Was machen PrinzenbadlerInnen, wenn sie nicht im Freibad Kreuzberg trainieren? Ganz einfach! Sie erkunden schwimmend andere Freibäder oder Seebäder. Ist doch klar!
In der Kieler Förde eignen sich die Seebäder Düsternbrook und Holtenau hervorragend für eine schwimmende Auszeit vom Prinzenbad. Und der Strand Laboe, obwohl sehr touristisch, kann mit so manch anderem Küstenort an der Ostsee mithalten.
Seebad Düsternbrook
Das Seebad Düsternbrook wurde 1936 zu den Olympischen Spielen für die Segelwettbewerbe errichtet. Aber auch schon in der Mitte des 18. Jahrhunderts badeten an dieser Stelle die Kieler Bürger. In den 60er Jahren sollte das Bad eigentlich abgerissen werden, 2008 fand sich jedoch eine Betreibergesellschaft und nun bietet dieser hippe Ort nicht nur Schwimmgelegenheiten, sondern hat auch zusätzlich noch eine Seebar mit toller Aussicht auf die Kieler Förde. Zur Loungemusik kann hier auf Sonnenliegen oder in Strandkörben relaxt werden. Bei Sonnenschein kommt noch zusätzlich Südsee-Flair auf.
Umkleidekabinen und Schließfächer gibt es hier nicht. Wertgegenstände können also nicht geschützt werden und sollten besser erst gar nicht mitgenommen werden. Mit einem Handtuch wird eine Liege belegt. „Wie auf Mallorca“, klärt mich der Barkeeper, den ich danach frage, auf. Als ich das Seebad Düsternbrook besuche, sind jedoch trotz strahlendem Wetter kaum MitschwimmerInnen an „Bord“. Zwei Frauen chillen zur Musik in aufgestellten Strandkörben mit einem wunderbaren Blick auf die Kieler Förde.
Ich bezahle den Eintritt von 3,50 Euro bei der Bademeisterin, schwimme aber nur ein paar „Bahnen“. Die vielen Quallen flößen mir gehörig Respekt ein. Eine Mitschwimmerin, die hier ihr tägliches Training absolviert und sich als Fan des Seebads Düsternbrook outet, gibt mir den Tipp, beim Kontakt mit einer Qualle die Stelle mit Rasierschaum einzureiben und anschließend diesen Schaum mit einer festen Karte, z.B.einer Kreditkarte, abzuziehen. Damit würden die Stoffe, die die Tentakeln hinterlassen, zunichte gemacht. Schön und gut, aber wer hat schon Rasierschaum und Kreditkarten im Bad dabei – na ja, vielleicht die VielschwimmerInnen des Düsternbrooker Bads. Wir haben ja auch unsere speziellen Prinzenbad-Utensilien täglich dabei. Was auch immer die sein mögen…
Das Baden ist im Seebad Düsternbrook zwischen dem 15. Juni und dem 15. September erlaubt. In der restlichen Jahreszeit haben nur die Clubmitglieder einen Zugang zum Seebad. Clubmitglieder haben einen Schlüssel für den Badesteg und können das ganze Jahr in die Fluten springen. Sie zahlen keinen Eintritt und können kostenlos an Yoga- und Qi Gong-Kursen teilnehmen. Die Clubmitgliedschaft kostet jedoch für Einzelpersonen 132 Euro, Partnerverträge kosten 220 Euro und Familien mit einem Kind zahlen 280 Euro, Familien mit zwei Kindern 330 Euro pro Jahr.
Website zum Seebad Düsternbrook: https://seebad-duesternbrook.com/
Seebad Holtenau
Weniger schick, dafür aber ursprünglicher und mehr aufs Schwimmen ausgerichtet präsentiert sich das Seebad Holtenau, das im gleichnamigen Stadtteil Holtenau liegt. In diesem Bad gibt es Umkleidekabinen und abschließbare Schränke. Ausserdem gibt es einen Tagungsraum mit einer eingelassenen Glasscheibe auf dem Boden, durch die der Meeresboden beobachtet werden kann. Alkohol, Essen und Musik sind in diesem Seebad tabu. Der Badebetrieb geht täglich von 13 bis 19 Uhr. Ein großes Plus ist der freie Eintritt, wobei Spenden natürlich gern gesehen werden – zumal dieses Seebad seit 2012 durch eine Interessengemeinschaft organisiert wird und auf Spenden angewiesen ist. 150 Mitglieder gibt es im Seebad Holtenau, die freiwillig und umsonst die Badeaufsicht gemeinsam mit ausgebildeten RettungsschwimmerInnen organisieren.
Über die Mitgliedschaft hinaus werden immer im April 100 Schlüssel für das Bad verlost. Wer einen ergattert, kann auch ausserhalb der Sommersaison, die von Juni bis September reicht, das Seebad nutzen. Zum tägliche Badebetrieb wird immer nur eine bestimmte Anzahl von SchwimmerInnen zugelassen. Diese Begrenzung hat mit Auflagen zu tun, die befolgt werden müssen.
Bis 1992 war die Seebadeanstalt im Besitz der Stadt, danach bewahrte der Freundeskreis das Bad vor dem Abriss und hält es seitdem durch sein ehrenamtliches Engagement in Schuss.
1907 eröffnete die erste Badestelle in Holtenau, wobei das Gebäude und die Umkleidekabinen am Ufer lagen. Erst später entstand ein Pfahlbau im Wasser. Der Holzbau in Weiß und Blau stammt aus den 50er Jahren und erhielt in den 80er Jahren einen neuen Unterbau, da das tragende Holz inzwischen morsch geworden war. Die 50 Meter Schwimmbahnen sind jedoch die selben wie damals.
Der Freundeskreis der Seebadeanstalt Holtenau, der kein Verein, sondern eine Interessengemeinschaft ist und jedem offen steht, wird durch die Stiftung Lighthouse Foundation als Eigentümerin bei der Erhaltung und Pflege der Steganlage unterstützt. Die Stiftung Lighthouse Foundation setzt sich weltweit für den Schutz der Meere und Ozeane ein.
Übrigens: Das Engagement der Interessengemeinschaft „Seebadeanstalt Holtenau“ wurde 2021 mit dem Deutschen Nachbarschaftspreis gewürdigt.
Beide Seebäder haben mir gut gefallen. So reizvoll das Südseeflair des schicken Düsternbrooker Bads auch ist, ich würde der Seebadeanstalt Holtenau jedoch den Vorzug geben und daran sind nicht nur die fehlenden Quallen dort Schuld…
Weitere Infos zur Seebadeanstalt Holtenau: https://seebad-holtenau.de/
Es gibt natürlich noch sehr viel mehr Bade- und Schwimmmöglichkeiten in Kiel, z.B. in Laboe. Der Strand dort ist sehr attraktiv, aber auch sehr viel touristischer als die Seebäder Düsternbrook und die Seebadeanstalt Holtenau.
Infos zum Strandleben Laboe: https://www.laboe.de/strandleben