vonSigrid Deitelhoff 08.06.2014

Prinzenbad-Blog

Freibad-Wetter, gefühlte Wassertemperatur, Gespräche und Gedanken unter der Dusche – der Blog über Deutschlands berühmteste Badeanstalt.

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Pfingsten und Karneval der Kulturen. Schon am Vormittag sind es 30, gefühlte 40 Grad plus. Christian und Bernd feiern mit den Stammgästen im Prinzenbad ihren Geburtstag. Es gibt einen Brunch, nachdem wir schon am frühen Morgen unsere Bahnen geschwommen haben. Mittags wäre nur noch ein „Stehschwimmen“ möglich. Wer von uns PrinzenbadlerInnen nach dem Training immer noch müde ist, wird unter der Dusche schlagartig wach. Die Duschen sind alle kalt, sehr viel kälter als das Wasser in den Schwimmbecken. Vielleicht ist das ein neues Öko- eventuell auch ein neuartiges Wellness-Konzept der Bäderbetriebe. Kaltes Abduschen soll als Kneippsche Anwendung ja sehr gesund sein und gehört wohl zu einem Wellnessbad dazu. Ja, so langsam schließen wir bei jeder neuen Verrücktheit, die uns im Prinzenbad begegnet, auf eine neue Raffinesse der Bäderpolitik. Oder soll vielleicht ein Warmwasser-Aufschlag für die Duschen konzeptionell vorbereitet werden?P1110953

Das Bad ist mehr als gut besucht. Es gibt sogar zwei Warteschlangen vor der Einlasskasse. Eine geht entlang der Baerwaldstraße bis zum U-Bahnhof. Die andere Warteschlange reicht über den Vorplatz bis zur Gitschinerstraße. Wahnsinn!

Später wird die rbb-Abendschau berichten, dass das Prinzenbad wegen Überfüllung am Nachmittag geschlossen werden mußte.

 

Die Zeitungsverkäuferin schimpft, weil nur sehr wenige Badegäste ihr eine Zeitung abkaufen. „Die haben kein Geld mehr für Zeitungen übrig. Das liegt an den hohen Eintrittspreisen in diesem Jahr“, kommentiert sie mit erhobener Faust die Situation. Die neue Bäderpolitik bedeutet für sie Einnahmeverluste.

 

Auf einem Schild am Eingang steht: „Eintritt erm. 3,50 Euro, normal 5,50 Euro. Keine Familienkarte“. Letztere Information irritiert die wartenden Eltern, die  mit Schwimmflügeln, Taschen und Picknickkörben bepackt, ihre Kinder im Zaum zu halten versuchen. Aber „Keine Familienkarte“ soll heißen, nur an einer der beiden Kassen können diese Karten gekauft werden. Da muss man dann erstmal ‚draufkommen.

 

Die 7 Uhr-SchwimmerInnen unserer Frühstücks-Runde erzählen, aufgrund der großen Vermutzung der Liegewiese hätte das Prinzenbad heute morgen erst um kurz vor 8 Uhr – mit einer Stunde Verspätung – seine Tore aufgeschlossen. Es liegt wohl daran, dass weniger Personalkapazität zur Verfügung steht. Wenn ich das richtig verstanden habe, dann wurde dem Badepersonal der sogenannte Sommertarif gestrichen. Susanne hat das in einem Blog-Kommentar näher erklärt:

„Sommertarif hieß 6 Tage pro Woche Arbeit, freier Tag nur mo-frei, also Dienst an jedem Wochenende, bei Verpflichtung von max. 10 zusätzlichen Arbeitstagen je nach Ansturm der Gäste, dafür ca. 33 % mehr Gehalt“.

Nun wird an 5 Tagen pro Woche gearbeitet und es gibt die Auflage, dass  das Badepersonal an zwei aufeinanderfolgenden Tagen in der Woche frei nehmen muss. Die Konsequenz ist, das die verbleibenden MitarbeiterInnen nicht mehr alle Aufgaben im Bad termingerecht erledigen können. Auch das gehört zum neuen Bäderkonzept.

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Alle Fotos: ©Sigrid Deitelhoff

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https://blogs.taz.de/prinzenbad/2014/06/08/ein-neues-wellness-oko-konzept/

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kommentare

  • Jetzt öffnet das Prinzenbad doch wieder jeden Tag um 7 Uhr. Es sollen wohl drei zusätzliche Personalkräfte eingestellt worden sein. Warum nicht gleich so?

  • Stellungnahme der BBB, wollen wir mal hoffen:

    Sehr geehrte Frau XXX,

    vielen Dank für Ihre E-Mail vom 10.06.2014.

    Für die unpünktliche Öffnung des Sommerbades Kreuzberg können wir uns nur entschuldigen. Dass Sie verärgert und verunsichert sind ist absolut verständlich.

    Die hygienischen Voraussetzungen für eine pünktliche Öffnung des Sommerbades Kreuzberg waren leider am Pfingstwochenende sowie Anfang der Woche nicht gegeben. Das Bad war vollkommen verdreckt (Müll, Unrat und auch Glas). Dieser Zustand musste vor Öffnung beseitigt werden, was nur unter Einbeziehung zusätzlicher Kräfte zeitnah geleistet werden konnte.

    Wir haben in Auswertung der ersten hochsommerlichen Tage im Sommerbad Kreuzberg gestern Maßnahmen auf den Weg gebracht, um die pünktliche Öffnung des Bades sicher zu stellen.

    Nach heutiger Rücksprache mit dem Badleiter, wird das Bad wieder täglich um 07:00 Uhr für Sie öffnen.

