vonSchröder & Kalender 12.03.2011

Schröder & Kalender

Seit 2006 bloggen Schröder und Kalender nach dem Motto: Eine Ansicht, die nicht befremdet, ist falsch.

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Der Bär flattert in nordwestlicher Richtung.
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Die große Ausstellung ›Deep Storage. Arsenale der Erinnerung‹ über das Sammeln, Speichern, Archivieren in der Kunst im Münchner Haus der Kunst hat uns in den 90ern besonders beeindruckt. Da war alles versammelt und erhellend kommentiert, was man zu kennen glaubte von Arman, Beuys, Christo, Duchamp, Oldenburg, Nam June Paik, Spoerri, Warhol – um ungerechterweise nur diese wenigen unter den circa fünfzig ausgestellten Künstlern zu nennen.


Foto: Michael Ruhl
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Und mittendrin – Überraschung! –, hatten wir bis dato noch nichts von gehört: Karsten Bott, ›Von jedem Eins‹, ein monströses Sammelsurium aus Hunderttausenden kurzlebigen, gebrauchten Massenartikeln der Alltagskultur, die der Künstler in seinem ›Archiv der Gegenwartsgeschichte‹ mit inzwischen einer Million Exponaten archiviert hat. Diese variiert er je nach Ausstellungsort durch zeit- und ortsbezogene Objekte. Der Betrachter bewegt sich auf Holzstegen wie auf einer Seebrücke über einem Meer von Objekten und kommt aus dem Staunen über die Schönheit der Installation von Wegwerfartikeln und ehemals nützlichen Dingen nicht heraus.


Foto: Michael Ruhl
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Jetzt schickte uns Michael Ruhl, ein Kollege von Karsten Bott und auf dessen Wellenlänge, eine Mail. Michael hat vermutlich ebenfalls eine Million Dinge in seinen Scheunen in Herbstein, denn er sammelt seit Anfang der 80er Jahre.
Er schrieb: »liebe barbara, lieber jörg.
›von jedem eins‹, die aktuelle ausstellung von meinem kollegen karsten bott in der mainzer kunsthalle mit 300 000 dingen. mittendrin der amendt! seit 1988 betreibt karsten ein archiv für gegenwartsgeschichte, ein versuch – alle möglichen  dinge zu retten, bevor sie zur archäologie werden. bis jetzt hat er 1 000 000 dinge gesammelt, vom ausgekauten kaugummi bis zum holzmodell des mainzer doms. auch ich werde wieder märzbucher in eine kunst-installation einschleusen: am 19.juni in der brüderkirche in kassel zusammen mit dem musiktrio „apostrophe“. herzliche grüße michael«


Foto: Michael Ruhl
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Wer hätte das jemals gedacht, dass einst das Modell des Mainzer Doms zusammen mit drei März-Büchern zum Thema Sex in einer Installation zu finden sein würde?

Die Ausstellung ›Von jedem Eins‹ von Karsten Bott kann man in der Kunsthalle Mainz noch bis zum 1. Mai 2011 besichtigen.

(MR / BK / JS)

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kommentare

  • Mittendrin: „Sexfront“ von Günter Amendt, der am 12.03.2011 bei einem Verkehrsunfall vom Fahrzeug eines mutmaßlich Bekifften erdrückt wurde. Ruhe in Frieden!

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