vonSchröder & Kalender 19.12.2012

Schröder & Kalender

Seit 2006 bloggen Schröder und Kalender nach dem Motto: Eine Ansicht, die nicht befremdet, ist falsch.

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Es ist neblig, wir sehen nicht, wie der Bär flattert.
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Freunde aus der Schweiz waren zu Besuch, und wir hatten am Morgen noch geschnittene Baguette-Scheiben im Brotkorb, die über Nacht hart geworden waren. Wenn man aber das Weißbrot  mit Butter in der Pfanne röstet, schmeckt es köstlich zum Frühstück.

Im Vogelsberg, wo ich (BK) geboren bin, röstete man früher auf der Herdplatte des Holzofens das ›Bähbrot‹.  ›Bähen‹ ist das süddeutsche Wort für Rösten oder ganz allgemein fürs Erwärmen. Man findet den Ausdruck auch bei Christoph Martin Wieland, der im oberschwäbischen Oberholzheim b. Biberach geboren wurde, zum Beispiel in der ›Wasserkufe‹, seiner Verserzählung über den ›Einsiedler und die Seneschallin von Aquilegia‹. Da heißt es: »Es brauchte dieses Mal wohl eine halbe Stunde, / Bis Lutz, von ihr gerieben und gebäht, / Sogar in ihren weichen Rosenarmen / Vermögend ist, zum Leben zu erwarmen.«

geröstetes Mischbrot mit Gänseschmalz, Foto: Barbara Kalender
geröstetes Mischbrot mit Gänseschmalz, Foto: Barbara Kalender

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Wir bähen Graubrot oder Weißbrot in der Pfanne – mal mit Butter, mal mit Gänseschmalz, mal mit Olivenöl. Es gibt viele Varianten:

— Mischbrot in Butter und gehacktem Knoblauch rösten und salzen. So lieben es die Tschechen und trinken dazu Bier.

Käse-Röstbrot, Foto: Barbara Kalender
– Brot in Butter auf einer Seite goldbraun braten, wenden, mit Käsescheiben belegen und mit Paprikapulver würzen.

– Brot in Olivenöl auf einer Seite goldbraun braten, wenden, mit geriebenem Parmesan und gehackten getrockneten Tomaten bestreuen.

– Brot in Butter goldbraun braten und mit Marmelade bestreichen.

Bähbrot war früher meine (BK) Leibspeise. Als Zehnjährige war ich einmal allein zuhause, meine Freundin Heidi Möller V – in Stockhausen musste man die vielen Möllers nummerieren – besuchte mich, und wir rösteten Nachmittags eine Schnitte Bauernbrot nach der anderen, bis wir den ganzen Laib aufgegessen hatten. Noch heute wundere ich mich, dass uns davon nicht schlecht wurde. Nein, wir fühlten uns einfach wohl, und außer runden Bäuchen gab es keine Nebenwirkungen.
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(BK / JS)

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kommentare

  • sowas kannte ich norddeutscher nicht,bis 1ne böhmische freundin TOPINKA machte,mit vielreingeriebenem knoblauch,wenig butter-in der pfanne-super lecker.

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