Ich bekenne mich zur zweiten Schwimmbad-Schicht. Gleich um 7 Uhr vor dem Schwimmbad-Einlass zu stehen, ist nicht so mein Ding. Dachte ich zumindest bisher …
Die absoluten FrühschwimmerInnen sind so ein Völkchen für sich – ebenso die Zweite-Schicht-SchwimmerInnen, zu denen ich mich zähle. Die „Ab 11 Uhr Badegäste“, also ab der dritten Schwimmschicht aufwärts, sind mir völlig unbekannt.
Mich packte die Neugier, zu erkunden, wie es im Prinzenbad in aller Frühe so zugeht. Wer schwimmt da – und wie? Welche Schwimmgewohnheiten sind um 7 Uhr anzutreffen?
Vor ein paar Wochen wachte ich sehr früh auf und nahm die Gelegenheit wahr, mir die erste Schwimmschicht anzuschauen. Ich wagte das Experiment und war gespannt…
Stammgäste berichten, dass sogar vor Öffnung des Bades (also vor 7 Uhr) schon eine beträchtliche Menschen-Schlange vor dem Einlass anzutreffen ist. Und so war bzw. ist es auch immer noch. Es scheint eine geheime Ordnung zu geben, wer an welchem Platz in der Schlange stehen darf. Die PrinzenbadlerInnen der Plätze 1 bis 5 haben sich ihren Rang im Laufe der Jahre schwer erschwommen. Regelmäßiges Erscheinen heißt das Zauberwort. Der erste Platz wird immer für, nennen wir ihn einfach mal Herrn C., freigehalten – auch wenn er noch gar nicht da ist. Das Gerücht besagt, das Prinzenbad wurde um ihn herum gebaut. SchwimmerInnen, die sich aus Versehen falsch einreihen, werden sehr schnell von ihren MitschwimmerInnen auf ihren Fehler aufmerksam gemacht. Es gibt eine strikte Ordnung. Das kennen wir Badegäste anderer Schwimmschichten nicht.
Mein frühes Erscheinen erregt Aufsehen. Vorstellen brauche ich mich nicht. Begrüßt werde ich mit den Worten: „Wow, was machst Du denn schon hier? Sonst schlappst Du im Bademantel doch erst zu einem späteren Zeitpunkt auf dem Weg zum Becken an uns vorbei. Wir sitzen dann schon auf der Terrasse und frühstücken bereits“. Ah, ja, denke ich – die erste Schwimmbadschicht bekommt also alles mit!
In der Schlange stehend werden erst mal Neuigkeiten ausgetauscht, wie z.B. Informationen zu aktuellen Kunst- und Kulturausstellungen, Bäderschließungen und Bädersanierungen, aber auch Statements zu politische Ereignissen werden kundgetan.
Bezüglich der Spindauswahl ähneln sich die StammschwimmerInnen der ersten und der zweiten Schwimmbad-Schicht. Alle beanspruchen ihren Spind und sind „not amused“, wenn der von anderen Badegästen (meistens FremdschimmerInnen, die es nicht besser wissen) belegt wurde. Ob es damit zu tun hat, sich nicht jeden Tag eine neue Spindnummer merken zu müssen, vermag ich nicht zu beurteilen. Vielleicht liegt es auch einfach nur an der Macht der Gewohnheit, ähnlich der Reservierung eines Liegestuhls mittels Handtuch auf Mallorca?
Der Weg zum Becken wird jedoch sehr unterschiedlich zurückgelegt. Während die Badegäste der zweiten Schwimmbad-Schicht gemächlich zum Becken schreiten, beeilen sich die SchwimmerInnen der ersten Schicht, um als erste im Becken zu sein. Vielleicht, um das Gefühl zu haben, das Becken gehöre ihnen allein. Dieses Gefühl kennen wir Badegäste der 2. Schicht nicht. Wie auch? Wenn wir ins Becken springen, hüpfen oder die Leiter hinabsteigen, sind immer schon andere SchwimmerInnen da – ausser es regnet. Auch so ein Phänomen, dass ich aber hier nicht weiter ausführen möchte, da es den Rahmen sprengen würde.
Aber die frühen Frühstücksrunden, die sich nach dem Schwimmen auf der Cafeteria-Terrasse treffen, unterscheiden sich von den späteren Runden. Die frühen Gruppen sind zwar genauso homogen wie die späteren, aber ihre Treffen und ihre Gruppenzusammensetzung scheinen beständiger zu sein.
Wer nun glaubt, dass so früh am Morgen weniger Badegäste im Prinzenbad schwimmen, irrt gewaltig. Es ist genauso voll wie zu den anderen Schwimmschichten.
Aber das Schwimmen zur frühen Morgenstunde, der Lichteinfall, wie die aufgehende Sonne die Bäume am Sportbecken beleuchtet und die Farben der Blätter intensiver erscheinen läßt, hat was Magisches – das muss ich zugeben. Schwimmen am frühen Morgen ist Kult.
Ich soll nicht so viel Werbung für das frühe Schwimmen machen, sagt Stammgast K., sonst würde demnächst schon am frühen Morgen ebenso wie am Nachmittag nur noch Stehschwimmen möglich sein.
Aber das glaube ich nicht. Dafür gibt es zu viele überzeugte Spät-SchwimmerInnen. Ausserdem werden ab dem kommenden Montag (29. September) bis zum Ende der Sommersaison am 31. Oktober die Schwimmbecken nicht mehr beheizt – so steht es zumindest auf der Website der Berliner Bäderbetriebe. Damit endet für viele PrinzenbadlerInnen die Sommersaison schon an diesem Wochenende. Für mich übrigens auch. Ich mag nicht im kalten Becken schwimmen, auch nicht im Neoprenanzug.
Ich verabschiede mich von allen MitschwimmerInnen. Wir sehen uns in der nächsten Sommersaison 2026 hoffentlich gesund und munter im Prinzenbad wieder. Allen EisbadlerInnen wünsche ich eine noch verbleibende schöne Nachsaison!

Danke an alle, die mich und den Prinzenbad-Blog unterstützt haben. Danke auch an Daggi und Matze für die tolle Bewirtung der Badegäste in dieser Saison und „last, but not least“ ein Dankeschön an das Prinzenbadpersonal!
Ich habe versucht, die zukünftige neue Preisgestaltung zu recherchieren. Ich muss gestehen, ich blicke nicht so wirklich durch. Vor kurzem war noch die Rede von der Einführung einer Clubmitgliedschaft ab Ende des Jahres. Davon ist nun nichts mehr zu lesen. Wenn ich aussagekräftige Informationen zu den neuen Tarifen finde, teile ich Euch das gerne in einem weiteren Blogbeitrag mit. Bis dahin: Ahoi!
Vielen Dank für das schöne Saison-Outro ( der Prinzenbad-Blog-Beitrag https://blogs.taz.de/prinzenbad/2025/09/27/morgens-frueh-um-7/ )
PS: Vielleicht lassen die Berliner Bäderbetriebe sich doch noch dazu bewegen, bis zum 31.10.2025 die Stütztemperatur von 22°C anzubieten, für viele* wäre dann nicht schon am 28.09.2025 Saison-Ende.