vonSigrid Deitelhoff 25.09.2024

Prinzenbad-Blog

Freibad-Wetter, gefühlte Wassertemperatur, Gespräche und Gedanken unter der Dusche – der Blog über Deutschlands berühmteste Badeanstalt.

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Nicht nur die StammschwimmerInnen des Prinzenbades sind stinksauer. Der Unmut in der Berliner Schwimm-Community ist ebenfalls sehr groß. Was ist passiert? Gar nix ist passiert ! Das ist es ja gerade. Der Service-Gedanke rückt bei den Berliner Bäderbetriebe in immer weitere Ferne.

Aber von Anfang an: Ab dem nächsten Montag ist nur noch das Terrassenbecken im Prinzenbad geöffnet. Das wird aber ab dem 1. Oktober bis zum Ende der Saison nicht mehr beheizt. Da nützt es auch nichts, diese Strategie als “Guddy” für die EisbadlerInnen des Freibads zu verkaufen. Ja, diese Fraktion gibt es im Prinzenbad, aber es ist “mitnichten (und neffen)“ die Prinzenbad-Mehrheit. Warum ist es nicht möglich, über das kalte Terrassenbecken hinaus eines der anderen Becken zu beheizen, zumal die Hallenbad-Situation noch nie so desaströs war wie in diesem Jahr. Ausserdem werden die Öffnungszeiten weiter eingeschränkt. Ab dem 5. Oktober ist das Schwimmen im Prinzenbad am Wochenende nicht mehr möglich.

7 der 36 Hallenbäder in Berlin sind in dieser Wintersaison geschlossen: Spreewaldbad, Stadtbad Charlottenburg (Neue Halle), Schwimmhalle Zingster Straße, Paracelsus-Bad, Kombibad Mariendorf, Stadtbad Schöneberg, FEZ-Berlin in der Wuhlheide.

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Die verbleibenden geöffneten Schwimmhallen sind für die Öffentlichkeit kaum zugänglich. Die Öffnungszeiten von 14 Schwimmhallen erstreckt sich innerhalb der Woche über den Zeitraum von meistens 6:30 Uhr bis 7:45 bzw. 8:00 Uhr. Danach sind die Bäder den Schwimmvereinen und Schulklassen vorbehalten. Das bedeutet, abzüglich der Aus- und Ankleidung (pi mal Daumen ) eine reine Wasserzeit von einer halben Stunde, da 30 Minuten vor Ende der Öffnungszeit das Becken verlassen werden muss.

Wenn ich mich nicht verzählt habe, sind 15 Hallenbäder auch zwischendurch und/oder nachmittags und abends für die Öffentlichkeit zugänglich, aber in der Mehrzahl mit einer eingeschränkten Wasserfläche.

Für die Berliner FrühschwimmerInnen ist es besonders schwierig. Die Wege zu einem geöffenten Hallenbad in dieser Wintersaison befinden sich in Berlin nicht selten in der Tarifzone B. Das bedeutet auch, dass viele SchwimmerInnen auf die öffentlichen Verkehrsmittel im Winter angewiesen sind. Mit dem Rad bei Schnee und Eis lange Wege zurück zu legen, ist nicht so prickelnd. Und das auch noch vor dem Arbeitsbeginn und für ca. 500 Euro – soviel kostet nämlich die Jahreskarte für die Berliner Bäder.

Und wer sich von den PrinzenbadlerInnen auf die Kreuzberger Schwimmhalle gefreut hat, wird enttäuscht werden. Sie ist für die Öffentlichkeit innerhalb der Woche lediglich von 6:30 Uhr bis 7:45 Uhr geöffnet – wenn sie überhaupt wieder in Betrieb genommen wird. Es gibt Gerüchte, dass dem nicht so sein wird… Aber warten wir es ab!

Teaser-Foto: ©Sigrid Deitelhoff

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https://blogs.taz.de/prinzenbad/2024/09/25/wenig-wintersaison-fuer-viel-geld/

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kommentare

  • Seit vielen Jahren schränken die Bäderbetriebe ihre Leistungen immer weiter ein, verbreiten auf ihrer Webseite falsche Angaben über die angeblich so großartige Berliner Bäderlandschaft und lassen sich durch keine Beschwerde aus der Ruhe bringen. Der Senat für Inneres und Sport schaut dabei zu oder ist Ursache des Übels, Anfragen und Kritik werden nicht beantwortet, sucht man auf dessen Website nach Angeboten zum Schwimmsport, gerät man über einen Link wieder auf die grandiose Seite der Bäderbetriebe.
    Daseinsvorsorge und Gesundheitsprävention sind hier eher Fehlanzeige. Hoffnung auf Besserung habe ich keine mehr und schwimme im Winter inzwischen sehr entspannt in einem funktionierenden (und teuren) Fitnessstudio.

  • Hinzu kommt: Viele Stammgäste des Prinzenbades haben noch Rest–Eintrittskarten über. Sie hatten gehofft, diese (wie im letzten Jahr) in der Kreuzberger Schwimmhalle im warmen Wasser abschwimmen zu können.
    Das ist in diesem Jahr jedoch nicht möglich. Für die Kreuzberger Halle müssen extra Eintrittskarten gekauft werden. Kulanz ist inzwischen also auch wie das Wort Service ein Fremdwort für die Bäderbetriebe.

  • Vielen Dank für diesen Artikel. Einen ähnlichen habe ich gestern an die BBB geschrieben. Ich habe auch angefragt, ob man in Zukunft mit der BäderCard die öffentlichen Verkehrsmittel nutzen darf.
    So wie ich das verstehe, haben am kommenden Montag noch alle Becken auf. Danach kommt der schwimmtechnisch schlimmste Winter, den ich in meinen 30 Jahren in Berlin erlebt habe.

  • Es ist ein Armutszeugnis! Wenn man die App der Berliner Bäder öffnet und den Filter auf Friedrichshain-Kreuzberg (immerhin ein Bezirk mit über 290.000 Einwohnern!) einstellt, werden einem 4 Bäder angezeigt:
    – Das Prinzenbad, das aus den oben genannten Gründen ab Oktober eigentlich nicht mehr nutzbar ist und über den Winter dann eh schließt.
    – Die temporäre Schwimmhalle, die aus den oben genannten Gründen im Grunde auch so gut wie nicht genutzt werden kann.
    – Das Wellenbad am Spreewaldplatz, das mit dem kleinen Hinweis versehen ist, dass es seit Juni 2023 geschlossen ist. LOL.
    – Und die Krönung ist die Schwimmhalle Holzmarktstraße, vor sieben Jahren abgerissen, deren Planung sich endlos verzögert hat und für die noch kein einziger Spatenstich gemacht wurde. Voraussichtliche Eröffnung: 2029! Doppel LOL!
    Da wird also viel Augenwischerei betrieben, um zu verschleiern, dass man in F-K eigentlich nirgends mehr schwimmen kann.
    Und dann fahre ich jeden Tag am Bad in der Baerwaldstraße vorbei, das seit Jahren vor sich hingammelt, und möchte weinen.

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