vonSigrid Deitelhoff 14.05.2024

Prinzenbad-Blog

Freibad-Wetter, gefühlte Wassertemperatur, Gespräche und Gedanken unter der Dusche – der Blog über Deutschlands berühmteste Badeanstalt.

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Im Prinzenbad müssen wir derzeit erhebliche Einschränkungen in Kauf nehmen. Aktuell steht nur das Sportbecken zur Verfügung. Das Terrassen- und das Nichtschwimmerbecken sind noch immer gesperrt. Deshalb haben die Berliner Bäder-Betriebe auch die maximale Anzahl der Gäste für das Bad auf 1000 Gäste gleichzeitig (an heißen Tagen auf 700 Gäste) begrenzt.

Auf der heute stattfindenden Pressekonferenz im Prinzenbad entschuldigten sich die Bäderbetriebe für diesen Umstand und nannten hierfür die Gründe. Der Betonschaden war größer als erwartet. Nachdem die alten Rohre heraus montiert wurden, um an die Bausubstanz zu gelangen, wurden nun auch gleich die Rohre für einen späteren Einbau der Stahlbecken für das Nichtschwimmer- und das Terrassenbecken installiert. Das Nichtschwimmerbecken wird am kommenden Wochenende befüllt, aber es dauert ca. 5-7 Tage, bevor das Gesundheitsamt die Wasserqualität prüfen und eine Freigabe geben kann. Frühestens Anfang Juni kann dann das Nichtschwimmerbecken, Mitte Juni das Terrassenbecken geöffnet werden. Es gab die Überlegung, entweder eine Voll- oder eine Teilsperrung für das Prinzenbad vorzunehmen. Aber in Anbetracht der vielen SportschwimmerInnen und dem funktionierenden Sportbecken aus Stahl, das technisch nicht an die anderen beiden Becken gekoppelt ist wurde nur die Teilsperrung beschlossen. Die PrinzenbadlerInnen können nun zu einem ermäßigten Eintrittpreis von 3,50 Euro im Sportbecken schwimmen.

Technikräume für das Nichtschwimmer- und das Terrassenbecken im Prinzenbad

Und was erwartet uns sonst noch in dieser Sommersaison?
In Kürze: Ausweispflicht, Zäune werden um einige Freibäder erhöht, weiterhin Videoüberwachung an den Eingängen, an heißen Tagen Polizei vor den Frei- und Sommerbädern. Es gibt aber auch weitere Freizeit- und Bewegungsangebote, wie z.B. neue Spielgeräte und ein neues Plantschbecken (momentan aber noch geschlossen) im Prinzenbad.

Und was bedeutet nun, das Prinzenbad wird digital? Nein, keine KI unterstützte Beckenbeobachtung wie sie in einigen Bädern (Freudenstadt, Wiesbaden, Lippstadt etc.) schon eingesetzt wird, in dem leblose Personen mit Hilfe von künstlicher Intelligenz schnell im Becken lokalisiert werden können. Das ist alles zu teuer. Das Geld wird anderweitig benötigt. Nein, auch nicht für die Beckensanierung, wie einige von Euch vermuten. Die Antwort ist ganz einfach: Für das Sicherheitspersonal werden 2,5 Millionen Euro benötigt. Nein, wieder falsch geraten, die Wachleute sind auch nicht KI unterstützt. Gibt es bisher auch noch nicht.

An heißen Tagen werden ca. 20 Wachleute in jedem großen Freibad eingesetzt. Für das Sicherheitspersonal habe es zusätzliche Schulungen unter anderem mit der Polizei und psychologische Beratungen gegeben. Laut Bäder-Chef Johannes Kleinsorg und Innensenatorin Iris Spranger (SPD) sollen durch diese Maßnahmen renitente Jugendliche und junge Männer in ihre Schranken verwiesen und Tumulte wie im vergangenen Jahr vermieden werden.

Die Berliner Bäderbetriebe setzen verstärkt auf Digitalisierung und haben ihren Online-Shop noch einmal verstärkt. In dieser Saison sind erstmals alle Tickets auch online erhältlich. Damit möglichst viele Badegäste das Angebot nutzen, werden die Tickets im Online-Shop zehn Prozent günstiger angeboten.

Darüber hinaus gehört das Prinzenbad nun zu einem der 5 Pilotbäder. In der Hochsaison Juni, Juli und August ist die Einlass-Kasse täglich nur bis 10 Uhr geöffnet. Danach kann nur noch online ein Ticket gebucht werden. Mit den Online-Tickets können die Badegäste direkt zum Drehkreuz gehen. Im Online-Shop sind alle Arten von Tickets erhältlich. Das gilt auch für die Sommermehrfachkarte, die zu 20 Eintritten berechtigt. An den Kassen der Bäder kann sie seit dem 1. Mai für 70 Euro erworben werden, online wird sie im Ticketshop rabattiert für 63 Euro angeboten.

Für mehr Transparenz über die Auslastung einzelner Bäder sorgt eine Art Ampelsystem auf der Webseite der BBB. So können wir erkennen, wie stark das gewünschte Bad aktuell besucht ist.

  • Grün = es gibt keine Einschränkungen, der Kauf von Tickets und der Zugang zum Bad ist möglich
  • Gelb = das Bad füllt sich, es ist möglich, dass erste Maßnahmen zur Beschränkung der Besucherzahlen bald in Kraft treten
  • Orange = starkes Besucheraufkommen. Der Ticketverkauf über den Online-Shop wird eingestellt; mit bereits erworbenen Tickets
    ist der Einlass noch möglich; das gilt auch für Sommermehrfachkarten und die BäderCard
  • Rot = die Besucherobergrenze des Bades ist erreicht; ein Einlass ist nicht mehr möglich, auch nicht mit bereits erworbenen Tickets, der Ticket-Kauf über den Online-Shop für dieses Bad bleibt gesperrt. Erworbene Tickets bleiben 7 Tage lang gültig.

