vonSchröder & Kalender 01.05.2013

Schröder & Kalender

Seit 2006 bloggen Schröder und Kalender nach dem Motto: Eine Ansicht, die nicht befremdet, ist falsch.

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Der Bär flattert in nördlicher Richtung.

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Es muss nicht immer Kaviar sein! Denn auch die anderen Rezepte in Johannes Mario Simmels Bestseller sind gar nicht übel, ebenso wenig seine Kommentare: »Dieses Abendessen brachte 717.850 Schweizer Franken ein.« Dafür würden wir auch mal ein Paprikahuhn kochen.

 

Wir haben eine neue Delikatesse für uns entdeckt: Algenkaviar. Der schmeckt fast so mild wie Kaviar vom Stör und  gehört zu den teuersten kulinarischen Genüssen der Welt, deshalb werden die wild lebenden Störe langsam ausgerottet. Jetzt essen wir also Algenkaviar, und man muss weder ein schlechtes Gewissen haben, noch genug Geld. Alginat wird auch in der Molekularküche verwendet, zum Beispiel in Ferran Adriàs »sphärischem Melonenkaviar«.

 

Algenkaviar mit Spiegelei, tazblog Schröder & Kalender, Foto: Barbara Kalender

Vegetarischer Kaviar, wir zititeren den Hersteller: »Kaviar-Ersatz aus Algen, Algen aus Wildkulturen, handgepflückt, irische See«. Diese Dose haben wir in einem Edeka-Laden gekauft, 100 g kosten 1,59 €. Foto: Barbara Kalender

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Also von der aufgedonnerten Raffinesse zurück zur neuen Einfachheit, die ja nichts anderes ist als die alte Einfachheit. Denn raffiniert einfach kochen die Menschen seit Tausenden von Jahren. Wir gehen heute nicht zu einer Demo, sondern arbeiten am  Tag der Arbeit intensiv an unserer neuen Folge ›Statische Schläue‹, da musste das Kochen mal wieder schnell gehen. Manchmal machen wir Pellkartoffeln mit Crème fraîche und Kaviar. Und zu einem weich gekochten Frühstücksei schmeckt Algenkaviar auch sehr gut.

 

Algenkaviar mit Spiegelei, tazblog Schröder & Kalender, Foto: Barbara Kalender

Foto: Barbara Kalender

 

Dieses Mal gab es bei uns ein Spiegelei mit Algenkavier und Bratkartoffeln – natürlich gaben wir jeder Kartoffelscheibe einen Vornamen. Während wir die Kartoffeln und Spiegeleier brieten, hörten wir mein (BK) Lieblingslied von Joan Baez: ›Bread and Roses‹.

 

[youtube]http://www.youtube.com/watch?v=LWkVcaAGCi0[/youtube]

 

(Words by James Oppenheim, Music Mimi Baez Fariña)

 

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( BK / JS)

 

 

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https://blogs.taz.de/schroederkalender/2013/05/01/kaviar-fur-alle/

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kommentare

  • Lieber Polyphem,

    danke für Dein schönes Gedicht!

    Zu Heinrich Heine: Das ›Wintermärchen‹ haben wir mal als Neujahrsgruß an alle Freunde und Subskribenten verschickt und dazu eine Zuckererbse gelegt, die man dann in einen Topf stecken sollten, damit im Sommer »die Schoten platzen«.

    Schöne Idee? Ja, aber die Dame am Postschalter wollte wegen der Erbse die Neujahrspost nicht als normalen Brief annehmen. Wir sollten Porto für einen Maxibrief nachzahlen, was bei über 300 Briefen uns dann doch zu teuer war. Also wenn wir nur ›Wintermärchen‹ hören, müssen wir an den Wintertag denken, an dem wir über 300 Kuverts geöffnet, die Zuckererbsen rausgenommen und mit Kleber die Kuverts verschlossen haben.

    Herzliche Grüße
    Barbara und Jörg

  • Und Zuckererbsen für Jedermann…

    Danke für den Link zu Joan Baez .Der Hunger nach Brot und Gerechtigkeit wird wohl nie ganz gestillt werden. Da kommt mir natürlich Heinrich Heine in den Sinn, den mein Vater verehrte, was mir einen meiner Vornamen einbrachte.

    “Es wächst hienieden Brot genug
    Für alle Menschenkinder,
    Auch Rosen und Myrten, Schönheit und Lust,
    Und Zuckererbsen nicht minder.

    Ja, Zuckererbsen für jedermann,
    Sobald die Schoten platzen!
    Den Himmel überlassen wir
    Den Engeln und den Spatzen. ”
    (aus “Wintermärchen”)

    Die Beschäftigung mit Kunst kann eine hilfreiche Ersatzdroge für überbordenden Güterkonsum sein, der unser Verbrauchssystem vermutlich in den Ruin führen wird. (Den kultivierten Genuss von Spiegeleiern mit Algenkaviar schließe ich ausdrücklich aus :-)) Leider gibt es so viele „kulturelle Angstbeißer“. Menschen die Angst vor Kultur zu nehmen, halte ich für einen der wichtigsten Aufträge an Politik und Bildungseinrichtungen.

    Ich schrub da unlängst ein Lobgedicht auf den Verzicht.

    Entsagung ist ein Hochgenuss,
    Vorausgesetzt, dass Überfluss
    Die Basis der Askese ist,
    Denn echter Mangel, der ist Mist.

    Wenn Dir auch das Herz zerbricht,
    Sag Dir einfach: „Brauch ich nicht!”
    Sage einfach. „Will ich nicht!”
    Sage nur: „Ich üb Verzicht!“

    Doch wenn Du sagt; „Ich kann das nicht.“,
    So höre nur auf dies Gedicht.
    Es bittet leis um deine Gunst
    Und rät Dir: „Widme Dich der Kunst.“

    (Hast Du noch Gras in der Matratze,
    so mach dem Leben eine Fratze.)
    – In memoriam Wolfgang Neuss –

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