere Beckeneinstieg für Mobilität-eingeschränke Gäste. Eine Absorber-Anlage wurde neu installiert, um damit die Sonnenenergie nutzen zu können. Ein ganz großes Energiespar-Plus sind auch die Abdeckplanen für die Schwimmbecken.

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Energieeffizient: Das Komibad Gropiusstadt / Foto: ©Sigrid Deitelhoff

 

 

Eröffnung der Berliner Sommersaison

Das Prinzenbad startet am 3. Mai in die Sommersaison. Das Bad am Olympiastadion sollte ursprünglich am gleichen Tag öffnen, aber wegen eines Wasserrohrbruchs verzögert sich hier der Start. Das Strandbad am Wannsee ist seit Karfreitag geöffnet und am 25 April startet das Strandbad Lübars. Weitere Sommerbäder werden dann sukzessive, je nach Wetterlage und Nachfrage, geöffnet.

Sowohl für das Prinzenbad als auch für das Strandbad Wannsee wird es Saisonkarten geben. Prinzenbad: 248 Euro (ermäßigt 162 Euro) / Wannsee: 154 (ermäßigt 100 Euro).

 

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Im Schwimmbecken: O.B.Hensing (Bäderchef), U.Zelle (rbb), T.Birke (Pressesprecherin der Deutschen Post DHL) / Foto: ©Sigrid Deitelhoff

 

Schwimmbad-Sanierungen

Drei große Bäder wurden saniert und gehen in den nächsten Monaten in Betrieb: Das Kombibad Gropiusstadt, die Schwimmhalle Finckensteinallee in Lichterfelde und das Kombibad Spandau-Süd. Die Kosten für alle drei Bädersanierungen lagen höher als erwartet, da zusätzliche Baumaßnahmen umgesetzt werden mußten. Gelder des Bädersanierungsprogramms flossen in die Baustellen, einige Arbeiten wurden über das EU-geförderte Umweltentlastungsprogramm II finanziert. Die Freibecken der Bäder Gropiusstadt und Spandau-Süd sollen im Juni in Betrieb gehen. Die dazugehörigen Schwimmhallen folgen in Spandau im September und in Gropiusstadt zum Jahreswechsel. Die Schwimmhalle Finckensteinallee öffnet ebenfalls im Juni, soll aber zunächst nur Vereinen zur Verfügung stehen, da diese während der Europa-Schwimmmeisterschaften in der SSE keine Wasserflächen bekommen. Nach den Sommerferien ist das Bad dann auch für die Öffentlichkeit zugänglich.

Im nächsten Jahr stehen dann das Standbad Tegel, das Bad am Spreewaldplatz und die Schwimmhalle Thomas-Mann-Straße zur Sanierung an. Die Bäderbetriebe rechnen mit einem zweistelligen Millionenbetrag für die Sanierung der drei Bäder.

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Kombibad / Foto: ©Sigrid Deitelhoff

 

Bilanz

Mit insgesamt 6,74 Millionen Gästen verzeichneten die Berliner Bäder ein deutliches Plus zum Vorjahr. Das ist eine erfreuliche Bilanz. Allein in den Sommermonaten 2013 zählten die Bäder ca. 36 Prozent mehr Gäste als 2012.

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Ole Bested Hensing (BBB-Vorstandsvorsitzender) / Foto: ©Sigrid Deitelhoff

 

Anfang Januar 2014 wurde ein neues Preissystem für die Berliner Schwimmbäder eingeführt. Es wurde vehement über die neuen Tarife diskutiert und gestritten: im Abgeordnetenhaus, in den Medien, unter den Schwimmbadgästen und natürlich auch unter uns PrinzenbadlerInnen. Im Internet gab es sogar eine Petition an die Berliner Bäderbetiebe.

Für Unmut sorgen die gestiegenen Eintrittspreise. Die normale Einzelkarte für ein Standard-Bad kostet 5,50 statt 4,50 Euro. Bei einem freizeitorientierten Bad müssen noch zusätzlich zwei Euro Aufschlag gezahlt werden, also z.B. 7,50 Euro für eine normale Einzelkarte ausserhalb der günstigen Tarifzeiten.

Innerhalb der Woche kann zwischen 10 und 15 Uhr für 3,50 Euro geschwommen werden (gilt nicht für das Wochenende). Der Kurzzeittarif für 45 Minuten Schwimmzeit und 20 Minuten Umkleide- und Duschzeit bis 8 Uhr beträgt 3,50 Euro.

Das neue Preissystem sei von den Bäderbetrieben anfangs schlecht kommuniziert worden, verteidigte  der Bäderchef Ole Bested Hensing die neue Preisstruktur. Aber „gerade für einkommensschwache Menschen ist der Preis um 22 Prozent gesunken“, sagte Hensing auf der Pressekonferenz. Der Sozialtarif sei von 2,80 Euro auf 2 Euro gesenkt worden, erläuterte ein Sprecher. Dieser Tarif gelte aber nur unter der Woche zwischen 10.00 und 15.00 Uhr. Damit wolle man die Besucher über den Tag verteilen. Das hätte bisher auch sehr gut funktioniert.  Das neue Tarifmodell hätte zu einer Entzerrung der Schwimmbad-Ausnutzung geführt.

