von 29.11.2010

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Barcoo – nützliche Hilfe beim Lebensmittelkauf oder doch brotlose Kunst? (Foto: chiaramarra/flickr.com/Lizenz: by)

Wieder einmal stehe ich vor der Kühltheke und frage mich, welche Milch denn nun die beste ist – die teuerste, die Bio-Milch oder gar die günstigste? Zumindest mein Portemonnaie würde sich bei letzterer freuen. Aber auch meine Gesundheit?

Mit dieser Frage bin ich zum Glück nicht allein. Natürlich könnte ich im Internet suchen, welches Produkt am besten abschneidet doch die notwendigen Informationen sind oft aufwändig zu recherchieren und auf vielen Seiten verteilt. Außerdem stehe ich immer noch im Supermarkt vor der Produktvielfalt. Die Mitarbeiter sehen auch nicht so aus, als wüssten sie, welche der vielen Sorten eine echte Frischmilch und welche die weit verbreitete ESLMilch ist. Auf den Verpackungen sind auch keine Hinweise zu finden. Und langsam wird mir auch etwas kalt an den Händen.

Auf diesem Weg entstand die Idee: Es sollte eine Handy-Applikation erfunden werden, mit der sich die wichtigsten Informationen zu Lebensmitteln abrufen lassen und zwar genau dort, wo man die Daten gerade benötigt. Ein junges Team von Entwicklern, die ihr Geld mit Auftragsprogrammierung verdienten, gründete 2007 ein eigenes Unternehmen mit dem Namen „Barcoo“ und machte es sich kurzum zur Aufgabe, die App zu entwickeln. Sie ist kostenlos und für nahezu jedes Smartphone zugänglich.

Die Benutzung ist einfach: Um ein Produkt abzufragen, scannt man rasch mit der Handy-Kamera den Barcode. Dann gleicht das Programm über das Internet den Code mit der Datenbank von Barcoo ab und zeigt auf dem Display neben einem Preisvergleich noch Informationen zum Zucker-, Fett- und Salzgehalt an. Dabei ist jeder dieser Rubriken eine Farbe zugeordnet – eine Art Lebensmittelampel. Wenn ein bestimmter Gehalt in dem gesuchten Produkt übermäßig vorhanden ist, färbt sich dieser Wert rot. Damit soll symbolisiert werden, dass man das Produkt nur in Maßen konsumieren sollte. Bei Grün kann man ohne Bedenken zuschlagen.

In Zusammenarbeit mit der Verbraucherzentrale Hamburg und Greenpeace kann man außerdem noch Testberichte sowie Öko- und Gesundheitsinformationen einsehen. Das neuste Feature aber ist die Zusammenarbeit mit WeGreen. Dadurch werden viele Produkte nochmals mit einer Nachhaltigkeitsampel versehen, durch welche man erfahren kann, welche Sozialverantwortung der Hersteller übernimmt.

Die App richtet sich vor allem an den kritischen Verbraucher, der nicht blind alles einkauft, sondern seine Umwelt in Frage stellt und wissen möchte, was sich hinter der Werbung genau verbirgt. Andere hingegen wollen einfach keine kalten Hände mehr im Supermarkt bekommen, wenn sie sich mal wieder im Produktdschungel wiederfinden.

Ich habe mich letztendlich für die günstige Variante der Milch entschieden. Aber nicht nur um meines Geldbeutels willen, sondern vor allem deshalb, da meine beiden anderen Optionen von Barcoo zerschlagen wurden. Denn laut Greenpeace weigert sich der Hersteller der teuren Milch hartnäckig, bei der Produktion auf Tierfutter ohne Gen-Pflanzen umzustellen. Die Bio-Milch ist nach meiner Recherche auch nur eine ESL-Milch – und um einiges fettreicher als die günstigste.

Text: Alexander Holzinger
Fotolizenz: by

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