vonChristian Ihle 25.11.2010

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„Die Begleitband sieht aus wie vier Komparsen aus einem Science Fiction-Film der Sechziger, die sich in ein Musikvideo der Achtziger verlaufen haben: Umhängekeyboards und schwarz-silberne Knautschlackkostüme feiern fröhliche Urständ, auch ein Herr mit sorgloser Marillion-Frisur mischt hier mit. In der Bühnemitte krümmt sich über der effekthascherisch blasenden Windmaschine die Sängerin und lässt die Haare flattern; sie steckt in einem Fummel, der ausschaut, als hätte jemand lauter VHS-Tapes zerschnippelt und zu einem Kleid zusammengenäht: Wenn jetzt jemand das Licht anmachte, könnte alles ziemlich albern aussehen. Aber hier macht niemand das Licht an.
(…)
Als jedoch Anfang des Jahres das jüngste Album „Head First“ erschien, war die Verwunderung groß: Auf dem Album, so Alison Goldfrapp in einem Interview, habe man sich um Songs bemüht, die nach vorne schauten.
Tatsächlich aber ist die Musik auf dem Album so rückwärtsgewandt wie ein Trachtenverein. Die Lieder klingen, als wären sie von ebenso schnurrbärtigen wie sonnenbebrillten Superproduzenten mit italienischen Künstlernamen auf flamingofarbenen Mischpulten zusammendesignt worden. (…) Es ist schwer zu sagen, ob man sich nun langweilen oder ärgern soll: Ein Stück wie „Rocket“ kann man gütig als „euphorisierenden Popsong“ betrachten – oder eben als abgeschmackten Retro-Lolli, dessen fader Geschmack allenfalls an die eigenen Erinnerungen erinnert. In jedem Fall steht er beispielhaft für eine Musik, die nicht über die reine Pop-Geschichte als enges Referenzdörfchen hinauszuweisen mag.“

(Eric Pfeil in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung über ein Konzert auf der aktuellen Tournee von Goldfrapp)

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=fjcTUmipxZY[/youtube]
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Inhaltsverzeichnis:
* Die ersten 300 Folgen Schmähkritik
* Wer disst wen?

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