vonChristian Ihle 03.10.2009

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„Die Parteien tagen gleichzeitig. Kamerateams, Fotografen, Journalisten jeder Art lungern in kleinen Gruppen, die sich zu einem großen Haufen summieren, Stunde um Stunde vor den Türen. Die Fotografin Herlinde Koelbl hat diese Ansammlung, eine Art Flashmob der Aktualität, „die Meute“ genannt. (…)

Wenn sich bei der Union etwas tut, reagiert die Meute nur verhalten. Seehofer bringt ein paar Kameras in Bewegung, Guttenberg läuft auch ganz gut. Normale Minister bleiben fast unbeachtet. Bei der SPD ist das anders. Einmal kommt jemand, man sieht ihn von hinten kaum, aus dem Saal, und die Meute stürzt nach vorn, wogt nach links in Richtung der Kaffeetheke. Fürchterliches Gewurle, Mikroalgen schwanken wie keltische Feldzeichen, Blitzlichter gewittern.
Irgendwann löst sich aus der Traube ein kleinerer Mann, der in einer Kaffeetasse rührt. Es ist Franz Müntefering. Er hat sich nur einen Cappuccino geholt. Nur einen Cappuccino. Er sagt nicht einmal etwas. Der Aufruhr unter den Bild- und Toneinfängern ist so groß, als sei gerade Sigmar Gabriel aus dem Fraktionssaal getreten, um auf einem roten Samtkissen die Gebeine von August Bebel hinüber zur Linkspartei zu tragen.“

(Kurt Kister in der Süddeutschen Zeitung)

Inhaltsverzeichnis:
* Die ersten 200 Folgen Schmähkritik

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