Der Bär flattert in nördlicher Richtung.
Morgen abend wollen wir die 50. Folge von ›Schröder erzählt‹ feiern. Dieses Mal enthält sie eine Blütenlese aus unserem tazblog: ›Wie der Bär flattert‹. Wir werden einige Texte daraus lesen, und Jörg Sundermeier vom Verbrecher Verlag will mit uns über 17 Jahre Desktop Publishing sprechen. Wir werden über die Schwierigkeiten reden im Netz Roß und Reiter zu nennen, Stichwort: Abmahnanwälte.
Außerdem werden einige Szenen aus der ›März Akte‹ gezeigt, die soeben als DVD neu veröffentlicht wurde.
20. November 2007, um 20:30 Uhr
›Monarch‹, Skalitzerstr. 134, neben dem Festsaal Kreuzberg, in Berlin. Eintrittspreis: 4 Euro
Während wir diese Ankündigung schreiben, kommt eine Mail von unserem Subskribenten Jürgen Dohmen:
»Beste Morgenwünsche aus Köln. Ich habe die Folge am Wochenende gelesen. Die Blogballung macht doch einen anderen Eindruck als die Bloglektüre in Häppchenform. Glückwunsch zur gelungenen Folge.
Einen Tip zur Seite 23 (miserable Arbeitsbedingungen in Supermärkten; Gefahr, daß eine Verkäuferin ausrastet): Es gibt ein amerikanisches Buch von Mark Ames (Titel: Going Postal), welches sich mit Amokläufen von Angestellten befasst. Ames hat sich die Mühe gemacht, diese „Modeerscheinung“ seit den 80er Jahren im Detail nachzuzeichnen und kommt zum Ergebnis, daß sie in ursächlichem Zusammenhang mit der Verschlechterung der Arbeitsbedingungen unter Reagan steht. (Going Postal ist anscheinend ein feststehender amerikanischer Ausdruck, da der erste Amoklauf von einem Postler verübt wurde.)
Ames gründete auch in den 90er Jahren, als in Rußland alles möglich war, die Moskauer Zeitschrift The Exile, welche es noch immer unter www.exile.ru gibt. Sie ist, wie Sie es ausdrücken würden, „wenig marktkonform“.
Falls Sie Skurriles mögen, hier ein paar Beispiele vom Wochenende (Auszug aus einer e-mail, die ich eben an ein paar Bekannte schrieb).
1. Fangen wir mit Dieter Thomas Heck und seiner gestrigen, letzten, Sendung „Melodien für Millionen“ an.
Gesucht wurde der spanische Vater einer 40jährigen, die ihn seit 39 Jahren nicht gesehen hatte. Er wurde natürlich gefunden („Ich habe in den 39 Jahren jeden Tag an sie gedacht. Aber ich muß mir vorwerfen, keinen Versuch gemacht zu haben, sie zu finden.“)
Genau. Und bei der Zusammenkunft im Studio wurde dann viel geweint.
Heck: „Er hat nahe am Wasser gebaut.“
Spanier freudestrahlend (mit Übersetzerknopf im Ohr): „Mein Haus ist 50 Km vom Strand.“
2. Zitat aus dem Ausstellungskatalog „Der Giftschrank“ der Bayrischen Staatsbibliothek. (Es geht um die Abteilung Remota, also verbotene Bücher, der Biblothek und deren Entwicklung in den letzten Jahrhunderten):
„…verderblichen Einfluß…In der letzten Woche wurden mir fünf Studenten vorgeführt, die über einen perversen Sexualtrieb klagten. Auf Nachfrage stellte es sich heraus, daß alle dasselbe Buch (Psychopathia sexualis von Krafft-Ebbing) aus der Bibliothek entliehen hatten. Nachdem der Direktor die Ausleihe verboten hatte, hörten die Vorkommnisse auf. Die Studenten konnten schnell durch beruhigendes Zureden von ihrer Homosexualität geheilt werden.“
3. Eine andere Stimmung herrschte im Fernsehsender !Volksmusik-TV, der sich auf Volksmusik und Schlager spezialisiert hat und Auftritte sendet, die in einer Heilbronner Fabrikhalle aufgenommen werden. (So sieht es zumindest, trotz Bühne und Tisch- und Stuhlreihen aus) Das Publikum hat durchschnittlich die 70 überschritten. Die Auftretenden sind völlig unbekannt und werden vom beliebten Schlagersänger Andy (ist unsympathisch und hat eine Visage wie ein Pornodarsteller) angesagt.
Es trat auf Anitha Warnes (lt. Google: Country-Girl mit Zauberstimme) und sang ihren Erfolgstitel: „Ich hol Dir einen runter“. Im Lied kamen auch Sterne vor, aber die Sängerin wußte genau, was sie sang. Und die 70jährigen Zuschauer standen auf und jubelten, wie bei den anderen Sängern auch.
Freundliche Grüße
Jürgen Dohmen«
(JD / BK / JS)