Ampel Rot finde ich sehr problematisch. Was ist mit BäderCard- und Sommermehrfachkarten-BesitzerInnen, die nur zu bestimmten Zeiten das Bad besuchen können, für viel Geld diese Eintritte erworben haben und unter Umständen keine Chance haben, mit ihren Eintritten die Bäder zu besuchen. Darüber hinaus werden die Tickets nun personalisiert. Bei der Buchung der Tickets muss der Name des Badegastes angegeben werden. Anders als bisher sind die Tickets zudem nicht mehr übertragbar.

In einem weiteren Pilotversuch wird im Sommerbad Pankow und Neukölln eine Hilferuf-App getestet. Per Knopfdruck können bei Gefahr mit dem Handy Helferinnen und Helfer aus dem unmittelbaren Umfeld alarmiert werden. Zur Einführung Anfang Juni wird die Anwendung und Funktionsweise der Öffentlichkeit noch einmal gesondert erläutert.

Zusätzlich planen die BBB für mehrere Bäder betreute Sportangebote mit externen Unterstützern. Im Rahmen des Projektes „SpOrt in Freibädern“ soll es während der Sommerferien in diesem Jahr ein Angebot in folgenden Bädern geben: im Prinzenbad und im Sommerbad Neukölln (Columbiabad), (Sommerbad Pankow in Vorbereitung). Das Sportangebot wird in Trägerschaft der Sportjugend Berlin umgesetzt, mit pädagogischer Begleitung der Gesellschaft für Sport und Jugendsozialarbeit, GSJ.

Fotos: ©Sigrid Deitelhoff

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https://blogs.taz.de/prinzenbad/2024/05/14/das-prinzenbad-wird-digital/

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kommentare

  • Diese Ampel-Folklore scheint mir nicht hilfreich. Vorhin war mir das Becken schlicht zu voll zum sportlichen Schwimmen – habe dann lieber freiwillig auf meine restlichen Bahnen verzichtet.
    Die Ampel war dabei sicher noch auf hellgrün!
    Zielführender wäre es, wenn die für die BBB zuständigen Kontrollinstanzen ihre Aufgabe ernst nehmen würden und Verantwortlichkeiten nachhalten und ggf. Konsequenzen einfordern würden – auch personeller Art. Warum interveniert bei solcher offenkundiger Misswirtschaft nicht der Aufsichtsrat ?

  • Was überhaupt noch nicht richtig durchgedrungen ist: Ab 1. Juni ist das Kassenpersonal der Bäderbetriebe angehalten, bei jedem Badegast die personalisierte Eintrittskarte mit einem Ausweis abzugleichen. Die Sommerbäder werden so in einen Hochsicherheitstrakt verwandelt, mit Stacheldraht versehene Zäune und einer Videoüberwachung. Wo wird dieser populistsiche Sicherheitsaktionismus noch enden? Selbst Heinrich Lummer (wer kennt ihn noch?) wäre da nicht drauf gekommen…

  • „AMpel Rot finde ihc problematisch“
    Och da gibts ne einfache Lösung. Sagen wir es dürfen maximal 1000 (willkürlich gewählte Zahl) ins Bad. Dann lässt man eben nur 900 rein mit „online gekauften Einzelkarten“ und reserviert 100 für „Saisonkarten/Mehrfachkarten“. Da man die Zahl der Karten ja kenn wird sich hier ein Kompromiss finden.

    Anders machen das ja viele Freizeitbetriebe auch nicht (Heide-Park, Europa-Park usw.). Die MAXIMALE Anzahl der Gäste ist eben die maximale – Ende. Mit meiner Kino-Dauerkarte komme ich auch nicht rein wenn der Film voll ist.

  • @Eduardo
    Schließe ich mich mal an.
    Nur, es betrifft ja nicht nur die BBB. ÖPNV, DB, Schulen, Sporthallen, Kindergärten…. Man hat gelegentlich den Eindruck, dass diese Stadt oder vielleicht auch gleich das ganze Land in eine Art Dysfunkionalität abgleitet, auf die das Gemeinwesen nicht mehr wirkungsvoll reagieren kann.

    In der verflossenen DDR hieß es dann immer „Keine Leute, keine Leute!“ und natürlich kein Material. Wie heißen eigentlich die „Lieder“, die heute so gesungen werden?
    „Keine Fachkräfte“ würde wohl auch heute hinkommen.

    Und über die Sicherheitsprobleme will ich erst gar nicht anfangen zu reden. Das sind m.E. einfach nur Abgründe, wenn Menschen nicht mehr in der Lage zu einem Minimum an sozialem Verhalten sind, und von der POLIZEI !!! im Zaume gehalten werden müssen.

    Aber Hauptsache irgendeinen Computer- und Internetspaß einrichten.

  • Sorry, überhaupt kein Verständnis mehr für diesen Laden. Was sind hier für Dilettanten am Werk?
    Worum geht es hier? Ein regelmäßig wiederkehrendes Ereignis zu planen. Saisonstart ist immer am 1. Mai. Das sollte doch eine lösbare Aufhabe sein. Warum scheitern die BBB so verlässlich jedes Jahr aufs Neue daran? Das ist doch keine Raketen Wissenschaft.
    Anderswo klappt das doch auch!
    Seien wir froh, dass dieser Verein nicht für Weihnachten zuständig ist. Wir würden alle traurig gucken im Dezember.

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