vonSchröder & Kalender 24.08.2007

Schröder & Kalender

Seit 2006 bloggen Schröder und Kalender nach dem Motto: Eine Ansicht, die nicht befremdet, ist falsch.

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Der Bär flattert heute nicht.

Jeder Cent des Eintrittspreises, den wir als Referenten nicht zahlen mußten, lohnt sich. Schließlich zahlen Wagner-Liebhaber für eine Aufführung das Zehnfache. Und beim ›9to5-Festival-Camp – Wir nennen es Arbeit‹ handelt es sich schließlich um das Bayreuth der digitalen Intelligenz. Alles, was sonst bei solchen Großveranstaltungen in die Hose gehen kann, klappte hier. Das muß an der Intelligenz der Veranstalter liegen. Ein kleines Beispiel: Am späten Nachmittag mailte uns Annett Groeschner, ehemals Redakteurin der Zeitschriften ›Sklaven‹ und ›Sklaven-Aufstand‹, ob wir für sie und Ralf S. Werder nicht den Hintereingang freimachen könnten. Wir fragten zurück bei Sylvie Reinhard und tatsächlich standen die beiden pünktlich auf unserer Gästeliste. Zum Dank dafür brachte uns Annett ihr Buch ›Ein Koffer aus Eselshaut mit‹. Es handelt sich um Gespräche mit Peter Jung, dem Sohn von Franz Jung (Edition Nautilus). Nach erstem Blättern in dem Buch war uns klar: Es war ein großer Fehler es nicht zu kennen!

Wir trafen noch viele junge und alte Intelligenz, genannt sei nur der Software-Spezialist und Literaturfreund Ivo Wessel (Ekkehard-Henscheid-Kurator und –Archivar), ein ›Schröder erzählt‹-Subskribent der ersten Stunde. Wir kannten ihn bisher nur per Mail, jetzt lud er uns zu einer Bionade ein.

Auch Rainer Kranich war gekommen, er hatte uns eingeladen zu Son et lumière während der ›Langen Nacht der Museen‹. Vor dem Alten Museum auf der Museumsinsel legt er morgen von 18 bis 2 Uhr auf. Nach dem Motto: Wer zu uns kommt, zu dem kommen wir auch, gehen wir natürlich hin.

Jacob Bilabel, der Sohn von Barbara Bilabel und dem früh verstorbenen Filmer Roland Hehn, wollte uns schon lange treffen, um mit mir (JS) über seinen Vater zu reden. Das klappte immer nicht wegen seiner Engagements bei Sony und YouTube. Und plötzlich hatten wir uns im Trubel verloren – wird nachgeholt.

Und wir begrüßten im fliegenden Wechsel die Leute von der ZIA: Kathrin Passig, Holm Friebe und Jörn Morisse. Philipp Albers erinnerte uns dann, daß er und Holm Friebe während der Buchmesse 2002 bei der Gründung der MÄRZ-Gesellschaft dabei war. Dazu fanden wir in der Korrespondenz folgendes fast schon historische Dokument:

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Die MÄRZ-Gesellschaft ist auch so ein freischwebendes Konzept, das bisher über die Gründung nicht hinausgekommen ist. Und zwar nicht, weil wir das Interesse daran verloren hätten, sondern weil wir mit anderen Sachen beschäftigt waren. Die Idee liegt auf Eis und wird vielleicht irgendwann aufgetaut.

Apropos ›freischwebend‹: Wir waren zu einer Diskussion mit Bernd Cailloux und Adrienne Göhler eingeladen. Cailloux sprach über ein Unternehmen, das 1968 als »Muße-Gesellschaft« begann und mit der Erfindung des Stroboskopslichts als Marketingfirma endete. Ich (JS) erzählte von der Bismarc Media, eine kryptische Agentur ohne konkrete Ziele und Profiterwartungen, die ich 1970 in Frankfurt am Main gegründet hatte. Ich (BK) stellte unser Work-in-progress-Projekt ›Schröder erzählt‹ vor. Adrienne Göhler redete über ein neues Verhältnis von Kultur und Ökonomie und kaprizierte sich auf ein anderes ihrer Lieblingsthemen: das Grundgehalt. Da waren wir als Schneider himmlischer Hosen etwas perplex mangels sozialpolitischer Expertise.

Der wahre Held unserer Gesprächsrunde aber war Jörg Sundermeier, der Verbrecher-Verleger, der das Gespräch moderierte. Ein Notarzt hatte ihm am Nachmittag einen Backenzahn gezogen, und der Kerl moderierte trotz pochender Wunde und kaltem Schweiß auf der Stirn. Ein Indianer kennt keinen Schmerz. So etwas nennen wir Arbeit!

Anschließend brachte uns um 2:15 Uhr am Busbahnhof vor dem Bahnhof Zoo ein junger Mann mit dickem Rollkoffer auf eine neue Idee, und das kam so: »Ach«, sagte Barbara zu ihm und deutete auf seine grüne Festival-Handfessel, »Sie waren ja auch bei 9to5.« »Ja«, seufzte er, »und ich war bei Ihrem Gespräch, aber leider nur die letzte halbe Stunde. Das hat mir gut gefallen. Aber was war das mit der Firma Bismarc Media?« Und während der N9 vom Zoo zum Bundesplatz ruckelte erzählte ich (JS) die Geschichte von der Bismarc Media Agentur. Der Mann war begeistert: »Ich war vier Jahre Software-Entwickler in den USA. Was Sie da erzählen, das klingt doch wie meine Firma, die ich schon lange machen möchte.« Also demnächst: Schröder & Kalender, Entrepreneur-Innovationen. Kostenlose fliegende Beratung jederzeit in allen Zügen und Bussen der BVG.

Das Gelände des RADIALSYSTEM V steht Donnerstag bis Samstag von 12.00 bis 19.00 Uhr jedem kostenlos zur Verfügung. Ob auf dem Deck, an der Spree, in der zentralen Halle oder in den Studios – Platz, Strom und freies WLAN zum Arbeiten mit dem eigenen Laptop gibt es überall. Erst ab 21.00 Uhr kostet es Eintritt. Tickets gibt es im Internet oder an der Kasse des RADIALSYSTEM V. Das detaillierte Programm ist online einzusehen.

Radialsystem V, Holzmarktstrasse 33, 10243 Berlin. Direkt an der Spree, gegenüber vom Ostbahnhof, neben dem Ibis-Hotel (S-Bahn/Bus: Berlin-Ostbahnhof).

(BK / JS)

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