vonSigrid Deitelhoff 30.06.2020

Prinzenbad-Blog

Freibad-Wetter, gefühlte Wassertemperatur, Gespräche und Gedanken unter der Dusche – der Blog über Deutschlands berühmteste Badeanstalt.

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Endlich treffe ich mal wieder B. im Prinzenbad. Sie nimmt sonst immer den 11 Uhr- und ich den 7 Uhr-Slot. Wir sitzen in der Cafeteria und teilen uns mit Abstand den Schatten unter dem Sonnenschirm. E. sitzt auch am Tisch. Den Hinterkopf der Sonne zugeneigt, damit ihre Haare trocken. „Mensch, es ist Sommer!“, ruft A. aus, die eigentlich auch B. heißt und ebenso am Prinzenbad-Tisch sitzt. Ich nenne B. mal A., damit sie sich von B. namentlich unterscheidet.

„Noch nie war das Schwimmen so schön wie in diesem Jahr“, sagt B. Wir nicken und bestätigen ihre Feststellung. Unterdessen verkündet der Bademeister per Megaphon, dass es 9.30 Uhr sei und alle noch schwimmenden Badegäste die Becken verlassen müßten. Zu dieser Uhrzeit in dieser „Ausnahme-Saison“ immer das gleiche Procedere. Aber diesmal folgt noch der Nachsatz: „Bitte begeben sie sich zur Umkleide!“ Ah, gibt es jetzt auch Lockerungen bezüglich der Umkleidebereiche im Prinzenbad? Wir klatschen Beifall im Cafe. „Nein“, sagt M., der gerade an unserem Tisch vorbei geht, „der Bademeister ist einfach noch nicht richtig wach.“ Ah, so – Schade! Zu früh gefreut.

Wir unterhalten uns über die Coronakrise (wie sollte es auch anders sein) und überlegen, ob Berlin der nächste Hotspot wird, da viele sich so verhalten, als ob die Pandemie nur noch Geschichte sei. B. erzählt von ihrem Fahrrad-Ausflug in ein kleines Kaff, wo es bisher noch keinen einzigen Coronafall gegeben hat, aber das ganze Dorf sehr diszipliniert die Pandemie-Regeln einhält. A., die eigentlich B. heißt, erwähnt die neuesten Untersuchungen, die besagen, dass je nach Blutgruppe eine Corona-Infektion unterschiedlich verläuft. Menschen mit der Blutgruppe 0 sollen angeblich weniger schwere Krankeitsverläufe aufweisen. Wir sind erstaunt über diese Information. A. erklärt uns, dass die Blutgruppen zu unterschiedlichen Zeiten in der Menschheitsgeschichte entstanden sind: „Zum Beispiel Blutgruppe 0 ist eine sehr alte Blutgruppe, die genetisch mehr Schutz bietet“. „Oh, dann bin ich als älterer Mensch auch besser geschützt.“, überlegt B. laut. „Nee, so war das nicht gemeint“, erwidert A. „Beweist mir das Gegenteil“, verkündet B darauf hin und grinst. Die weitere Unterhaltung bringt so einige abstruse Theoriegebilde hervor.  Die eigene Blutgruppe kennen jedoch nur wenige von uns am Tisch. „Ich sollte mal wieder zum Blutspenden gehen“, sagt A.  Ja, Recht hat sie, denke ich. Das sollte ich auch machen. Aufgrund der Coronakrise haben weniger Menschen Blut gespendet. Die Konserven werden so langsam knapp, habe ich gelesen.

Das Gespräch am Prinzenbad-Tisch vergeht wie im Fluge. Die Security kommt 10 Minuten vor dem Ende des frühen Zeitfensters und „jagt uns vom Hof“.

Schön war es,  sowohl das entspannte Schwimmen im Becken, das trotz der Hitze nicht überfüllt ist, als auch die Gespäche in der Cafeteria. Ja, auch ich habe den Eindruck, dass es noch nie so schön im Prinzenbad war wie in dieser Sommer-Saison. Verrückt, oder?! Gerade jetzt während der Corona-Pandemie mit all ihren Einschränkungen zu diesen Erkenntnissen zu gelangen. Laßt uns hoffen, dass es weiterhin gut läuft.

Foto oben: ©Sigrid Deitelhoff

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https://blogs.taz.de/prinzenbad/2020/06/30/es-ist-sommer-in-berlin/

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kommentare

  • Naja. 50m-Schwimmbecken sind ja schon auch irgendwie zum Schwimmen gedacht. Kampfschwimmer*innen sind dabei immer nur die anderen bzw. der Teil, der schneller ist als man selber.
    Aber mal ernsthaft, die Bahnen im Sportschwimmbecken sind doch nach Schwimmgruppen aufgeteilt – ganz rechts ist z.B. die Bahn „Relaxed“, und so sieht es da auch aus. Ich finde, die Regelung stellt eine erhebliche Verbesserung dar im Vergleich zu normalen Zeiten bzw. zu früher, als es keinerlei Einteilung nach Schwimmlust/-vermögen gab. Im Gegensatz zu anderen Ländern gibt es sowas ja hierzulande erst pandemiebedingt – da nun deutsches Regelmeistertum heranzuziehen, ist doch eher deplatziert.

  • Ich kann mich dem leider überhaupt nicht anschliessen. Diese Saison ist furchtbar wenn man kein Büroschwimmer ist. Das entspannte Buchlesen auf der Terrasse am Nachmittag – Fehlanzeige. Nach dem Schwimmen das wirklich oft dreckige Wasser warm abwaschen – gibts nicht . Komisch , woanders scheint das Coronavirus gnädiger sein, da geht duschen. Am Ende muss ich im Prinzenbad aber durch das ekelhafte Wasser des Fußbeckens den Badebereich verlassen – völlig sinnbefreite widerliche Pilzsuppe. Die Bahnen im 16:00 Fenster komplett voll mit Kampfschwimmern , die aus der zweier eine vierer Bahn machen. Bademeister, die die erwachsenen Menschen wie Kinder zusammenfalten, weil sie zwei Minuten zu lange in der Sonne stehen. Grundloses Zählen am Eingang ohne den Ausgang zu beobachten, lauter kleine Nadelstiche, die das Zen des Schwimmens dem deutschen Hang zum Regelmeister weichen…..

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