vonSchröder & Kalender 10.08.2006

Schröder & Kalender

Seit 2006 bloggen Schröder und Kalender nach dem Motto: Eine Ansicht, die nicht befremdet, ist falsch.

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Der Bär flattert heute nicht.

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Das Bäckermädchen steht wegen der Hitze des Elektrobackofens und weil sie gern mit vorbeigehenden Kunden plaudert, so oft es geht in der Tür. Gestern berichtet sie mir: »Das ist wirklich ungerecht! Stellen Sie sich vor: Ich habe am Sonntag wie immer in einer Filiale ausgeholfen, meine Kollegin hatte so viele Kunden, da bin ich hinter der Theke geblieben und habe ihr geholfen, obwohl ich eigentlich schon Feierabend hatte. Ich dachte, jetzt kriege ich eine halbe Stunde mehr ausgezahlt, aber die haben mir nur sechs Stunden berechnet. Ich habe mich beschwert, da haben sie gesagt: Das geht schon in Ordnung so. Ich stünde doch sowieso immer draußen und rauche. Also nee! Das ist ungerecht!« Natürlich ist es ungerecht, fragt sich nur: Woher weiß die Personalabteilung das mit dem Rauchen? Beschäftigen die etwa Sozialdetektive?

(BK)

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kommentare

  • Ein Goethe im Bett ist wahrscheinlich gesünder als eine Zigarette im Bett. Von der Brandgefahr ganz abgesehen.

  • Was das Raucherzimmer angeht – einverstanden! Aber wer weiß, was der alte Schwerenöter sonst noch mit dem Bäckermädchen angestellt hätte, um ihm das Rauchen abzugewöhnen. Brötchen auf der Heide …

  • Ich brauche meine Biomilchgaißen nicht anzutreiben, die laufen von selbst hinter mir her.

    Und weil wir gerade beim Zitieren und bei Goethe angelangt sind hier noch ein Zitat vom Dichterfürsten:
    »Aber es liegt auch im Rauchen eine arge Unhöflichkeit, eine impertinente Ungeselligkeit. Die Raucher verpesten die Luft weit und breit und ersticken jeden honetten Menschen, der nicht zu seiner Verteidigung zu rauchen vermag. Wer ist denn imstande, in das Zimmer eines Rauchers zu treten, ohne Übelkeit zu empfinden? Wer kann darin verweilen, ohne umzukommen?«

    Wahrscheinlich hat es zu Zeiten des berühmten Dichterfürsten noch keine rauchende Bäckermädchen gegeben, sonst wäre über die auch hergezogen.

  • Treib es nicht zu weit, Gaißenpeter! Ich bin eine vollemanzipierte Nichtraucherin, die aber im Gegensatz zu Dir einem Bäckermädchen ab und zu ihre Zigarette gönnt. Und damit Du siehst, daß ich mich im Gaißenwesen auskenne, hier ein kleiner Vers, den die Zeitgenossen auf Johann Peter Eckermann sangen, den berühmten Autor der ›Gespräche mit Goethe‹ – auch er war in seiner Jugend ein Hirte –: »Ganz Winsen sich zur Ruhe legt / Kein Lüftchen mehr die Luhe regt / Da hebt Gemuh, Gemecker an / Die Herd voran treibt Eckermann.« Gute Nacht. Barbara

  • Da hast du recht. Und bis jetzt wurden in der Biomilchgaißenmilch auch noch keine Nikotinrückstände festgestellt. Und außerdem sind meine Biomilchgaißen nicht pseudoemanzipiert und haben deshalb auch gar kein Bedürfnis, ständig mit einem Pseudoemanzipiertensymbol im Maul herumzulaufen.

  • Gibt es für Denunziant kein schönes deutsches Wort? Als gemeiner Ziegenhirte ist mein Fremdwörterschatz nicht sehr groß.
    Es hat wahrscheinlich wenig Zweck als gemeiner Ziegenhirte mit lohnarbeitsweltfremden Intellektuellen zu diskutieren. Aber nach geltenden Arbeitsrecht sind Vorgesetze angehalten gelegentlich das Tun und Treiben ihrer Untertanen zu kontrollieren. Und wenn eine Verkäuferin die meiste Zeit mit einer Zigarrete in der Tür steht, dann dürfte sie auch irgendwann von der dekadenten Geschäftleitung entdeckt werden. Ich bin zwar kein Wortist und deswegen sind mir die minimalen Bedeutungsunterschiede zwischen Informant, Denunziant und Tratschweib nicht klar, aber sie sind wohl nicht so groß, als daß man sie nicht als Synonym verwenden könnte.
    Und außerdem, selbst wenn alle Nichtraucher Denunzianten wären, schließt das nicht aus, daß alle Raucher auch welche sind. Und Raucher lassen sich auch leichter mit einer Zigarette bestechen als Nichtraucher, und man kann sie deshalb leichter zum Denunzieren verführen.

  • Wenn jemand in der Tür steht und mit seiner stinkenden Zigarette die Kunden vertreibt, dann kann das jeder sehen und riechen. Dazu braucht man keinen Sozialschnüffler, um das herauszufinden. Nicht mal die dekadente Geschäftsleitung.

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