Die Besucherzahlen seien zwar zu Anfang des Jahres um 5 bis 7 Prozent gesunken. Dies erklärt sich der Vorstandschef Ole Bested Hensing aber mit den Umgewöhnungsschwierigkeiten der BerlinerInnen an das neue Preissystem. Inzwischen habe das neue Preissystem zu mehr Badegästen geführt, die sich nun preisbewußter verhalten, in dem sie zu den günstigen Tarifzeiten schwimmen würden. Der Umsatz sei  nach der Einführung der neuen Tarife nicht so gestiegen, wie  die Bäderbetriebe angenommen hätten. Ole Bested Hensing rechnet bis zum Jahresende mit einem Minus von 4 Millionen.

Es gibt übrigens noch eine Premiumkarte für 539 Euro bei einer Einmalzahlung (ermäßigt 319 Euro) bzw. bei einem Lastschrifteinzug 49 Euro (ermäßigt 29 Euro) monatlich. Für ein Jahr unbegrenzt schwimmen in allen Berliner Bädern. Neben dem Eintrittsentgelt für die Bäder sind 10 Saunabesuche, alternativ 10 Unterrichtseinheiten aus dem Kursangebot enthalten. Sie gilt in allen Bädern. Die Premiumkarte lohnt sich vielleicht für die „Verrückten“ unter uns, damit meine ich die absoluten VielschwimmerInnen, die keinen Tag des Jahres ohne Schwimmtraining auskommen. Diese „Schwimm-Spezies“ spart enorm, da sie vorher sehr viel mehr Geld in ihr Schwimm-Hobby investiert haben (aber auch weiterhin investiert hätten, so die O-Töne der Schwimm“verrückten“ unter den PrinzenbadlerInnen).

 

Schwimmsport

Die Schwimm-Europameisterschaften werden vom 13. bis zum 24. August in der Schwimm- und Sprunghalle im Europasportpark (SSE) ausgetragen (Synchronschwimmen und Wasserspringen). Wettbewerbe im Schwimmen finden im Velodrom und die Freiwasser-Wettkämpfe in Grünau statt.

Weiterhin finden in der SSE u.a. folgende Wettkämpfe statt:
Meisterschaften im Schwimmen der Behinderten (24.4.-27.4.14), Deutsche Schwimmmeisterschaften (1.5.-4.5.14), Deutsche Jahrgangsmeisterschaften (16.6.-22.6.14)

Und nicht zu vergessen, am 28. und 29. Juni im Seebad Friedrichhagen der Stehpaddel-Wettbewerb.

 

Neues Veranstaltungsformat

In diesem Jahr werden erstmals die Berliner Bäderbetriebe bei der Fête de la Musique dabei sein.

 

… und sonst?

Die Bäderbetriebe stehen in Verhandlung mit Schwimmvereinen, um eventuell auf diesem Wege einen Parallelbetrieb von Hallen- und Freibädern während der Sommermonate zu gewährleisten.

Das Stadtbad Neukölln wird 100 Jahre alt. Es gilt als eines der schönsten Jugendstilbäder in Berlin. Anläßlich des 100-jährigen Bestehens gibt die Deutsche Post einen Sonderstempel heraus.

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Sonderstempel der Deutschen Post / Foto: ©Sigrid Deitelhoff

 

Und die Musikband „Ulli und die Grauen Zellen“ will am 10. Mai in einem Live-Konzert das Stadtbad Neukölln „rocken“.

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O.B.Hensing (Bäderchef) u. Ulli Zelle (rbb) üben schon mal das Trockenschwimmen / Foto: ©Sigrid Deitelhoff

 

Last but not least

Besonders erwähnenswert sind die Erfolge der Konfliktlotsen des Präventionsprojekts „Bleib cool am Pool“ im Columbiabad im letzten Sommer. Das Projekt existiert nun schon seit 4 Jahren und soll in dieser Sommersaison auf die Standorte Kombibad Gropiusstadt und Sommerbad Pankow und in der Wintersaison auf das Bad am Spreewaldplatz ausgeweitet werden, so Hartmuth Kurzhals, Projektkoordinator der Gesellschaft für Sport und Jugendsozialarbeit (GSJ).
Mitte Mai wird in Karlsruhe der Deutsche Präventionstag stattfinden. Das Projekt „Bleib cool am Pool“ wird daran teilnehmen. Es wird eine Vorbildfunktion für die Zukunft haben, da bin ich mir ganz sicher. Nicht umsonst hat das Projekt im letzten Jahr einen Präventionspreis bekommen.

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https://blogs.taz.de/prinzenbad/2014/04/24/ruckblick-ausblick/

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kommentare

  • „Umgewöhnungsschwierigkeiten der BerlinerInnen an das neue Preissystem.“
    „Ole Bested Hensing rechnet bis zum Jahresende mit einem Minus von 4 Millionen.“

    Ach, wir sind schuld! Na dann.

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