Die Eisheiligen sind endlich vorbei. Es ist warm geworden und die Sonne scheint. Wunderbar! Aber die Schwimmbecken im Prinzenbad sind leer. Wir Stammgäste können uns darüber jedoch nicht wirklich freuen. Ja, klar haben wir in den letzten Jahren oft gestöhnt und gemeckert, wenn das Freibad bei schönem Wetter randvoll war und wir uns oft nur im Zickzack durchs Becken bewegen konnten.
Aber der Preis ist zu hoch und damit meine ich vor allem die gesellschaftlichen Folgen des neuen Tarifs. Bestimmte Bevölkerungsgruppen werden knallhart durch das neue Preissystem ausgegrenzt. Die Premium- und SaisonkartenbesitzerInnen kommen nach wie vor und ich neide den „Premium-BadlerInnen“ nicht, dass sie nun weniger als früher für ihre Vielschwimmerei bezahlen müssen. Es sei ihnen gegönnt! Aber ausser den VielschwimmerInnen und ein paar KurzzeittariflerInnen kommt kaum noch jemand ins Bad.
Es fehlen die SpättariflerInnen – darunter viele Berufstätige, die nur nach der Arbeit schwimmen können. Auch die SommerbadlerInnen, die in den letzten Jahren nur zwei bis dreimal die Woche tagsüber schwimmen waren und daher keine Premium- oder Saisonkarte besitzen, sind nicht mehr anzutreffen. 5,50 Euro ist ihnen zu teuer. Sie joggen jetzt, schwimmen am Wochenende im See oder in Fitness-Studios.
Die leeren Becken im Sommerbad Kreuzberg wirken gespenstisch und vermitteln mir den Eindruck, dass das Prinzenbad gerade geschreddert wird. Es gibt ja den Begriff „gesundschrumpfen“. Ich glaube die Steigerung davon ist „gesundschreddern“?!
Auch eine Methode um das prognostizierte Bädersterben in Deutschland voranzutreiben! Im Zug nach Hamburg las ich im aktuellen Schwimm-Magazin (Swim.de) einen Bericht über eine Tagung in Wiesbaden Anfang März. Experten warnten dort vor einem Bädersterben. Insbesondere Schüler, Migranten, Senioren – aber auch der Spitzensport wären davon nachteilig betroffen.
2012 gab das BMWi (Bundesministerium für Wirtschaft und Energie) eine Studie in Auftrag. Ein Bestand von 7.499 Bädern wurden für das letzte Jahr ermittelt. Im Jahr 2000 sollen es mit 7.784 noch mehr Schwimmbäder gewesen sein. Nun gut, die Ermittlung von Statistiken ist immer so eine Sache. Im Swim-Artikel wird auf die Schwierigkeiten unterschiedlicher Erhebungsdaten hingewiesen. Der Spiegel hingegen berichtete zum Beispiel im Herbst letzten Jahres, die Zahl der Hallen- und Freibäder seien von 2002 bis 2012 um 10 Prozent gestiegen. Dabei ging es aber um etliche neue Spaßbäder, die im Osten der Republik errichtet worden waren. Im Winter vermeldete dann die Nachrichtenagentur dpa, dass sich die modernisierten Bäder (nun als Erlebnisbäder mit Rutschen und Wellness-Angeboten etc.) als eine hohe und bleibende Belastung für die Kommunen herausgestellt hätten (so z.B. in Brandenburg).
Besonders interessant finde ich die Information im besagten Artikel, dass laut BMWi-Studie mehr als die Hälfte (493 Bäder) von 903 Freizeitbädern kein Sportbecken mehr besitzen. Eine Untersuchung der langfristigen Folgen dieser Entwicklung wäre eine Forschungsstudie wert.
Vielen Dank für Ihren Kommentar. Ich hätte vor einem Jahr nicht gedacht, dass seitens der BBB eine derartige wie ich finde negative Kertwende eintritt, allerdings hat mich der bisherige Lebenslauf des aktuellen neuen Vorstands dann schnell eines Besseren belehrt. Hoffentlich schafft er es nicht, noch zu einem weiteren Bädersterben beizutragen. Und- Frau Deitelhoff- stimmt das mit dem Spätbadetarif ? Auf der Internetseite der BBB finde ich überhaupt nix zu den Tarifen für die Sommerbäder !!