„Da war sie wieder auf dem Schirm, aus „Gründen der Aktualität“ sogar zwei Tage früher als geplant. Zwar sehr spät, um 23.15 Uhr, und „nur“ auf dem Nachrichtenkanal n-tv, also mit einem Eishauch sibirischer Michel-Friedman-Verbannung, aber immerhin. Sabine Christiansen, viele Jahre lang die Talking Queen des deutschen Fernsehens, ist zurück. (…)
Christiansens Stimme, immer schon ein wenig metallisch, dabei gern ins geschmiert Messerscharfe changierend, scheint in den vergangenen beiden Jahren noch härter geworden sein. (…) Das Publikum saß derweil in Reih und Glied und erinnerte unwillkürlich an einen nordkoreanischen Parteitag. Auch die fünf – selbstverständlich ausnahmslos männlichen – Gäste wirkten merkwürdig aufgereiht. Allerdings konnten sie sich hinter schicken Pulten verschanzen. In der Mitte thronte Oberstudienrätin Christiansen. Ein Gruppenbild mit Domina.
(…) Dabei ist zur seit acht Monaten anhaltenden Weltwirtschaftskrise längst alles – und von allen – gesagt, und so war allenfalls interessant, in welchem Ausmaß Sabine Christiansen zur Karikatur ihrer selbst geworden ist. Und wirklich, sie ist ein großes Stück vorangekommen. (…) Die schönste Frage von Sabine Christiansen lautete: „Haben wir den Bodensatz schon erreicht?“ Nein, sie meinte nicht die neue Unterschicht, das soziale Prekariat, sondern die „Bodenbildung“, den Fachbegriff aus der Börsensprache, der den Tiefpunkt einer negativen Kursentwicklung bezeichnet, von dem aus es wieder dauerhaft aufwärts gehen kann. Aber das kann man in der Hektik schon mal verwechseln.
„Agenda 09″ ist jedenfalls beides: Bodenbildung und Bodensatz. Tiefer geht es nimmer.“
(Reinhard Mohr bei SpiegelOnline über Sabine Christiansens Rückkehr auf den Fernsehschirm mit der Talkshow „Agenda 09“)
Weiterlesen:
Reinhard Mohrs frühere Christiansen-Schmähkritik Nr. 60: „Etwas Schlechteres, Langweiligeres und zugleich Ärgerlicheres, nachgerade Unverschämteres hat man lange nicht gesehen“
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* 150 Folgen Schmähkritik