    Mit freundlichen Grüßen

    Klaus Schulze
    Regionalleiter

    Manuela Stern
    Kundenbetreuung

  • Und heute natürlich auch zu, es wird nur noch das Datum geändert.
    Nach Betriebsamkeit sah das von aussen aber nicht aus, die Reinigungsarbeiten.
    Und am Abend war die Wiese sauber auch von der U Bahn heute früh das gleiche Bild.
    Irgendwann reicht es ja wohl

  • @Tessa: ja darauf müssen wir uns wohl einrichten – auf seiner facebook-Seite (Prinzenbad / Sommerbad Kreuzberg) hat das Prinzenbad-team schon angekündigt „Bitte rechnet bei solchen Temperaturen von vornherein damit das wir früh später aufmachen“, da die Bademeister morgens anscheinend mit dem Säubern der Wiese beschäftigt sind. In Zukunft sollte man also vor dem Frühschwimmen erstmal dort anrufen um nicht vor verschlossenen Türen zu stehen??!

  • Klar hat Uwe Recht. Ich gehe erst einmal wieder in die Halle. Was machen wir, wenn Anfang Juli die Hallen Sommerpause haben? Müssen wir dann ständig auf Regen und niedrige Temperaturen hoffen. Anderenfalls könnten wir morgens nicht mehr schwimmen. Die Bäderbetriebe sollen gefälligst die Ursachen für diese Zustände beseitigen. Das ist wohl das Mindeste, was wir verlangen können!

  • Dienstag kurz nach 7 a.m., die Tore bleiben verschlossen. Müssen wir uns jetzt darauf einrichten, dass bei schönem Wetter das Prinzenbad jeden Morgen später aufmacht? Und eine Alternative zum Ausweichen auf ein anderes Freibad in der Nähe gibt es auch nicht. Da dürfen wir Berufstätige uns dieses Jahr auf eine kurze Freibadsaison einrichten …

  • Ich glaube, das sind zwei Seiten derselben Medaille. Wir Badegäste kriegen das eben bei den Eintrittspreisen und der absurden Kommunikationspolitik dazu zu spüren, das Personal leidet unter den neuen Konzepten und Umstrukturierungen, die wahrscheinlich genauso absurd und mit heißer NAdel gestrickt sind wie das „tolle“ Preiskonzept, das mehr Besucher in die Bäder locken soll. Beides ist Ausdruck, dass Ole Bested Hensing offensichtlich keine Ahnung hat, wie ein Betrieb, der Aufgaben der öffentlichen Daseinsvorsorge erfüllt, funktioniert. Bzw. es ist Ausdruck der irrigen Annahme beim Senat und auch bei Bested Hensing, dass ein Betrieb der öffentlichen Daseinsvorsorge Profit abwerfen müsste. Stattdessen wird das Ganze so langsam zu Tode gespart, Investitionen werden nicht getätigt, das merkt man dann auch an den kalten Duschen – wieso geht die Anlage in die Knie, sobald mal mehr als 500 Badegäste im Prinzenbad sind?

    Ich fände es gut, wenn man an dieser Stelle mal drüber nachdenken könnte, wie sich Badegäste und Personal solidarisieren könnten und ihren Ärger über diese verfehlte Bäderpolitik des Senats (und Ole als ausführenden Agenten) einer größeren Öffentlichkeit bekannt machen könnten.

  • Auch am Dienstag waren die Tore wieder bis 08:00 verschlossen, wegen starker Verschmutzung und Personalmangel.
    Wie lange soll das denn noch so weitergehen.
    Die Sommerbäder sind doch keine Schlechtwetteranstalten, wo man nur hingehen kann, wenn pro Tag 300 Schwimmer da sind und die Wiese nicht betreten.

  • Auch das Sommerbad Wilmersdorf öffnete erst um 9 Uhr wie eine schwimm-
    Freundin berichtete.
    Auch wegen starker Verschmutzung und Personalmangel .
    Aber 5,50€ Eintritt verlangen ist eine Sauerei .
    Auch am Dienstag sollte man nicht mit frühschwimmen rechnen laut personal
    Im prinzenbad
    Der BBB geht das alles am Allerwertesten vorbei.

  • Es scheint den BBB das Gespür dafür abzugehen, dass es für die Tagesplanung vieler Menschen wichtig ist sich auf die Oeffnungszeiten verlassen zu können.
    Heute ist nun schon den zweiten Tag in Folge kein Frühschwimmen möglich. Wenn ich morgends um 7 vor verschlossenen Türen stehe kann ich nicht mehr umdisponieren (auch meine berufliche Existenz ist durch die Globalisierung ziemlich prekär geworden).
    Ich bin aus gesundheitlichen Gründen (Diabetes) auf tägliches Schwimmen angewiesen. Bestimmt stehe ich damit nicht alleine.

  • Das neue Konzept des Chefs der BBB besteht wohl darin, uns vom Schwimmen abzuhalten: Sei es durch hohe Preise oder reduzierter Öffnungszeiten wegen Personalmangel! Es ist schon ein starkes Stück, dass das Prinzenbad gerade an den heißen Pfingstfeiertagen später öffnet bzw. nachmittags niemand mehr hereingelassen wird. Die neue Arbeitszeitregelung für die Beschäftigten bedeutet offensichtlich nur eine Ausdünnung des Personals – das geht zu Lasten der MitarbeiterInnen und der Badegäste. Soziale Politik sieht anders aus!!!

  • Ich stand gerade vor dem Prinzenbad und wollte meine Bahnen schwimmen. Nee, war nicht!

    Das Prinzenbad machte heute am Pfingst-Montag erst um 9 Uhr auf.

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