Pfingsten und Karneval der Kulturen. Schon am Vormittag sind es 30, gefühlte 40 Grad plus. Christian und Bernd feiern mit den Stammgästen im Prinzenbad ihren Geburtstag. Es gibt einen Brunch, nachdem wir schon am frühen Morgen unsere Bahnen geschwommen haben. Mittags wäre nur noch ein „Stehschwimmen“ möglich. Wer von uns PrinzenbadlerInnen nach dem Training immer noch müde ist, wird unter der Dusche schlagartig wach. Die Duschen sind alle kalt, sehr viel kälter als das Wasser in den Schwimmbecken. Vielleicht ist das ein neues Öko- eventuell auch ein neuartiges Wellness-Konzept der Bäderbetriebe. Kaltes Abduschen soll als Kneippsche Anwendung ja sehr gesund sein und gehört wohl zu einem Wellnessbad dazu. Ja, so langsam schließen wir bei jeder neuen Verrücktheit, die uns im Prinzenbad begegnet, auf eine neue Raffinesse der Bäderpolitik. Oder soll vielleicht ein Warmwasser-Aufschlag für die Duschen konzeptionell vorbereitet werden?
Das Bad ist mehr als gut besucht. Es gibt sogar zwei Warteschlangen vor der Einlasskasse. Eine geht entlang der Baerwaldstraße bis zum U-Bahnhof. Die andere Warteschlange reicht über den Vorplatz bis zur Gitschinerstraße. Wahnsinn!
Später wird die rbb-Abendschau berichten, dass das Prinzenbad wegen Überfüllung am Nachmittag geschlossen werden mußte.
Die Zeitungsverkäuferin schimpft, weil nur sehr wenige Badegäste ihr eine Zeitung abkaufen. „Die haben kein Geld mehr für Zeitungen übrig. Das liegt an den hohen Eintrittspreisen in diesem Jahr“, kommentiert sie mit erhobener Faust die Situation. Die neue Bäderpolitik bedeutet für sie Einnahmeverluste.
Auf einem Schild am Eingang steht: „Eintritt erm. 3,50 Euro, normal 5,50 Euro. Keine Familienkarte“. Letztere Information irritiert die wartenden Eltern, die mit Schwimmflügeln, Taschen und Picknickkörben bepackt, ihre Kinder im Zaum zu halten versuchen. Aber „Keine Familienkarte“ soll heißen, nur an einer der beiden Kassen können diese Karten gekauft werden. Da muss man dann erstmal ‚draufkommen.
Die 7 Uhr-SchwimmerInnen unserer Frühstücks-Runde erzählen, aufgrund der großen Vermutzung der Liegewiese hätte das Prinzenbad heute morgen erst um kurz vor 8 Uhr – mit einer Stunde Verspätung – seine Tore aufgeschlossen. Es liegt wohl daran, dass weniger Personalkapazität zur Verfügung steht. Wenn ich das richtig verstanden habe, dann wurde dem Badepersonal der sogenannte Sommertarif gestrichen. Susanne hat das in einem Blog-Kommentar näher erklärt:
„Sommertarif hieß 6 Tage pro Woche Arbeit, freier Tag nur mo-frei, also Dienst an jedem Wochenende, bei Verpflichtung von max. 10 zusätzlichen Arbeitstagen je nach Ansturm der Gäste, dafür ca. 33 % mehr Gehalt“.
Nun wird an 5 Tagen pro Woche gearbeitet und es gibt die Auflage, dass das Badepersonal an zwei aufeinanderfolgenden Tagen in der Woche frei nehmen muss. Die Konsequenz ist, das die verbleibenden MitarbeiterInnen nicht mehr alle Aufgaben im Bad termingerecht erledigen können. Auch das gehört zum neuen Bäderkonzept.
Alle Fotos: ©Sigrid Deitelhoff
Jetzt öffnet das Prinzenbad doch wieder jeden Tag um 7 Uhr. Es sollen wohl drei zusätzliche Personalkräfte eingestellt worden sein. Warum nicht gleich so?