vonSchröder & Kalender 08.08.2007

Schröder & Kalender

Seit 2006 bloggen Schröder und Kalender nach dem Motto: Eine Ansicht, die nicht befremdet, ist falsch.

Mehr über diesen Blog

Dieser Beitrag vom 31.08.2008 wurde vermutlich beim Headcrash oder sonstwie aus unserem tazblog-Archiv gelöscht. Daher bringen wir ihn erneut.

Der Bär flattert in östlicher Richtung.

25. August. Reise zum Erlanger Poetenfest. Florian Felix Weyh lud ein zur Diskussion. Beziehen Logis im ›Rokoko Haus‹, einem zweistöckigen Stadthaus mit imposanter Sandsteinfassade, Rocaillereliefs, toskanischen Säulen und korinthischen Halbsäulen. Auch die Innenausstattung bietet Rokoko-Ambiente, ebenfalls das Badezimmer. Die Toilette ohne funktionierenden Abzug, Schimmelgestank im Stil der Zeit.

Mittagessen im Ristorante Cesare. Man serviert von Frau Fegro oder Herrn Metro persönlich handgemachte Bandnudeln mit drei hauchdünnen Steinpilzscheiben, eine kleine Vorspeisenportion zu hohem Preis: 8,60 Euro. Dazu 0,5 l saurer Landwein (Aldis Chianti für 2,99 Euro ist um Klassen beser), 2 Espressi – zusammen 31,60 Euro. Banditen gibt es nicht nur in Venedig! Nur immer wieder komisch, was Provinzler sich bieten lassen.

26. August. Im Frühstückszimmer Sigrid Löffler, gemessene Begrüßung. Freundlicher Smalltalk mit F. C. Delius. Um 11:30 Uhr ins Markgrafentheater schräg gegenüber, herrliches Rokokotheater, eines der letzten seiner Art in Deutschland. Volles Haus, trotz des Eintrittspreises von 4 Eulen. Zur Diskussion ›Die Gedanken sind frei – doch was passiert, wenn man sie ausspricht?‹ nehmen auf der Bühne Platz: Dzevad Karahasan, der wortreich das menschlich Verbindende der Literatur betont; Sigrid Löffler beklagt sich in bekannt säuerlicher Manier über die Verwilderung des Feuilletons, in dem sie sich selbst jahrzehntelang getummelt hat. Rolf Schneider spricht über sozialistische Geschmeidigkeit in der DDR-Literatur. Ich (JS) über geschmeidige Illegalität in kapitalistischen Literaturverhältnissen. Florian Felix Weyh moderiert wie immer souverän. Das Publikum hat seine Freude an der gebremsten gepflegten Kontroverse.

poet-klein.jpg
Nachmittags mit der klugen und fröhlichen Syl Glawion, die den alternativen Sender Radio Z leitet, und dem Tonmeister Bernd Distler – auch unser Webmaster – auf die Nürnberger Burg. Wir machen Touristenfotos, alle ganz gut, aber am schönsten ist Nürnberg von oben.

Hauptmarkt, ›Schöner Brunnen‹: Wir drehen den Ring am Schutzgitter um den Brunnentrog – bringt Glück! Ein Stück weiter essen wir jeder sechs Rostbratwürste. Bernd, der notorische Nürnberger, erklärt, warum die Dinger so klein sind: Sie sollten durch die großen mittelalterlichen Schlüssellöcher passen, nach Ladenschluß. Morgen geht’s weiter nach Mainz.

(BK / JS)

Anzeige

Wenn dir der Artikel gefallen hat, dann teile ihn über Facebook oder Twitter. Falls du was zu sagen hast, freuen wir uns über Kommentare

https://blogs.taz.de/schroederkalender/2007/08/08/rokoko-gedankenfreiheit-glueck/

aktuell auf taz.de

kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert