vonNora 06.04.2023

Gesellschaft auseinander puzzlen

Gesellschaft: ein Puzzle aus vielen Teilen. Blog-Autorin Nora nimmt es kritisch auseinander und schafft ein gerechteres Bild.

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Triggerwarnung Essstörungen.

Essen ist etwas hoch Emotionales und wir tun es unser Leben lang. Seit unserer Geburt nehmen wir in irgendeiner Weise Nahrung zu uns und das oft in sozialen Kontexten. Wir verbinden bestimmtes Essen mit unserer Kindheit, besonderen Orten, Festtagen und Menschen. Es ist nicht selten, dass wir uns mit Essen belohnen oder unsere Emotionen regulieren wollen. Comfort Food, wenn es uns schlecht geht. Ein Eis oder Essen im Restaurant, als Belohnung und Feiern einer bestandenen Prüfung. Wir definieren uns über Essen: Was essen wir gerne? Was mochten wir noch nie? Und was essen wir vielleicht auch nicht mehr, weil wir mal dazu gezwungen wurden?

Da kommen wir zu einem entscheidenen Punkt: Essen kann nicht nur positiv, sondern auch negativ besetzt sein und das ist sehr häufig in unserer Gesellschaft. Essen wird mit unserer Körperform in Verbindung gebracht und die ist in vielen Fällen nicht so, wie andere sie haben wollen. Zu dick soll mensch nicht sein, weil das wäre ja ungesund. Zu dünn soll mensch aber auch nicht sein. Mensch soll kurvig sein, aber auch nicht zu sehr. Oder mensch bekommt von wild fremden Personen gesagt, so wie du bist geht es ja noch, aber dünner/dicker sollte es dann auch nicht sein.

Der Körper macht einfach, was er will

Es wird kommentiert, ob Menschen ab oder zu genommen haben. Oft ist es auch mit das Erste, was zu einem gesagt wird oder es wird zu anderen gesagt. Oft ist abnehmen dabei positiv konnotiert. Außer mensch war halt vorher „zu dünn“, dann soll mensch bloß nicht wieder abnehmen. Und der Körper macht oft trotzdem einfach, was er halt macht: Er lebt und er verändert sich. Und dann steht mensch wieder weinend auf der Waage, weil mensch weiß: So wie ich bin, wollen mich die anderen nicht haben und so will mensch sich auch irgendwann selbst nicht mehr haben. Aber das ist ein Trugschluss, denn wir alle sind in der Gesellschaft aufgewachsen, in der der Körper in eine bestimmte Form passen soll und so viele Menschen sind verletzt davon.

Es gibt Trends zu Körperformen, die sich verändern. Und dann sollen alle Körper in 20 Jahren wieder ganz anders aussehen. Wir bringen die äußere Form in Verbindung mit unserem inneren Wesen und denken wir wären weniger wertvoll, wenn wir der erwarteten äußeren Form nicht entsprechen. Das macht Menschen krank und das lässt Menschen ihr Verhalten kontrollieren. Laut der KiGGS-Studie zeigen 19,8% der deutschen Jugendlichen Anzeichen von gestörtem Essverhalten. Essstörungen sind grausame Krankheiten und sie müssen behandelt werden! Wenn sich die Gedanken nur noch um das Essen drehen, drehen sich die Gedanken halt nicht mehr um andere Dinge. Ich bin keine Expertin im Bereich Essstörungen und kann keine genaueren Hintergründe, Krankheitsverläufe oder das Belastungserleben beschreiben, aber ich bin überzeugt, dass wir als Gesellschaft das Verhältnis zu unseren Körpern ändern müssen und somit unser Verhältnis zum Essen.

Um diese Wunden heilen zu können, müssen wir unseren Körper wertschätzen können, egal in welcher Form er kommt. Veränderungen unseres Körpers sind normal. Der Körper verändert sich unser Leben lang. Wir müssen lernen, auf unseren Körper zu hören: Haben wir gerade Hunger oder probieren wir eine Emotion damit zu regulieren? Wollen wir Kontrolle? Wir müssen intuitiver werden. Lasst uns unsere Körper stolz zeigen und in dem zeigen, in dem wir uns wohl fühlen. Denn auch Kleidung kann unser Körpergefühl beeinflussen. Lasst uns unsere Körper feiern, für das was er jeden Tag schafft: uns am Leben zu halten und uns zu bewegen. Lasst uns Sport machen, um unseren Körper zu pflegen, anstatt eine bestimmte Form erreichen zu wollen. Lasst uns essen, weil es uns nährt und weil wir es genießen. Und vor allem: Lasst uns nicht mehr schlecht über die Körper anderer Menschen reden bzw. eine bestimmte Form erwarten.

Und natürlich betrifft Essen auch noch viele andere Aspekte wie Klimawandel, Tiere, Gerechtigkeit, usw., aber dazu kommen wir an einer anderen Stelle.

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https://blogs.taz.de/puzzlen/essen-koerper-und-gesellschaft/

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kommentare

  • Als jemand, der sich selber viel mit dem Thema auseinandergesetzt hat und mal eine Essstörung hatte, finde ich, du hast es genau auf den Punkt gebracht. Hoffentlich ist das genau der Anstoß für viele andere, sich auch mehr mit dem Thema zu beschäftigen und sich zu informieren. Toll gemacht!!

  • Essstörungen sind grausame Krankheiten und sie müssen behandelt werden!

    Stimmt nicht. Manchmal gehen sie auch von selbst wieder weg oder weil man sich selber „behandelt“, also einsieht, dass es scheiße ist, wie man da mit seinem Körper umgeht.

    Bringt mich zu der Frage: wie kommt die Autorin dazu, sich derart über Essstörungen zu äußern, wenn sie keine Expertin ist?

    • Auch wenn ich keine wissenschaftliche Expertin bin, habe ich mich natürlich mit dem Thema auseinander gesetzt.
      Die BZgA spricht davon, dass Essstörungen behandelt werden müssten. Barmer spricht davon, dass die Behandlung „eine multiprofessionelle Aufgabe“ ist und Selbsthilfegruppen sinnvoll seien, aber häufig alleine nicht ausreichen würden.
      ANAD spricht von der Gefahr, „dass die Essstörung chronifiziert wird“, wenn diese nicht therapeutisch behandelt werden.
      Somit finde ich die Aussage „manchmal gehen sie auch von selbst wieder weg“ echt problematisch, da es Personen davon abhalten kann in Behandlung zu gehen.

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