Ich stelle mir manchmal vor, ein Filmteam wäre an diesen kalten Tagen im Prinzenbad, um einen Film mit viel Lokalkolorit über unser Freibad zu drehen. Und was wäre da zu sehen?
Ton ab! Film-Klappe, die Erste! – – –
Mit dicken Winterklamotten verkleidete FreibadlerInnen, die schon allein vom Radfahren verfroren sind, eilen zu den Umkleidekabinen. Während sie sich umziehen, unterhalten sie sich in minimalistischer Form über das Wetter. Mit vor Kälte klappernden Zähnen klingen die Sätze eher staccato-mäßig. In Bademänteln rennen sie zum Becken. Schwimmen hektisch hin und her. Rennen anschließend mit einem noch höheren Tempo zu den Duschen – so als würden sie den Laufpart ihres Triathlon-Trainings hier im Prinzenbad gleich mitabsolvieren. Stehen anschließend stundenlang unter der knallheißen Dusche, um ihre unterkühlten Körper wiederzubeleben. Ziehen sich dann wieder hektisch an, um in dicken Winterdecken gehüllt auf der Cafeteria-Terrasse zu sitzen und heißen Kinder-Punsch zu trinken. Durchgefroren und mit blauen Lippen beteuern sie sich gegenseitig, welch‘ wunderbaren Morgen sie gerade hier im Prinzenbad erlebt haben.
Film-Klappe zu! Ende! – – –
Die KinobesucherInnen verlassen den Saal und fragen sich, wie man sich sowas nur antun kann? Und … warum sind im Monat Mai nur so viele Verrückte im Prinzenbad? Wo kommen die her? Ob das an Berlin, an Kreuzberg oder am Schwimmsport liegt?
Was sagte meine westfälische Großmutter in solchen Situationen? „Es gibt kein größeres Leid, als das der Mensch sich selbst andeit“ … oder so ähnlich…